Land 6 / Reisetag 38

Ich habe ausgeschlafen. Schliesslich kann ich jeweils gut aufs Frühstück verzichten. Mein Spatermin ging kurz vor Mittag los und ich machte mich dann bereit. Als ich aufstand, sah ich, dass das Bett von Jenny unbenutzt dalag. Wo war sie? Hatte sie jetzt wirklich einen Typen aufgegabelt und das bekommen, was sie wollte? Ich hoffte nur, dass ihr nichts passiert war. 

Ich lief Richtung Spa und holte noch kurz das Dippingset für den Kaffee. Dann bekam ich eine WSMS von Jenny. Ihr gehe es gut, sie hatte einen Typen kennengelernt. Den Rest konnte ich mir denken. Danach ging es zum Spa für 5 Stunden! Und dann bekam ich sogar noch Lunch! Als meine Masseurin über mich auf meinen Rücken krabbelte, dachte ich zuerst für einen Moment, dass sie mir nun alle Knochen brechen werde, aber es war okay. Ich liess mich einfach fallen und bin zwischenzeitlich sicher mehr als nur einmal weggepennt. Ich hatte das so nötig. Zwischen den Behandlungen konnte ich jeweils kurz duschen und mich dann abermals hinlegen für die nächste Behandlung.

Am frühen Nachmittag war ich fertig und fragte die nette Rezeptionistin, wo ich am besten Haare schneiden könne. Sie gab es mir auf Google Maps ein und ich folgte dem Navi dorthin. Es war ein Barbiershop für Männer. Aber weil ich ja schon kurze Haare hatten, nahmen sie mich auf. Es gab nur ein bisschen Schwierigkeiten mit der Kommunikation. Es kam ein junger Herr und bedeutete mir, ihm zu folgen. Wir gingen durch den Shop und mit dem Lift in die nächste Etage. Dort wurde mir bedeutet, dass ich mich setzten dürfe. Eine Dame kam und bedeutete mir, mich hinzulegen. Sie wusch mir meine Haare, die vom Massageöl nur so trieften, und auch gleich noch mein Gesicht in einem. Ja, ich lag wirklich komplett flach auf einer Liege, während sie mir die Haare und das Gesicht wusch und anschliessend massierte. Es war ziemlich strange. Dann bedeutete sie mir, mich aufzusetzen und auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Dann kam ein weiterer junger Herr und wir verständigten uns mit Händen und Füssen und ich zeigte ihm, was ich wollte. Er schnitt. Brauchte nur ein paar Minuten und zeigte mir dann das Ergebnis im Spiegel. Sah mich fragend an. Ich zeigte ihm mit den Händen, wo er noch etwas schneiden dürfe. Dies tat er. Danach war ich zufrieden. Ich ging wieder hinab und bezahlte.

Danach lief ich gemächlich durch die Strassen zurück zum Hostel. Heute wäre es unsere letzter Abend mit der Vietnamgruppe und so musste ich mich zusammenreissen und wenigstens mit allen zu Abendessen. Im Hostel traf ich ein paar von gestern und wir plauderten kurz. Im Zimmer redeten alle auf mich ein. Wohin ich den plötzlich verschwunden bin? Und warum ich denn plötzlich 5 Typen hätte (auf dem Foto waren aber 4 Typen und eine Frau, aber egal)? Und sowieso?! Am Liebsten hätte ich allen gesagt, die sind wenigstens nett zu mir und reden auch mal mit mir! Aber ich war natürlich ruhig. Unten gab es wieder Happy Hour Bier und ich sah wieder ein paar von gestern. Lud sie zu unserer Gruppe ein. Dann gingen wir los zur Partymeile fürs Abendessen. Ich blieb genau so lange, bis wir gegessen und bezahlt haben und verabschiedete mich wieder. Ich wollte zu den anderen. Zu den netteren. Aber wer kann es mir schon verdenken?

Ich lief rasch zum Hostel zurück. Auf der Treppe traf ich sie auch schon. Betrunken. Sie hatten Party mit Einheimischen gemacht und ich war unsagbar neidisch. Der Aussie und ich warfen uns vielsagende Blicke zu. Der heisse Kerl von letzter Nacht war nicht zu sehen. Insgeheim war ich etwas enttäuscht. Einer wollte einen Kollegen in der Stadt treffen und ich schloss mich ihnen spontan an. Der Aussie hatte ein eigenes Motorrad. Und obwohl ich wusste, wie viel er schon getrunken hatte, stieg ich bei ihm auf. Ich bekam seinen Helm. Sicherheit geht schliesslich vor. Ich dachte kurz an meine Familie. Wie die ausflippen würde, wenn sie mich jetzt sähen und wüssten, dass ich bei jemandem mitfuhr, der angetrunken war. Die Typen hatten offensichtlich ganz schlechten Einfluss auf mich; zuerst viel Alkohol mit Drogen und jetzt fuhr ich auch noch bei betrunken Typen mit! Das würde ich zuhause NIEMALS machen und selber jeden zusammenstauchen, der dies täte! Aber ich hatte null Angst. Ich hatte bei ihm einfach dieses gute Gefühl, dass schon alles gut kommt. Als die Fahrt los ging, war ich mir zum Teil dessen zwar nicht mehr ganz so sicher, aber es musste ja keiner erfahren. Einmal haben wir ein Auto gestreift und ich habe mir einen blauen Fleck am Knie geholt. Ansonsten habe ich ihn einfach durch die wuselnden Strassen von Hanoi gelotst, dem anderen hinterher und habe es einfach genossen. Alles in mich aufgesaugt, wie so ein Schwamm. Wir landeten lustigerweise in der selben Strasse wie mein Spa und trafen den Kollegen in einem indischen Restaurant. Ich war vom Abendessen zwar pappsatt, aber bestellte mir einfach eine kleine Vorspeise mit Pakoras und natürlich Mango Lassie. Dan kam das Naan. Und was für ein Naan da kam! Du meine Güte! Wir haben dann den Ausdruck Holy Naan erfunden. Es war gigantisch! So gross wie unsere Omakatz! Wir haben gegessen und gequtascht und es war einfach schön.

Die 3 Jungs wollten dann noch in einen Klub und ich habe gesagt, dass ich zurück ins Hostel gehe. Ich kenne den Weg und würde laufen. Das liess der Aussie nicht zu und so fuhren mich alle nach Hause. Ich habe den Aussie lange gedrückt und er hatte wieder diesen Welpenausdruck in den Augen. Ich glaube, er war wirklich traurig, dass wir uns nicht mehr sehen würden. Dann bin ich hoch ins Zimmer und habe dort Olivia getroffen. Wir haben kurz gequatscht und ich habe ihr die Story mit dem heissen Kerl erzählt. Und sie konnte einfach nicht verstehen, was ich hier tat. Ich habe ihr gesagt, dass mein Mann der erste wäre, dem ich solche Stories erzähle und das nennt man Vertrauen. Ich kann solches oberflächliches Getue echt nicht mehr haben. Immer werde ich verurteilt! Wären sie etwas netter, dann hätten sie auch mehr Spass mit mir. Imfall! Ich habe dann von der Terrasse Gesang gehört und ihr gesagt, ich gehe jetzt hoch. Vielleicht ist ja der heisse Kerl oben. Ha! Und wie!

Ich ging hoch. Der Aufenthaltsraum war spärlich beleuchtet und ich sah ein paar Leute auf dem Boden sitzen und in einen Laptop starren. Der heisse Kerl sass auch da! Juhu! Ich setzte mich zu seinen Füssen und schaute mit. Es war It Part 2. Ich kenne ja nicht mal den ersten Teil, aber das war mir im Moment egal. Nach einer Weile gingen ein paar und ich konnte mir den Platz gleich neben ihm ergattern. Plötzlich rumpelte es und das Licht ging aus! Ein paar der Mädchen schrieen kurz auf und versteckten sich hinter Schals oder mitgebrachten Decken. Ich war hin und weg. War ich doch ohnehin schon auf dem Horrorfilmtrip, war das gerade die perfekte Stimmung hier! Wenn ich mich noch an den heissen Kerl kuscheln kann, hätte ich wieder was, dass ich meinen Mann erzählen könnte und der könnte wie immer mit den Augen rollen und was von „Teenie Relchen“ faseln. Doch ich traute mich kaum, zur Seite zu schauen. Irgendwann döste er auch ein und ich versuchte ihm möglichst viel Platz zu machen und habe ihn sogar etwas zugedeckt. Und bis der Film zu Ende war, war es auch schon wieder 3 Uhr morgens geworden. Ach Hanoi, was hast du mir tolles beschert! Genau so sollte Reisen sein!

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

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