Etwas benommen bin ich heute aufgestanden und habe die restlichen Sachen gepackt. Dann bin ich runter und habe die restlichen Yuan und ein paar Dollar bei einer Frau in Nepalesische Rupien gewechselt, so dass ich schon mal was in der Tasche hatte. Der Kurs war auch nur minimal schlechter.
Wir fuhren dann den Berg weiter hinab und zum Zoll hin. Auch hier mussten wieder ein paar Sicherheitskontrollen passieren und unsere Pässe zeigen, wobei wir jedes Mal in einer bestimmten Reihenfolge stehen mussten. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir den Grenzübergang und schulterten unser Gepäck. Das Chinesische Gebäude war nicht so gross. Wenn du einfach laufen könntest, wärst du in einer Minute durch. Doch wir mussten so lange warten, dass es wir schliesslich nach zwei Stunden hindurch geschafft haben. Währenddessen habe ich nicht einmal meine Lucille oder den gelben Tagesrucksack abgezogen und auf das bin ich schon ziemlich stolz. Ich wartete direkt vor dem Scanner um mein Gepäck kontrollieren zu lassen. Dies wurde jedoch gestoppt, weil vor mir die Deutschen ihr Gepäck aufmachen mussten, weil sie Reiseführer über Tibet dabei hatten. War ja klar, dass sie unvorbereitet waren und dann auch noch ne Szene gemacht haben. Und dann kamen die immer zu mir, um sich darüber zu beschweren und ich musste mich so zusammen reissen. Dabei steht klipp und klar im Internet, wenn du dich auch nur einen Hauch informierst, dass du keine Reiseführer dabei haben darfst – weder über China noch Tibet! Irgendwie haben sie es dann doch geschafft, diese behalten zu können, weil sie die aus einer Bibliothek geliehen hatten. War mir eigentlich auch egal. Dann hiess es wieder uns in der speziellen Aufstellung zu positionieren und unsere Pässe zu zeigen. Jeder erhielt dann einen Stempel fürs Verlassen des Landes. Bevor wir dann das Zollgebäude verliessen, haben wir uns unter teils Tränen vom Guide und den anderen verabschiedet.
Dann kam unser neuer Guide und hat uns mitgenommen über die Brücke, die im Niemandsland über den kleinen Fluss Richtung Nepal führte. Dort mussten wir auch wieder unser Gepäck zur Kontrolle öffnen. Wir wurden anschliessend auf 3 Jeeps aufgeteilt und unser Gepäck auf das Dach gehievt. Unseres wurde nicht mal befestigt. Die Jungs wollten mit mir fahren, was ich sehr schön fand. Unser Fahrer war ein junger, vielleicht Anfang 20 oder so und hat keine Miene verzogen.
Wir fuhren ein kleines Stück hinab zum Immigrationscenter, wo wir fürs Visa anstehen mussten. Es wurden sogar Fotos gemacht. Der Preis hatte leicht hochgeschlagen. So bekamen wir unseren nächsten Stempel im Pass und konnten wieder in die Fahrzeuge einsteigen. Mir fiel auf, dass unser Fahrer immer wieder am Fahrzeug hantierte, während wir beim Immigrationscenter auf unser Visum warteten. Aber wir konnten bei ihm die Bluetooth Spotify von meinem Handy hören und das war noch toll. Dann ging es los und damit eines meiner grössten Abenteuer überhaupt. OMG! Was für ein Tag, wenn ich daran zurück denke! Die Strassen waren so schlecht! Es war als würdest du offroad in Island fahren, einfach 3-4x schlechter und auf der anderen Seite ging es die Schlucht hinunter und es hatte nur Platz für ein Fahrzeug. Ich habe die Jungs auf der Rückbank angeschaut und gesagt „war schön euch kennenzulernen“. Keith meinte „ich schreib gleich meinen Leuten, dass ich sie liebe“.
Von unserem alten Guide wussten wir, dass wir um ca. 15 Uhr in Kathmandu ankommen sollten und weil es bereits Mittag war, hiess dies, dass wir ca. 3 Stunden Fahrt vor uns hatten. Mit dem konnten wir ursprünglich leben, doch der neue Guide meinte, dass es eher 5 Stunden wären. Die erste Hälfte sei auf dieser Strasse und die andere Hälfte sei dann besser. Nun gut. Wir holperten und spulten uns über die Strasse, die es eigentlich nicht mal wert war, so gennant zu werden. Es war eher ein Trampelpfad den Berg hinab durch den Matsch, über Steine oder durch Wasser. So fuhren wir durch den Dschungel von Nepal. Zwischendurch überholte unser Fahrer andere Fahrzeuge und Keith warf ängstliche Blicke aus dem Fenster in die Tiefe hinab. Wenn ein Rad wieder spulte oder einen Stein von der Klippe löste, schluckte ich schwer und stiess ein Stossgebet gen Himmel rauf. Ansonsten war ich meistens zu sehr damit beschäftigt, darauf zu achten, dass mein Kopf nicht gegen das Fenster knallte, weil wir so sehr holperten.
Wir fuhren gerade eine Anhöhe rauf, um dort durch einen kleinen Bach fahren zu können, als es knarzte und knallte. Unser Fahrer versuchte die Anhöhe zu passieren. Nichts passierte. Er stieg aus und kontrollierte ein paar Sachen. Wir hatten keine Ahnung, was passiert war und stiegen ebenfalls aus. In dem Augenblick tauchte das zweite Fahrzeug hinter der Kurve auf und der Guide stieg aus. Nach einem kurzen Wortwechsel erfuhren wir, dass die Achse gebrochen war. Die Australier witzelten, was ich denn nun wieder angestellt hätte. Ausgerechnet ich! Ich half dem Fahrer wortlos ein paar Kleinteile im Matsch zu suchen und folgte ihm, um sie um Fluss zu waschen. Meine Hände wahren voller Schmierfett und Öl. Damit drohte ich spielerisch meinen Mitgliedern, welche angeekelt zurück wichen und lachten. Der Guide meinte, dass wir 4 km vom Fahrzeugwechsel entfernt wären. Wir überlegten, ob sie schon mal voraus fuhren und uns dann abholten. Ich meinte, dass wir die 4 km auch gerne zu Fuss machen könnten (ja, im Nachhinein ist mir auch klar, dass das glatter Selbstmord gewesen wäre!). Schliesslich meinte der Guide, dass wir uns halt einfach auf die andern zwei Fahrzeuge aufteilten. Die Jungs verschwanden sofort bei den Aussies, die Verräter! Während ich mich mit dem Guide zu den Deutschen und der Selbstsucherin gesellen musste. Ich kann dir sagen, das waren lange 4 km für mich. Keine Musik und kaum ein paar Worte wurden gewechselt.
Schliesslich kamen wir an eine grosse Warteschlange von Trucks an und fuhren an diesen vorbei bis es nicht mehr ging. Wir mussten aussteigen und uns entscheiden, ob wir Gepäckträger wollten oder nicht. Ich fand, da es gemäss Guide ja nur 15 min waren, dass ich das selber tun wollte. Das war der grösste Fehler meines Lebens, wie sich dann herausstellen sollte! Kinder und Erwachsene scharrten sich um unsere Fahrzeuge und uns und versuchten ein Gepäckstück zu ergattern, um es selbst schultern zu können und dadurch wenigstens ein paar Rupien zu verdienen. Ich band meinen Katzensack von Mama, der voll war mit Wasservorräten und Snacks an Lucille, wo er im Takt meiner Füsse hin und her baumelte. Dann warf ich mir Lucille über die Schulter und den gelben Tagesrucksack auf die Brust.
Ich folgte den anderen durch die Menge, welche leer ausgegangen war und vorbei an Truckfahrer, die seit Wochen darauf warteten, dass die Strasse wieder befahrbar wurde. Wir kamen an eine erneute Menschenmenge. Durch diese quetschten wir uns und standen dann in der Nähe eines Militärangehörigen, welcher dem Bagger direkt vor mir und und den Menschen, die oberhalb des Baggers in unsere Richtung durch frische Erde kamen Zeichen, gab. Da ich aber nicht sehen konnte, was dahinter war, machte ich mir keine Gedanken. Eigentlich ging ich davon aus, dass wir, wie die anderen Menschen, links am Bagger vorbei durch die kleine Anhöhe durch die Erde klettern müssen und dann auf der Rückseite des Baggers wieder hinab. Hinter mir war ein Schulbus, natürlich leer. Der wartete ebenfalls wieder auf seinen Einsatz. Keith, der süsse Kerl, verteilte derweil Weingummis an die Einheimischen und ich stand einfach still da und schwitze. Zwischen Schulbus und mir standen noch zwei junge Nepalesen und hielten sich engumschlungen. Ich dachte, dass das doch sehr ungewöhnlich und dennoch unglaublich schön war, in einem solchen Land auf gleichgeschlechtliche Liebe zu treffen.
Der Militärmann gab ein Zeichen und der Bagger hörte auf zu arbeiten und machte für die Leute Platz. Doch ich lag falsch. So so falsch! Die Leute liefen rechts am Bagger vorbei und nicht links. Ich folgte dicht hinter Matt den anderen. Und dann sah ich es. Ich krieg jetzt noch das Herzflattern, wenn ich daran denke! Direkt hinter dem Bagger war die Strasse weg. Einfach weg. Wo sie mal gewesen war, klaffte nun ein riesen Loch und es ging steil hinab in die Tiefe, wo man den Fluss rauschen hören konnte. Ich blickte Matt hinterher, der sich links über einen kleinen Vorsprung der Wand entlang einen Weg über den Abgrund suchte. Ich zitterte. Der Vorsprung war so breit wie Lucille und so uneben und voller Steine, dass ich mich in meinem Geiste schon runterstürzen sah. Ich klammerte mich so gut es ging an die Steinwand mit einer Hand und hielt mir mit der rechten den gelben Rucksack fest an die Brust. Eigentlich wollte ich nicht hinab sehen, wirklich nicht. Aber ich musste, ansonsten wäre ich gestolpert und definitiv in den Tod gestürzt. So konzentrierte ich mich total angespannt auf meine Füsse und den nächst möglichen Halt, während meine linke Hand Schweisspuren auf dem Stein hinterliess. Ich hatte Todesangst. Am liebste hätte ich geweint. Solche Angst hatte ich das letzte Mal, als zu Zeiten meines Ex einer auf Drogen mit dem Fleischermesser auf uns los ging und ich versuchte beide zugedröhnten Männer unter Kontrolle zu halten. Innerlich fluchte ich auf! Scheisse Aurelia! Verdammt! So habe ich das mit dem Abenteuer auch nicht gemeint! Der Schweiss lief mir in die Augen und brannte. Ich traute mich nicht mal zu blinzeln, auch auf die Gefahr hin, dass ich dann die Linse verlieren würde und dann blind auf einem winzigen Vorsprung stehen würde, vollbepackt und panisch. Endlich erreichte ich die andere Seite und hätte mich am liebsten vor Freude und Erleichterung schluchzend in die Arme der Jungs gestürzt. Doch die liefen schon weiter, einzig der Guide blieb stehen und wartete darauf, dass alle Mitglieder den Abgrund überquert hatten. Er nickte mir nur zu und lächelte freundlich.
Ich folgte den anderen den Berg wieder hinauf und an unzähligen gestrandeten Trucks vorbei. Mittlerweile lief mir der Schweiss in Strömen über Gesicht und den Körper hinab. Ich machte nur kleine Schritte und sah konzentriert auf den Boden, um nicht über einen Stein zu stolpern. Nach einer Weile kam ich dann bei den anderen an. Wir hatten die anderen Jeeps erreicht. Ich fluchte auf. Von wegen 15 min, das war ne gute Stunde! Die Gepäckträger wurden bezahlt. 200 Rupien. Ich fluchte innerlich noch mehr auf, weil es so viel günstiger war, als uns unser alter Guide gesagt hat und ich dann nicht Todesqualen hätte aushalten müssen. Ich sah die Jungs an und fragte, ob wir wieder zusammen fahren. Das stand für sie ausser Frage und so bestiegen wir einen der Jeeps und knallten unser Gepäck auf die letzte Bank. Die Selbstsucherin sollte oder wollte zuerst auch zu uns einsteigen, ging dann aber wieder zu den Deutschen. Dann kam der Guide und wollte auch einsteigen. Hat es sich dann aber auch anders überlegt und folgte ihr. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass wir dieses Fahrzeug auch kaputt machen würden.
Die Strassen waren keinen Deut besser als die zuvor! Uns unser Fahrer komplett wahnsinnig! Er klebte an den anderen Fahrzeugen und machte die wildesten Überholmanöver. Sein Radio war kaputt und hatte kein Bluetooth. Die Jungs sprachen nur Blödsinn; über ungewöhnliche Orte, wo man Sex hatte, von heissen Duschen, Essensgelüsten und alles. Um 15 oder 16 Uhr machten wir einen Stop für einen späten Lunch. Der Guide meinte, dass es ab jetzt nochmals ca. 2-3 h wären, je nach Verkehr. Die Strassen wurden minim besser. Kurz vor Kathmandu kamen wir in den Stau. Es wurde bereits dunkel. Und fing dann an zu regnen. Unser Fahrer war so kalt, dass er sogar eine Ambulanz überholte. Um 19 Uhr standen wir immer noch im Stau und machten eine kurze Pinkelpause. Wir kamen an einer Unfallstelle vorbei, an der ein Truck einen anderen aus dem Schlamm zog. Danach wurde es für eine kurze Strecke besser, bevor wir wieder in den Stau kamen. Endlich wurde der Verkehr lichter und wir erreichten kurz vor 21 Uhr unser Hotel. Wir waren die ersten und erschöpft. In Tibet wäre es nun 23 Uhr und das hiess, dass wir 14 h unterwegs waren statt der ursprünglich genannten 8 – 9 h. Wir bekamen unsere Zimmer netterweise auch ohne den Guide und unser Gepäck wurde in diese getragen. Kurz danach kam das zweite Fahrzeug mit den Aussies und dem Gefängniswärter. Sie erzählten uns, dass der dritte Jeep in einer Kontrolle stecken blieb und deshalb später komme. Wir würden uns aber um 21.30 Uhr fürs Abendessen in der Lobby treffen.
Ich ging hoch und nahm eine ausgiebige Dusche. Sand und Staub verschwanden mit dem ganzen Schweiss im Abfluss. Ich zog mein rotes Blumenwickelkleid aus dem Rucksack und zog es an. Ich sah richtig schick aus! Aber es war unsere letzte Nacht und immer noch heiss. Ganz ungewohnt. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir vor zwei Tagen gerade noch beim Mount Everest waren. Ich war die erste am Tisch und bestellte mir einen Wassermelonen-Martini und ein Tonic. Essen wusste ich auch schon, wollte aber damit auf die anderen warten. Dann kamen die Aussies und sie fand, dass ich sehr gut aussähe. Keith setzte sich neben mich und Matt neben ihn. Sie waren noch ungeduscht und erzählten von einer tollen Dachterrasse mit Bar und super Barkeeper. Der Gefängniswärter nahm mir gegenüber Platz. Der dritte Wagen war immer noch nicht da. Wir beschlossen noch kurz zu warten und quatschten ein bisschen. Um 22 Uhr hatten wir nun vollends Hunger und bestellten. Kurz darauf kamen die anderen endlich an. Die Deutschen kamen sich nur kurz verabschieden, weil sie in der Frühe schon zum Flughafen müssten. Der Guide gab uns ein paar Tips, falls wer doch ein paar Tage Zeit hätte die Stadt zu sehen, ass mit uns und verabschiedete sich dann auch. Er hatte am nächsten Tag eine neue Tour und eine Stunde Heimweg. Die Selbstsuchende sagte nach dem Essen ebenfalls Gute-Nacht. Nur wir 6 beschlossen aufs Dach zu gehen. Matt warf mir einen Blick zu und meinte, dass ich toll aussähe. Keith grinste nur. Oben lief ich der Mauer entlang und blickte von überall her hinunter. Die Terrasse war wunderschön eingerichtet. Mit Lampen und Pflanzen und Tischen mit Stühlen und sogar ein paar gedeckten Lounges. Wir nahmen den grössten Tisch unter freiem Himmel.
Während ich hinter einer Lounge hinab sah und an meinem zweiten Cocktail vom Essen schlürfte, kam Matt vorbei. Wir sahen uns an und ich dann hinab. Schliesslich meinte er, sie bestellen gerade ihre Getränke. Ich lief also in die kleine Bar hinein und sah mir die Getränkewand an. Mein Blick fiel auf Souza und ich fragte den Kellner, was das denn sei. Er meinte Tequila und gab mir ein Shotglas, um probieren zu können. Natürlich tat ich dies, befand es aber nicht nach meinem Geschmack. Ich entdeckte dann eine Jose Cuervo Flasche Gold und erklärte ihm, wie man diese trinkt. Er fand das sehr spannend. Dann fiel mein Blick auf den Gin. Es war ein lokaler und ich durfte diesen ebenfalls probieren. Ich bat ihn um einen Martini und 5 Shots mit dem Gin. Deb trinkt nicht, so konnte ich aber mit den Herren zusammen trinken. Ich setzte mich Matt gegenüber neben Rob. Mein Martini wurde richtig edel serviert. Matt fragte grinsend, ob er geschüttelt oder gerührt sei. Die Shots wurden verteilt. Alle fluchten lachend und warfen mir einen amüsiert vorwurfsvollen Blick zu. Sie rieten, was es denn diesmal sein könnte. Keith kam als einziger auf Gin. Wir stiessen an und kippten die Gläser in uns hinein. Der Gefängniswärter stand kurze Zeit später auf und verliess wankend das Dach. Wir amüsierten uns köstlich. Mit einem Blick auf sein Bier, das er kaum angerührt hatte, machte ich mir aber dann doch kurz Sorgen. Matt holte das Glas und die Flasche von seinem Platz und gab das Glas an Keith, während er die noch ziemlich volle Flasche selber behielt. Währenddessen plauderten wir einfach zu 5 weiter. Ich bestellte noch eine Runde Shots, aber dieses Mal mit einem lokalen Vodka. Nach dieser Runde verschwanden auch die Aussies. So war es nur noch unser Trio.
Ich nippte ganz leicht an meinem Martini. Die Jungs bekamen schon glasige Augen. Der Kellner kam vorbei und wir quatschten lange mit ihm über Japanisch und Fremdsprache lernen, bevor er dann wieder in der Bar verschwand. Matt rauchte bereits der Kopf. Als Keith auf dem Klo verschwand, hatte ich das erste Mal die Gelegenheit und konnte mit Matt etwas ernster sprechen. Er war augenblicklich ruhiger und nicht mehr der Spassvogel und Schnudergoof, den er immer gab, wenn Keith anwesend war. Er wurde sogleich ernster und sein Blick schweifte ins Leere ab. Ich sah ihn an. Ich sprach ihn behutsam auf seine Scheidung an. Und er erzählte. Er hätte vor Jahren als Schauspieler gearbeitet und in ein paar Filmen mitgewirkt, unter anderem The Kings Speech. Doch seine Familie hätte ihn nie darin unterstützt und gemeint, dass das kein Brötchenjob sei und er gefälligst einen richtigen Job suchen solle, eine Frau finden und heiraten, ein Haus kaufen. Das hätte er auch gemacht und dann folgte im Mai die Scheidung. Seither sei er arbeitslos und reise ein bisschen umher. Ich konnte Tränen in seinen Augen sehen und wäre am Liebsten um den Tisch, um ihn fest in den Arm zu nehmen. Doch in dem Augenblick kam Keith zurück und Matt setzte wieder sein Lausbubengesicht auf. Der ernste Matt war verschwunden. Ich bestellte noch eine Runde Shots mit einem lokalen Brandy. Matt grummelte, dass ich ein unanständiges Mädel sei und grinste. Keith verdrehte nur lachend die Augen und nippte an seinem Glas. Matt bestellte noch einen grossen Whiskey für sich. Als ich probieren wollte, brachte er das Glas ausser Reichweite und gab mir das Bier und das Shotglas von Keith. Ich grummelte etwas. Irgendwann fragte ich die Jungs, wer noch genug Akku hätte auf dem Handy. Ich wolle jetzt tanzen. Keith strahlte und Matt grinste. Während ich aufstand und um den Tisch ging, um Keith an den Händen vom Stuhl zu ziehen, suchte Matt einen Song aus. Ich nahm Keith an den Händen und fand, dass ich einfach leider nicht tanzen könne. Er grinste und meinte, dass er es mir zeigen würde. So liefen wir Hand in Hand zur Fläche neben dem Tisch. Als Justin Timberlake erklang, hielt mich Keith fest und zeigte mir den Füssen, was ich tun müsse. Ich tat es ihm nach und musste immer lachen. Dann machten wir ein paar Drehungen. Er liess mich los und führte ein paar lustige Tanzfiguren vor, welche ich spasseshalber immer mit was komischen verglich. Dann kam Matt zu uns und tanzte mit. Ein paar Songs später liess Matt Michael Jackson laufen und wir tanzten lachend und singend dazu. Der Kellner kam und brachte die Rechnung. Ich wollte zahlen, doch Keith kam mir zuvor. Mit einem fetten Kuss auf seine Wange, umarmten wir uns fest. Dann tanzten wir weiter. Matt sprang irgendwann auf einen steinernen Bartisch und tanzte dazu im Michael Jackson Stil, während ich bei Keith stand und ihn von hinten umarmt hatte. Lachend genossen wir das Schauspiel. Als Matt dann vom Tisch runtersprang und den Moonwalk machte, war es an der Zeit, ins Bett zu gehen. Wir packten unsere Sachen und liefen lachend und kichernd die Treppe runter zum Lift. Auf unserem Stockwerk verkrochen wir uns in unsere Betten und ich nahm mir meine Linsen seit Tagen das erste Mal von den Augen, auch wenn ich mich hierbei sehr konzentrieren musste, um mir nicht aus Versehen die Augen auszustechen. Es war 3 Uhr morgens und wir seit 20 h auf.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!