Land 2 / Reisetag 11

Diese Nacht war grauenhaft in Shigatse! Nachdem ich das Licht gelöscht habe, um zu schlafen, konnte ich von der Lobby her die Strassenkatze von gestern Abend jämmerlich miauen hören. «Vielleicht ist eines der jungen oder die Mama jetzt im Hotel eingeschlossen», ging es mir durch den Kopf. Ich war kurz davor aufzustehen, um nachzusehen. Irgendwann war es dann doch still und ich bin eingeschlafen, nur um dann mitten in der Nacht von meinem Unterbewusstsein geweckt zu werden. Zuerst verstand ich nicht, weswegen ich war wurde. Bis ich die Geräusche vernahm. Es klang so, als wäre etwas grosses in meinem Zimmer, eine Person oder so, die sich durch meine Sachen wühlte und mit einer Papiertasche hantierte. Vor allem, weil es direkt von vor meinem Bett kam. Ich habe kaum zu atmen gewagt. Und plötzlich hörte das Geräusch mitten drin auf. So als würdest du eine Actionszene pausieren. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen. Es war so unheimlich! Nach ein paar Minuten angestrengtem Lauschen, ob es wieder kommt, was jedoch nicht passierte, habe ich mich blitzschnell zur Seite gedreht und das Licht angemacht, die Brille aufgesetzt und zu meinem Rucksack geschaut. Da war nichts. Natürlich. Ich habe tief Luft geholt und bin ziemlich verstört und zittrig aufgestanden und habe das ganze Zimmer abgesucht und sogar alle Wände abgetastet und abgeklopft, inklusive Schrank. Da war absolut nichts! Und nein, ich habe nicht geträumt, weil mein Traum um völlig was anderes ging und ich habe sonst schon so einen Katzenschlaf. Ich habe mir das garantiert nicht eingebildet. Auf jeden Fall konnte und wollte ich das Licht nicht mehr ausschalten, von Schlafen konnte sowieso keine Rede mehr sein. Da bin ich halt im Bett geblieben und habe ein bisschen gelesen und Picross gespielt. Was schön war, war die Nachricht meiner Schwester, dass der Kleine auf die Welt gekommen ist und alles gut ging. Jetzt bin ich wieder Tante! So toll! Und das Foto ist herzallerliebst! Später bin ich dann aufgestanden und habe dann meine Sachen fertig gepackt und habe es sogar fertig gekriegt, dass ich alles in den grossen Rucksack brachte, sogar meine Wanderschuhe. Auch meinen seit Peking mitgeschleiften Proviant. Den ich wahrscheinlich noch nach Kathmandu mitnehmen werde.

Danach trafen wir uns in der Lobby und bestiegen unseren Bus, der uns zu unserem Restaurant brachte fürs Frühstück. Dort gab es ein kurzes Durcheinander, weil Deb es sich anders überlegt hat mit ihrem Frühstück und der Guide dann dachte, er müsse jetzt ihres essen, dabei hat er meine Vorbestellung gemampft. Danach konnten wir entscheiden, ob wir bei diesem Kloster die Outdoor Kora machen möchten oder mit dem Führer eine Besichtigung dessen. Ich habe mit den meisten mich für die Outdoor Kora entschieden und die ging über eine Stunde der Klostermauer entlang den Berg hinauf, um eine Festung und dann wieder hinab in die Stadt und dann wieder der Klostermauer entlang. Ich war ziemlich schnell und bin einfach den Einheimischen hinterher und habe alles angeguckt und genossen. So war ich dann schnell mal den anderen voraus. Irgendwann hatte ich die Klostermauer hinter mir und kam Richtung Festung. Da versuchten zwei alte Damen einen Ast von einem Baum runterzuziehen. Ich lief einfach hin und habe ihn für sie runtergezogen und sie konnten so die Früchte pflückten. Im ersten Moment haben sie es gar nicht kapiert, aber dann fanden sie es grossartig und haben mir überschwänglich gedankt. Dafür haben der Gefängniswärter und die Selbstsuchende mich eingeholt und sie musste dringend aus Klo. Ich lief einfach weiter und kam an eine Kreuzung, an der ich nicht wusste, wo die Kora weiterging. Die alten Damen von vorhin zeigten mir die Richtung und winkten mir lachend hinterher, während ich mich auf nepalesisch dankend weiter auf den Weg machte. Zwischendurch sah ich zurück, um mich zu vergewissern, dass die anderen zwei mir folgten. Zuerst wollten sie den Weg vor der Festung zurück ins Dorf nehmen, kamen mir dann aber trotzdem hinterher. Hinter der Festung hatte es ein WC, aber das war anscheinend geschlossen. So liefen wir um die Festung herum und hinten den Berg hinab ins Dorf. Da ich den Weg wusste und auch, dass die anderen ihn sicher nicht finden würden, lief ich langsamer und sah mich immer wieder nach ihnen um. Schliesslich kamen wir an einen kleinen verstecken Markt, an den sich sicher kaum Touristen verirrten, denn die Einheimischen waren ganz aus dem Häuschen als sie uns sahen. Der Selbstsuchende konnte da endlich aufs Klo. Und wir liefen dann weiter zurück zum Kloster, wo wir die anderen trafen.

Nach einer kurzen Pinkelpause liefen wir Richtung Bus und mussten irgendwo an einer Strasse warten. Während die anderen sich angeregt miteinander unterhielten, hatte ich nichts zu tun und sah mich ein bisschen um. Dann sah ich ein paar Leute zwischen zwei Bäumen in deren Äste starren und miteinander diskutieren. Jemand stocherte mit einem Metallstab in den Blättern rum. Ich dachte, vielleicht kann ich helfen und lief rüber. Natürlich habe ich das winzige braune Tigerkitten sofort entdeckt, das in einem Baum auf einem grossen Ast sass, mich ansah und herzzerreissend miaute. Ich versuchte mit den Einheimischen zu kommunizieren und fragte hilflos, ob sie mir eine Räuberleiter machen könnten. Sie sahen mich nur verständnislos an. Ich lief dann um den Baum herum, versuchte auf einen Betonklotz zu steigen und so an das Kitten ran zu kommen. Vergeblich. Ich rief nach den Britischen Jungs. Da sie mich aber nicht hörten, rannte ich zu ihnen und rief, dass ich ihre Hilfe brauchte und rannte schon wieder zum Baum zurück. Sie kamen natürlich sofort angelaufen. Ich zeigte ihnen das hilflose Kitten und fragte, ob sie mir eine Räuberleiter machen könnten, was sie selbstverständlich umgehend taten. Jedoch war der grosse Ast einfach zu hoch. Währenddessen versuchte ein Einheimischer auf den Baum zu klettern, doch ohne Erfolg. Ich packte mir die Metallstange und versuchte sie dem Kitten in Nöten hinzuhalten, doch es verstand natürlich nicht, was es damit machen sollte oder dann war die Stange wiederum zu kurz. Ich fand eine Abfallzange und habe es mir ernsthaft damit überlegt, doch die war noch kürzer als die Metallstange. Inzwischen waren wir umzingelt von Einheimischen, die gebannt das Spektakel verfolgten. Ich sagte den Britischen Jungs, dass einer von ihnen mit der Metallstange das Kitten vom Ast schubsen soll und wir fangen es mit meiner grünen Fleecejacke auf. Hierzu erhielten wir auch gleich die Hilfe eines engagierten Einheimischen. Doch leider klappte dies auch nicht, denn das Kitten lief Richtung Baumstamm und dann noch einen Ast höher. Irgendwann stand ich zwischen den Bäumen an der Strasse und blickte diese hinab. Auf der anderen Seite ein Stück entfernt, sah ich unseren Bus und dass die anderen auf uns warteten, denn der Führer sah mich und machte entsprechende Gesten. Ich schrie zu ihm herüber, er solle doch den Bus hierherfahren. Er schüttelte den Kopf. Da schrie ich nochmals zu ihm rüber, sie sollen mit dem Bus kommen, Wieder schüttelte er den Kopf und machte mir verständlich, dass er los wollte. Ich rastete fast aus. Und schimpfte Keith gegenüber, dass diese Verhalten jetzt wirklich unverständlich sei! Schliesslich hätte man auf den Bus klettern können! Immer wieder sah ich zu dem hilflosen Kitten hoch, das mich ansah und um Rettung schrie. Ich redete immer wieder auf es ein auf Schweizerdeutsch, dass alles gut kommt und wir es retten. Derweil hat es Matt irgendwie geschafft auf den Baum zu klettern. So nahmen wir die Metallstange und trieben das Kätzchen zu ihm rüber. Während er es zu fassen versuchte, spannten Keith, ich und ein Einheimischer meine Fleecejacke direkt zu Matts Füssen. Er konnte es endlich fassen und warf es behutsam zu uns runter. Kaum war das Kleine in meiner Jacke, umschloss ich es mit dieser und drückte es mir an die Brust, knuddelte es heftig und rieb mein Kinn über das kleine flauschige Köpfen, so wie ich es manchmal bei unserer Omakatz mache. Sofort entspannte es sich und begann laut zu schnurren. Da kamen plötzlich von allen Seiten Hände her und streichelten es und es wurde auf uns auf tibetisch eingeredet und vielfach Danke gesagt und Daumen hoch. Eine Frau mittleren Alters wollte mir unbedingt das Kitten abnehmen, aber ich liess sie ziemlich warten, während ich das süsse Ding weiter knuddelte und kraulte und auf es beruhigend einsprach. Irgendwann kam unser Guide und meinte, dass diese Frau das Kitten gerne nehmen und behalten wolle. Ich gab es ihr nur sehr widerwillig und sagte ihr, dass der Name des Kittens Buddha sei! Eigentlich wollte ich das Kleine selber mitnehmen, vor allem weil es so gut auf mich reagierte. Als ich ihr den kleinen Tiger gegeben habe, drehte ich mich um und sah gerade Matt das letzte Stück des Baumstamms runterspringen. Ich umarmte ihn herzlich und drückte ihn fest an mich und flüsterte ihm nur ein «Dankedankedanke» ins Ohr. Eigentlich hätte ich ihn küssen können. Mein Held! Dann folgten wir unsrem Guide zum Bus, wo alle durcheinander sprachen und überhaupt nicht draus kamen, was denn überhaupt los sei. Die Jungs erzählten es, weil sie ja schliesslich Briten sind und mein Englisch einfach nie deren Level erreichte. Deb neben mir witzelte, dass die Jungs ihr Karma nun mächtig aufgelevelt hätten und ich warf von meinen Frontsitz ein «Ich liebe dich Matt» nach hinten und alle lachten. Wir fuhren dann los auf unsere nächste 6-stündige Etappe. Deb und ich quatschten viel, eigentlich sprach vor allem sie. Irgendwann hörten wir die Jungs von der letzten Sitzreihe her das «The Never Ending Story» Lied singen aus Stranger Things und ich rief nach hinten: «bitte nicht schon wieder Jungs». Und Deb meinte, genau! Sie verlören gerade wieder ihre Karmapunkte! Worauf ich mit dem Spruch «Matt, das ich liebe dich nehme ich wieder zurück!» einen drauf setzte. Wir lachten alle. Die restliche Zeit schlief ich oder hörte Musik via Kopfhörer, weil der Tibetisch-Indisch-Chinesische Sound vom Fahrer und die Spotifyliste der Jungs von hinten mir einfach zu viel war. Dabei hatte ich wieder so viele Ideen für ein neues Buch. Irgendwann sah ich aus dem Fenster und sah gerade einen Sandfuchs eine Schotterpiste runterlaufen. Sind wirklich spezielle Tiere, vor allem ihre Gesichter.

Irgendwann machten wir eine Pause auf dem Pass, wo wir abermals über 5020 MüM waren und da hat es ziemlich gewindet und war sehr kalt. Nach gut 5-6 h kamen wir in New Tingri an und konnten nur schnell unsere Gepäck in unseren Zimmern ablegen, als es auch nochmals los ging. Wir fuhren zu einem alten Kloster, das früher eines der grössten Festungen der Gegend war, bevor es während des Aufstandes zerbombt wurde. Während wir den Kora-Weg hochliefen, konnten wir auf die Überreste der Festung sehen und das hat mich einfach ungemein an Herr der Ringe erinnert, wo die Nascul sind und der Nekromant. Ganz hoch kamen wir nicht, weil es gesperrt war. Als wir durch das Kloster liefen, konnten wir plötzlich ziemlich fröhliche Musik hören und Gesinge. Es waren Mönche, die gerade am Renovieren waren. Einer erlaubte uns, die Tempel zu betreten, welche gerade wieder aufgebaut wurden und eigentlich für die Öffentlichkeit gesperrt waren. Hui, war das spannend! Und eine so spezielle Atmosphäre! Deb und ich haben ein bisschen zu dieser fröhlichen Musik getanzt, das fanden die Mönche total lustig. Und dann konnten wir den Mönchen zusehen, wie sie die Pfeiler und Wände neu mit Farbe dekorierten und einer schloss sogar für uns ihr allerheiligstes auf; den Tempelaltar mit der grossen Buddhastatue und all den anderen. Diese war natürlich auch noch in Renovation, doch schon viel weiter als der Rest. Da stand fast alles einfach noch irgendwo und wir konnten sogar den grossen Buddha berühren und es war wirklich ein Erlebnis. Vor allem wenn du bedenkst, dass sonst die andere Klöster total überlaufen sind mit Pilgern und hier hattest du einfach Zeit und konntest es auch anfassen, was sonst nie und nimmer erlaubt gewesen wäre. Und ja, ich habe unerlaubterweise hinter dem Altar ein Foto gemacht. Dann konnten wir durch eine Tür treten und das ganze Tal überblicken. Dem Geruch nach zu urteilen, standen wir auf dem Dach der Toilette!

Unter vielem Gedanke sind wir dann zurück zum Hotel, wo wir kurz vor dem Supermarkt hielten und ich mir eine Dose Lhasa Draft Bier und Barley Wine holen konnte. Im Hotel haben wir zusammen Abend gegessen und ich habe alle nach ihrem Moment des Tages gefragt. Das finden so ziemlich alle eine tolle Sache. Keith meinte, als er mich ausrasten sah, weil die andern mit dem Bus nicht kommen wollten, fand er grossartig. Weil er mich noch nie so wütend erlebt hätte und das fand er toll, wie ich mich einfach für das Kätzchen eingesetzt habe. Obwohl ein paar der anderen mich auch immer wieder gerne damit aufziehen.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 10

Ich hatte nachts erstaunlich warm. Die Decke war sehr gut und ich konnte mich schlaftechnisch ziemlich gut erholen. So bin ich heute nicht mehr allzu verschnupft. Dafür habe ich ein bisschen einen entzündeten Rachen und trockenen Husten. Bin mir jedoch sicher, dass der in ein paar Tagen auch weg ist. Schlafen hilft ja eh Wunder und da ich heute in einem Supermarkt ein paar Flachen von diesem tollen Eistee gekauft habe, habe ich heute sicher 1,5 Liter getrunken.

Das Frühstück mussten wir heute bezahlen, doch es war ganz okay. So hungrig war ich nämlich nicht. Wir haben dann unser Gepäck im Bus verstaut und sind zu Fuss durch das Gyantse. Das Fort auf dem Hügel ist leider für die Öffentlichkeit gesperrt, aber der alte Kern war auch so schon recht interessant. Wir sind dann ein bisschen den Hügel vom Fort hinauf und diesen entlang gelaufen. Und das war total eklig irgendwie. Alle paar Meter hast du Knochen gesehen und Tierteile. Unser Guide hat uns dann erklärt, dass es hier viele Wilde Hunde hat und diese zwar tagsüber recht easy drauf sind, aber nachts zu Bestien werden und dann auch mal ne Kuh holen. Ein paar von den Wilden Hunden konnten wir innerhalb der Fortmauern über uns ausmachen. Und die machten auch so schon keinen seriösen Eindruck. Vor allem als ich an einer jungen toten roten Katze vorbei kam. Da hatte ich so gar keinen Bock mehr auf diese Stadt und wollte eigentlich nur noch weg von diesem Ort. Mir war es ganz egal, wie imposant das Kloster auf dem gegenüber liegenden Hügel war, das von einer der Chinesischen ähnlichen Grossen Mauer umgeben war.

Wir gingen dann den Forthügel wieder hinunter durch die alte Stadt und durften dort eine Einheimische besuchen. Sie ist 69 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben hier verbracht und wohnt mit ihren Brüdern im Haus. Und die war purer Zucker! Sie hat uns Butter Tea serviert und da war ich die einzige, die sogar zwei Becher trank. Alle anderen haben nicht mal einen geschafft, wenn sie überhaupt einen Schluck getrunken haben. Das fand ich echt schade. Denn die alte Frau hat sich so ins Zeug gelegt und uns sogar noch verschiedene Käsesachen aufgetischt und Brot und Yakbutter und sogar selbstgemachten lokalen Alkohol (Barley Wine). Beim einen Käse musste ich den Anfang machen, weil die anderen zu unsicher und zu skeptisch waren. Der war recht süsslich und sah aus wie ein Butterkringel und schmeckt überhaupt nicht nach Käse, wenn dann ganz minimal im Abgang. Aber schlussendlich hatten alle total Freude an ihr und viele Fotos gemacht und gelacht haben wir. Sie hatte sogar eine Handorgel im Wohnzimmer und die hat sich Keith geschnappt und angefangen zu spielen, während sie kam und sie noch putzen wollte. Wir haben ihr dann ziemlich was gespendet.

Anschliessend sind wir ins Kloster gelaufen und hatten da 30 min freie Hand. Ich wollte eigentlich zur Pagode, welche 21 Kapellen beherbergte. Ich musste mein Handy verstecken, weil die Mönche keine Kameras erlauben und wenn, dann musst du dafür bezahlen. Ich kam also zum Eingang der Pagode, grüsste die Mönche freundlich und lief in den ersten, frei zugänglichen Tempel. Ich sah mir die Buddhas an und ging dann in die linke Ecke. Da hörte ich es schnaufen und dachte, hier schläft doch ein Tier. Klingt fast, wie das Schnarchen von Wuschelkater. Ich lauschte und konnte jedoch nichts mehr hören. So drehte ich mich um und ging wieder aus dem Tempel hinaus. Da wollte ich gerade mich nach rechts wenden, um den Preis zu zahlen für den Aufstieg und die Fotos, als ich etwas zu meinen Füssen ausmachte. Ich blickte hinunter und sah da eine junge, braune, leicht getigerte Katze. «Hab ich also doch was gehört», sagte ich zu ihr und kniete mich hin, um sie zu streicheln. Sie war noch etwas unsicher, liess mich aber gewähren. Die Mönche nickten mir freundlich zu und zählten die Spenden. Ich war dann so mutig und hob das Kätzchen hoch zum schmusen. Es war immer noch etwas skeptisch, entspannte sich aber schon etwas mehr. Einer der jungen Mönche lachte und fand: «Take! Take! Go home!» Ich lachte ebenfalls und knuddelte die kleine nur noch mehr. Die anderen der Gruppe grinsten nur und gingen nach oben. Ich schnappte mir derweil einen der Stühle der Mönche, welche im Eingang standen, und setzte mich hin und knuddelte das Kätzchen. Das hatte sich mittlerweile schon sehr entspannt und schloss immer länger die Augen. Nur wenn ein paar Touristen kamen oder die Mönche vom Geld zählen aufstanden, öffnete es die Augen, lauschte und liess sich vom Kraulen dann wieder einlullen. Nach ein paar Minuten war es total entspannt, weggepennt und liess sich voll in meine Hände fallen. Es deutete sogar ein leichtes stämpfeln an. Ich konnte es ganz leise schnurren hören. Der junge Mönch versuchte mit seinem bisschen Englisch ein Gespräch mit mir. Wir brachten es mit Müh und Not zustande. Die anderen kamen von ihrem Rundgang wieder zurück und lachten, als sie mich sahen. War ja klar, dass ich von der Katze eingenommen war. Die einen fragten jedoch trotzdem, ob ich jetzt die ganze Zeit hier gewesen wäre und nicht hoch gegangen sei? Nope, ich gab Liebe und bekam welche. Sie sind dann los und haben den Ort weiter besichtigt. Ich sass auf meinem Stuhl und habe die Katze gestreichelt, die sich mal bewegt hat und ihr Schnäuzchen an meine Brust presste und total weg war. Es war einfach so seidig weich und flauschig und herzallerliebst. Und Traumaugen hatte es! Irgendwann kam der Guide und musste lachen als er mich sah. «Kann ich es behalten?», fragte ich und stand mit dem kleinen Flauscheball in den Armen auf. Das machte keinen Wank, so weggepennt war es. Er grinste. Ein paar vorbeikommende Touristen lachten. Der Guide meinte, dass ich nicht alle Katzen nach Hause nehmen könne. Das klang schon fast wie mein Ehemann. Imfall. Ich knuddelte das kleine nochmals ganz fest und setzte es dann behutsam auf den Stuhl, der von meinem fetten Hintern schön angewärmt war, damit es nicht grad einen Temperaturschock bekam. Das erwachte, total verpennt und begriff überhaupt nicht was los war und sah sich verwirrt um. Ich lief dann die Treppe runter zum Guide und sah mich dann nochmals um. Der junge Mönch lief zum Stuhl. Ich hatte schon Angst, dass er es jetzt verscheuchen würde, doch er nahm das Pfötchen und winkte mir damit zu. «Byebye», rief er und lachte. Ich lief weiter die Treppe runter und sah nochmals zurück, um mich vergewissern, dass er nett zu ihm war. Er liess es aber auf dem Stuhl und ging zu seinem zurück, um weiter die Spenden zu zählen. Ich war beruhigt und konnte nun dem Guide vollends folgen zu den anderen, die bereits bei unserem Führer standen und seinen Ausführungen über dieses Kloster folgten.

Ich folgte ihnen dann in das Gebäude hinein und stellte Fragen. Bei einer Vitrine schob ich meine  Kopf durch die Öffnung und hob ihn an dessen Decke hoch, um mich von den grössten Schriften des Klosters segnen zu lassen. Dann stellte ich wieder Fragen, hörte zu. Bei einem Bücherregal sah ich auf dem Boden die mir bereits bekannten Spuren. Ich fragte nur kurz unseren Guide, ob ich richtig lag und kroch dann darunter durch, um mich auf von diesen alten Schriftrollen segnen zu lassen und von ihrer Weisheit was abzubekommen. Aber dieses Mal war es so tief, dass ich dem Guide sagte, dass muss wohl für Kinder sein. Ich habe dann auch tatsächlich eines erschreckt, das von seinem Vater dazu aufgefordert wurde, untendurch zu kriechen. Danach habe ich dem Guide und dem Führer viele Fragen über die Reinkarnation und die Seelen, hier sprechen sie eher vom Geist, und die verschiedenen Lamas gestellt. War wirklich sehr spannend.

Anschliessend gab es ziemlich spät Lunch und dann sind wir losgefahren und am späten Nachmittag in Shigatse angekommen. Ich habe mich im Zimmer verkrochen, viel getrunken und musste deswegen auch dauernd aufs Klo. Aber lieber so im Hotel, statt unterwegs. Da habe ich auch mal kurz die Hälfte vom neuen Buch gelesen. Dann haben wir uns in der Lobby fürs Dinner getroffen und sind kurz durch die Stadt gelaufen. Auf einem Platz vor dem Kloster hatte es ein paar Bronzestatuen und Matt machte natürlich wieder dauernd Blödsinn. Plötzlich rannte ein kleines Mädchen zu Keith und umarmte ihn, sie kam ihm jedoch gerade mal zu den Knien. Zuerst fanden wir es süss, doch wir haben schnell gemerkt, dass das eine Bettelmasche war. Beim Restaurant habe ich indisch bestellt. Ja, das erste Mal kein Yak und weil ich zu wenig Geld in diesem Portemonnaie dabei hatte, habe ich sogar das erste Mal seit Tagen keinen Honig-Ingwer-Zintronentee bestellt. Sondern einen Barley Wine aus der Dose. Als die anderen das mitbekommen haben, haben sie alle geschimpft und gemeint, sie hätten mir doch noch so gerne was geliehen und jetzt sei der Tee nicht mehr das selbe, sie hätten nun ein schlechtes Gewissen, vor allem, weil ich immer die war, die den Tee als Tibet Tradition eingeführt habe.

Danach sind wir wieder zurück gelaufen und haben wieder ein paar Lieder gesungen, obwohl die Britischen Jungs diesmal ihren Part vermasselt haben. Ich war schon in der Lobby und wollte Deb ein Foto zeigen, als die Britischen Jungs aufgeregt reinkommen und rufen: «Aurelia! Dort hat es ein kleines Kätzchen!» Ich lief natürlich sofort los und habe es gesucht. Dabei ist mir die ganz Zeit ein Hund nachgelaufen und dann haben sich die Kätzchen natürlich versteckt. Die andere haben dann den Hund verscheucht und so konnte ich dann doch zu dem kleinen schwarzen Knäuel. Es war eines von zweien mit einer wunderschönen Schildpatt als Mama, die dem Hund am Liebsten an die Gurgel wäre. Während die Jungs mit dem Guide eine rauchten und auf mich aufpassten, passte ich derweil auf das flauschige Trio auf und hatte ein paar Schockmomente, als die auf der Strasse sassen, unter einem Truck oder als wieder ein Hund kam und sie auseinander trieb.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 9

Diese Nacht hatte ich sehr kalt. Ich bin wohl wirklich nicht fit, bin total verschnupft und heiser. Musste ein paar Mal aufstehen, weil ich aufs Klo musste, dabei habe ich doch so schon zu wenig getrunken. Wie immer.
Ich habe dann das Frühstück heute sausen lassen, weil ich lieber noch ein bisschen im Bett bleiben wollte, da wir ja heute so lange im Bus sitzen werden. Auf dem Weg zur Lobby für das Check-out habe ich mir dann natürlich auch noch den Knöchel halbwegs verstaucht, weil ich auf der Treppe ausgerutscht bin. Ist jetzt aber schon wieder viel besser.

Dann ging es auch los mit der langen Fahrt. Ich habe mir das Nackenkissen aufgeblasen und zwischendurch immer wieder etwas geschlafen. Aber ich glaube, das Kissen ist kaputt, denn ich musste es immer wieder aufblasen und trotzdem verlor es jedes Mal wieder Luft. Die Landschaft von Tibet ist wirklich schön, nur die Passstrassen sind sehr schlecht erhalten und voller Schlaglöcher. Zudem hatte es bei jedem Stop solche Touristenfallen, bei denen du dich mit Yaks, Ziegen und Tibetischen Mastiffs (Hunderasse) fotografieren lassen kannst, gegen Geld versteht sich. Aber diese armen Tiere mussten in der brütenden Sonne stundenlang stehen und hatten nicht mal Wasser. Zudem habe ich mal mitbekommen, wie einer das Yak getreten hat, weil es sich mal hingesetzt hat. Das arme Tier. Bei einem anderen Stop hat der Besitzer das Yak angeschrien und du konntest richtig die Angst in den Augen des Tieres sehen. Das hat mir so leid getan. Bei diesem See, der hiess übrigens Türkissee, hab ich ne tote Schildkröte gesehen, die schwamm auf dem Panzer und hatte sich zwischen den Steinen verhakt und ich bin jetzt noch unsicher, ob diese wirklich heimisch ist.

Auf einem anderen Pass gab es lauter bunte Gebetsfahnen und im Tal trafen sich zwei Flüsse. Und da, wo das Wasser zusammenfloss stand eine alte Burgruine und da sah wirklich schön aus. Obwohl es so stürmisch war, war es ein richtig friedlicher Ort.

Wir haben heute insgesamt 3 Pässe bewältigt, einer davon sogar auf über 5100 MüM. Bei diesem musste ich mich leider geschlagen geben, der Luftdruck und meine verschleimte Stirnhöhle haben sich gar nicht gut vertragen. Deshalb liess ich den Gletscherfotoposten sausen und bin auf der anderen Seite zu Fuss zum Parkplatz. Da mein Weg jedoch ne Sackgasse war, habe ich mich durch eine Schafherde gequetscht und bin quer über den Hang gelaufen zum nächsten Weg, der runter führte. Ich habe so gelitten da auf dem Pass, bin beinahe zusammen gebrochen. Ich konnte mich dann aber doch irgendwie den Berg hinunter zum Parkplatz schleppen und bin da mal noch aufs Klo. Ich sage euch, die Klos hier sind legendär! Wisst ihr noch das Klo mit der alten Frau? So eines war es hier auch, nur dass es nun komplett offen war. Du kommst also rein und kannst je nachdem bis zu 4 Leuten zusehen. Ich habe mir die hinterste Nische geschnappt und war zum Glück dieses Mal alleine. Dann ging es weiter mit dem Bus. Bei einem Gletscher habe ich ein paar Steinmännchen gebaut, hier heissen sie Steinstupas.

Als wir in Gyantse ankamen, hatte es bereits im Hotel kein Warmwasser mehr, oder kaum und das Zimmer war eiskalt. Ich war froh, dass es nur für eine Nacht war. Dennoch wünschte ich, ich könnte morgen ausschlafen und mich einfach im Bett ausruhen.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 8

Heute war unser freier Tag und eigentlich wollte ich ausschlafen, da wir ja morgen so einen langen Tag im Bus verbringen müssen. Dennoch stand ich auf, habe mit der Gruppe gefrühstückt und mich dann dazu entschieden, mit den anderen um diesen Hügel zu laufen und eine sogenannte Outdoor Kora zu machen. Das heisst, das ist ein Freiluftpilgerweg.

Schon am Frühstück hatte ich blinde Flecken und dachte zuerst, meine Linse wäre dreckig, doch als wir auf dem Weg waren zu diesem Hügel, hat sich ein regelrechter Druck hinter dem linken Auge gebildet und ich war ziemlich lange am Panik schieben, ob sich wieder eine Cluster-Migräne anbahnt. Das wäre nämlich das letzte, das ich wollte: blind in einer fremden Stadt herum zu irren und dabei vor Schmerzen zu sterben. Doch ich habe durchgebissen und es wurde schliesslich beim Hügel besser. Bei diesem Hügel hat es tausende von Buddha-Zeichnungen an den Felsen und die sind zum Teil immer noch sehr gut erhalten. Ich war schon sehr beeindruckt davon.

Bei einer kleinen Grotte mit weiteren Zeichnungen und Statuen hat mir ein Mönch auf tibetisch danke gesagt, weil ich was gespendet habe, und dabei mir liebevoll die Wange gestreichelt. Ich glaube, er hat mich gesegnet.

Draussen waren viele Menschen am Beten und dabei hat ein kleiner Pudel immer so herzzerreissend gebellt, dass ich einen leeren Butterkübel vom Boden nahm und ihm vom Brunnen Wasser geholt habe. Er hat gleich gierig getrunken und als ich mich umdrehe, standen da ein paar alte Frauen und die eine hat mir lächelnd beide Daumen hochgehalten und schlussendlich hat sich heraus gestellt, dass sie das Frauchen war. Ein junger Tibeter hat alles beobachtet und mir anerkennend zugelächelt und mich dann kaum aus den Augen gelassen und sogar fotografiert, auch meine Gruppe. Ich bin dann in ein Raum getreten, wo alles voller Kerzen war und es war unsagbar heiss drinnen, man bekam kaum Luft.

Wir sind dann weiter und haben noch eine grosse Gebetsrolle im Uhrzeigersinn gedreht, 3 x haben wir eine Runde gedreht. Danach haben wir bei Einheimischen ein paar Figuren aus Ton gekauft, ich unter anderem 10 Stück der kleinen weissen Stupas, damit jeder der Gruppe ein kleines Souvenir hatte oder es irgendwo der Natur offerieren konnte. Anschliessend gingen wir zu einem Markt. Und ich finde dafür gar keine Worte. Aber es hat mir schon sehr das Herz gebrochen, wie die Tiere da gehalten wurden und gleich vor deinen Augen geschlachtet und ausgenommen. Und gleich daneben das Gemüse. Dafür habe ich die Radieschen entdeckt, die wohl eher Radiesen waren! Grösser als meine Hand!

Danach sind wir zu einer kleinen Anhöhe vor dem Potala Palast, um nochmals ein paar Fotos zu schiessen. Dabei haben wir ein Fotoshooting gecrasht, aber die Dame in traditioneller Festkleidung sah einfach bezaubernd und traumhaft aus! Kaum war sie fertig, kam auch noch ein Brautpaar dran.

Wir sind jedoch dann weiter und haben den Park hinter dem Potala Palast erkundet. Dieser ist kaum den Touristen bekannt, dafür umso einheimischer. Denn in den verschieden Pagoden hat es richtig viele Menschen und in jeder Pagode wird unterschiedlich gesungen und getanzt. Von den ganz jungen bis zu den ganz alten. Das war unglaublich! Ich hatte Riesen Freude daran und am Liebsten mitgetanzt.

Auf dem Rückweg zum Hotel gingen Deb und ich noch kurz in den Supermarkt, weil wir eine Karte suchten für das Trinkgeld für unseren Guide. Da hatten wir recht Schwierigkeiten uns zu verständigen, aber es hat dann doch irgendwie geklappt. Nur eine Karte fanden wir nicht. Danach habe ich mich von den anderen verabschiedet und mich ins Zimmer geschleppt und doch recht gelitten. Meine Nase ist super verbrannt und mein Gesicht leicht, genau so wie mein Hals und Nacken. Ich muss mich jetzt definitiv immer dran erinnern, stets einen Hut zu tragen. Egal, was für ein Wetter ist. Ich habe das 3. Buch fertig gelesen und dann bereits angefangen zu packen. Danach habe ich die Sherlock Briefe gelesen, damit ich sie dann morgen nicht mehr mitschleppen muss. Kurz vor dem Treffen habe ich mich dann doch entschlossen, mit den anderen mitzugehen und mich halt nochmals angezogen. Dafür sind wir in ein winziges Restaurant, welches beliebt bei den Einheimischen ist, vor allem bei den jungen Leuten. Ich hatte was ganz leckeres: Reis mit Früchten und Ginseng! Boah, voll geil! Wie der Reis mit Yakjoghurt: ein süsser Znacht. Die jungen Burschen am Nachbartisch haben immer zu mir rüber gestarrt, aber wahrscheinlich waren sie einfach neugierig, dass eine Frau kurze Haare tragen kann und dann erst noch dunkles Bier trinkt 😀

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 7

Diese Nacht ging irgendwie recht schnell vorbei. Dennoch war ich beizeiten wach und konnte vor dem Frühstück sogar noch Duschen und nochmals kurz Wäsche waschen.

Nach dem Frühstück ging es zum Jokhang Kloster, die neben dem Potala Palast wichtigste Sehenswürdigkeit von Lhasa. Wir hatten da einen Führer und er war gut, doch mir hatte es da einfach zu viele Leute und wenn ich es mit den anderen zweien vergleiche, war es nichts so wahninnig besonderes.

Zudem hatte es mit Abstand die grusligste Toilette bisher! In meiner Kabine war es verstopft und weil die Dame in der Nachbarskabine bei sich mit dem Eimer nachhalf, überlief das Klo bei mir und alles über meine Schuhe – und ich hatte die Tropicfeel an und keine Socken!! Als ich dann aus der Toilette kam, sah ich die Selbstsuchende anstehen und sie meinte, hinter ihr müsse dringend eine aus Klo und so ging ich wieder nach vorne und fragte die anstehenden Damen. Doch schlussendlich liessen sie sie nicht vor und so ging ich nochmals an allen vorbei und rief allen zu: not nice Ladies! Und bin gegangen.

Auf dem Weg zum Potala Palast fing einer der Gruppe ein Lied an und ein paar andere und ich stimmten ein und es klang voll toll und wir hatten mega Spass und alle sahen uns an und lachten freundlich!

Dann mussten wir vor dem Palast auf unseren Führer warten, währenddessen sangen die britischen Jungs, Matt und Keith, und ich noch ein bisschen, indem ich die Jukebox spielte und ein Lied vorgab und sie sangen es dann einfach weiter, weil ich ja eh nie den Text gewusst hätte. Für den Potala Palast mussten wir sogar durch zwei Sicherheitskontrollen und den Pass kontrollieren lassen. Dann waren wie endlich innerhalb der Mauern im Garten und hatten kurz etwas Zeit. Nachher ging es langsam die vielen Treppen zum Palast hoch und wieder mussten wir ein paar Kontrollen passieren. Ich war schon total ausser Puste nur wegen diesen paar Treppen, dass ich mich innerlich fertig gemacht habe, dass ich so ne doofe Idee gehabt habe von wegen Kilimandscharo!

Und dann, kaum waren wir im Palast, wurden wir durch die Gebäude und Höfe gescheucht, so dass wir innert kürzester Zeit auf der anderen Seite wieder draussen waren und ich war einfach nur enttäuscht. Ich verstehe ja, dass es aufgrund des wirklich grossen Andrangs nicht alle Zeit der Welt zur Verfügung steht, aber dann als Vorgabe 15 min vergeben zu wollen, ist schon gar krass kurz. Ich hatte null Zeit die Zimmer, Gegenstände oder Statuen anzuschauen. Zudem bekam ich von diesem allgegenwärtigen Duftstäbchengeruch langsam Kopfschmerzen.

Wir liefen dann der Mauer entlang um den Potala Palast und machten die Kora weiter. Anschliessend hatten wir ziemlich spät Lunch, wieder im selben Restaurant wie am ersten Abend. Da haben wir auch gleich die Trinkgelder für Fahrer und Führer gesammelt.

Danach ging ich mit den Britischen Jungs los, weil wir zusammen eine Stunde später einen Kochkurs besuchen wollten in diesem kleinen Familienrestaurant. Schlussendlich sassen wir etwas zu früh auf der Dachterrasse des Restaurants und tranken Bier und hatten einfach viel Spass miteinander.

Die Besitzerin kam uns dann holen und zusammen gingen wir auf den Markt die Zutaten einkaufen und das war auch schon ein Erlebnis! Wir haben Yakmomos, Grüne Bohnen und so ein Kartoffelauflauf mit Yak gewünscht und es wurde einfach oberlecker! Ich weiss jetzt, dass ich ein Naturtalent im Momosteig auswallen bin! Unsere Reste durften dann die Australier essen, die kurz vor Ende auftauchten und da zu Abendessen wollten.

Die Jungs und ich sind dann proppenvoll gefressen durch die Strassen Richtung Hotel und haben irgendwie alle Shops abgeklappert, wobei wir im letzten wirklich was gekauft haben und da Riesen Spass hatten mit Aladdinhosen anprobieren. Sogar die Shopbesitzerin musste von uns dreien Fotos schiessen mit den Hosen. Die war auch wirklich Zucker pur, die liebe Frau! Danach sind wir gut gelaunt und mit unseren neuen Hosen zum Hotel auf die Dachterrasse und haben Wein getrunken, Fotos hoch geladen in den Gruppenchat und Karten gespielt. Ich habe ihnen Tschau Sepp beigebracht und Matt uns Lucky Sheet oder so.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 6

Ich habe heute so ziemlich gut geschlafen und dann erst noch beinahe durch. Bei dieser Unterkunft ist das Frühstück inbegriffen und so durfte ich mich am Buffet bedienen. Da die meisten der anderen schon beisammen sassen und ich für mich keinen Platz sah, setzte ich mich einfach alleine an einen Tisch. Finde ich zwar schade, aber ich habe damit am wenigsten Probleme. Dann kam die Australierin, Deb, und setzte sich zu mir. Der Toast ging so, aber das komische körnige, Couscousähnliche Rührei war der Hit!

Anschliessend fuhren wir zum ersten der heutigen Klosterbesuche: Drepung. Das war früher das grösste Kloster der Region und ist heute noch einer der wichtigsten Wallfahrtsorte. Nach dem Eintritt und dem üblichen Sicherheitscheck gingen wir, wie kann es nicht anders sein, eine steile Treppe hoch und trafen an einer Kreuzung eine Frau, welche Zedernzweige verkaufte. Unser Guide erklärte uns, was es damit auf sich hatte. Für 10 Yuan kauft man einen Beutel voller Zweige, schmeisst sie in den offenen Ofen, dann 3 Löffel voll Pulver drüber (keine Ahnung, was das war. Habs nicht verstanden) und schliesslich 3 Wedel voll Wasser drüber. Damit ernährt man die Seelen der Verstorbenen bis sie wieder auf die Erde zurück können in ein neues Leben. Das fand ich voll schön und habe es natürlich mitgemacht. 

Dann ging es weiter Treppauf und ich musste plötzlich dringend aufs Klo. Hätte wahrscheinlich den Jasmintee nicht nehmen sollen beim Frühstück. Bei einem Treppenabsatz zeigte mir der Guide die Public Toilet. Da ich nebst meinem Hut natürlich auch das Klopapier vergessen habe, schnorrte ich mir die Rolle bei der Britin auf dem Selbstfindungstrip und sah mir die Toilette an. Es war ein kleines Gebäude in der Grösse eines Hühnerstalls mit zwei Eingangstüren für Männer und Frauen. Das Plumpsklo war eine Steinrille im Boden an der Rückwand entlang. Es gab keine Kabinen, lediglich ein winziger hüfthoher Sichtschutz zur Eingangstür hin und über die Rille hinweg als Trennung für zwei Nischen. Ich stand da und überlegte mir, ob ich soll oder nicht. Während alle draussen warteten, doofe Sprache klopften und lachten oder sich ekelten. Dann fand ich; scheiss drauf! Wortwörtlich! Und wollte mich gleich in eine der Nischen verziehen, sogar bei offener Eingangstür, als eine alte Tibetern herein kam. Sie sah mich an, wusste grad auch nicht, ob sie wieder gehen sollte oder nicht. Türe schliessen oder nicht. Und wir sahen uns an, konnten uns nicht verstehen und waren ein bisschen mit der Situation überfordert. Ich vor allem, weil ich nicht wusste, ob für sie das zu persönlich ist. Ich fragte sie mit den Händen, ob ich die Tür schliessen soll. Sie lachte auf die typisch tibetische Art und nickte. Dann verzogen wir uns in unsere Nischen und sie liess das Wasser auf ihrer Seite laufen, damit es auch bei mir spülen konnte. Während wir Hose öffneten und Röcke hochzogen, konnten wir uns noch kurz irgendwie peinlich berührt in die Augen sehen, bis wir uns dann hinhocken konnten, sozusagen Rücken an Rücken. Die surrealste Begegnung ever! Ich schloss die Augen und hatte noch mehr Mühe als sonst schon bei diesen komischen WCs zu pinkeln. Ich glaube sie auch. Denn es dauerte lange und schliesslich pinkelten wir zeitgleich! Ich war vor ihr fertig und zog die Hose hoch. Sie hatte etwas länger mit ihren Hundert Lagen Röcken. Während ich warten wollte, lachte sie nur und bedeutete, dass ich ruhig die Türe wieder öffnen und gehen könne. Ich lachte ihr freundlich zu und ging dann. Jep, also mehr Abenteuer geht echt nicht. Aber hey! Wer kann von sich aus schon behaupten, dass er einen Pinkelbuddy hat? Irgendwie mein tollstes Abenteuererlebnis bisher.

Wir erklommen weiter die Treppen bergauf und unser Guide erklärte uns den Pilgerpfad, sogenannte Kora, und alles. Ich drehte alle Gebetsrollen und machte Fotos. Im Labyrinth aus Tempeln, Gängen, Treppen, Innenhöfen stellte ich immer wieder ganz viele Fragen und beobachte das Geschehen um mich. Die Pilger opfern flüssige oder harte Butter an den Butterlampen überall. Die Lampen brennen mit verschiedenen Dochten und lassen die Butter schmelzen. Diese wird von den Mönchen aufgefangen und beim Eingang wieder verkauft. Zudem spenden oder opfern die Pilger Unmengen an Geld bei jeder möglichen Statue oder Bildnis oder sogar den einzelnen Mönchen. Dies soll ihnen Glück bringen oder den entsprechenden Buddha oder Gott ehren. Was ich so toll fand, war, dass so viele Familien kamen. Grossmütter mit ihren Enkeln, junge Mütter mit ihrer Mutter. Sie zeigten den Kindern, wie es geht und ich habe ein paar Mal kleine süsse Kinder hochgehoben, weil sie mit dem Geldschein nicht zum Schlitz der Opferkiste kamen.

Wusstest du, dass sie davon ausgehen, dass der zukünftige Buddha der letzte sein wird und er wahrscheinlich aus dem Westen kommen wird? Er ist nämlich ganz anders als die vorherigen vom Aussehen her und wie er sitzt. Dann kamen wir auf einen Platz, wo alle Mönche draussen auf dem Boden sassen und laut gebetet haben. Danach haben sie traditionsgemäss ihre Debattierrunde gestartet und die ist echt lustig, wenn auch voll strange. Der eine oder mehrere Mönche sitzen auf dem Boden, während andere stehen und auf sie einreden und dann wird so tanzähnliche Bewegung gemacht und ganz speziell geklatscht zur Unterstreichung, dass sie fertig sind. Aber sie lassen den am Boden sitzenden Mönch gar nicht erst zu Wort kommen und machen schon weiter. Der am Boden sitzende muss dann jeweils auf die Fragen Antwort geben können und das ist ebenfalls eine ziemlich hohe Kunst, die sie jahrelang erlernen müssen.

Bei einem Tempel scheuchte mich ein Mönch unter dem Schrank der heiligen Schriftrollen durch, damit diese mich segnen konnten und fand den Glatzkopf vom älteren Briten toll, der Gefängniswärter ist, fuhr sogar mit der Hand darüber. Das war dann echt ein lustiger Mönch! Schade konnten wir da keine Fotos machen.

Das Regal mit den Schriftrollen

Danach sind wir zum Lunch gefahren und ich war gleich hin und weg! Da hatte es zwei junge Kitten! Ich habe das erste gleich ein bisschen gestreichelt und schliesslich hochgehoben und geknuddelt. Das Katerchen war zuerst ein bisschen überfordert mit so viel Liebe und ungewohntem Verhalten, aber er hat sich doch ziemlich schnell entspannt und fand das Kopfkraulen total super. Meine Gruppe war ein bisschen schockiert über mein Verhalten. Ich habs ignoriert und nach dem Essen meine Schale mit dem Yakyoghurt den zwei Büsis gegeben zum Auslecken. Die waren dann hin und weg.

Gerade als wir gingen, kam eine Gruppe Schweizer ins Restaurant. Wir sind dann weiter zum nächsten Kloster: Sera. Dort habe ich dann den Geocache versucht zu machen. Bin aber noch nicht fertig, da ich noch was recherchieren muss. Wir konnten dort auch die Debattiertainingsstunde der Mönche besuchen. Das war dann ein Fest! Ein ganzer Hof voller Mönche, die übten, wie man richtig debattiert, sich bewegt und das Klatschen. Die einen hatten auch selber sichtlich viel Spass, was ich so schön fand.

Auf dem Rückweg kamen wir an einem Hundewelpen vorbei und die ganze Gruppe gleich: Aurelia! Puppy! Ich glaube, sie haben es mittlerweile verstanden! 😀

Zum Abendessen gingen wir in ein kleines Familienrestaurant und ich gönnte mit Reis mit Yakjoghurt. War ähnlich wie Milchreis, einfach definitiv kalt und mit Yakjoghurt, was richtig geil ist! Da ich so viel Yakfleisch oder -milchmässiges in mich stopfe, stinke ich auch allmählich wie eines. Auch hier kamen wir auf dem Rückweg an einem Kätzchen vorbei, worauf mich die Gruppe gleich aufmerksam gemacht hat. Was mich aber am meisten verstörte und verwunderte war, die Fragen danach. Die haben mich allen ernstes gefragt, ob ich denn keine Angst hätte mich mit Tollwut anzustecken. Ich habe zuerst das englische Wort nicht verstanden und als sie es mir erklärten, bin ich wohl aus allen Wolken gefallen. Ich habe sie angesehen und gesagt, dass die Katze mich schon kratzen oder beissen müsste, um mich anzustecken. Ich habe sie ja nur gestreichelt. Und Himmelarschundzwirn wir seihen doch im 21. Jahrhundert und nicht mehr im Mittelalter und ob sie denn auch immer noch glauben würden, dass man vom Küssen schwanger wird? Da hat der eine todernst ja gesagt und alle haben gelacht. Und ich glaube, die einen oder anderen haben heute auch nochmals was gelernt. Hoffe ich zumindest. Aber ist das nicht schrecklich wie hinterwäldlerisch manche Leute sind? Und dann noch Europäer? Aber ein Kompliment habe ich heute auch bekommen! Imfall. Die Selbstfindungsfrau hat mich heute angeschaut und gemeint: du bist total mutig! Wie du einfach so alles probierst und isst und trinkst und voll offen bist und keine Angst hast. Sie bewundere das. Habe mich gefreut und ihr dann erklärt, dass das für mich zur Reisephilosophie gehört. Habe dann im Bett wieder ein Buch fertig gelesen. Das zweite auf meiner Reise. Habe aber zum Glück ja genug Lesestoff.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 2 / Reisetag 5

Heute waren wir den ganzen Morgen im Zug unterwegs. Ich habe mein Buch noch fertig gelesen und viel aus dem Fenster geschaut. Dabei konnte ich dutzende von Pikas entdecken und sogar eine Tibetischen Sandfuchs bei einer Yakherde. Zudem habe ich noch ein Tier gesehen, bin mir nun aber nicht sicher, ob es ein Manul oder ein Tibetisches Murmeltier war. Irgendwie passt beides nicht so richtig von der Beschreibung her. 
Und auch heute konnte ich wieder all die unzähligen Yakherden und Jurten geniessen. Aber dennoch konnte ich es kaum erwarten, den Zug mal endlich verlassen zu können.

Kurz nach Mittag überquerten wir eine Brücke und ich konnte den Potala Palast von weitem erblicken. Was für ein Anblick!
Beim Bahnhof mussten wir unsere Pässe dem Guide abgeben, damit er uns registrieren konnte. Wir haben ihn dann erst am Abend zurück erhalten.

Ein neuer Fahrer holte uns ab und brachte uns zum Hotel. Ich habe ein sehr schönes Zimmer, wo ich nach dem mickrigen Lunch gleich mal Wäsche gemacht habe. Zusammen mit der Dusche steht nun mein ganzes Badezimmer unter Wasser, weil die Abdichtung undicht ist. Wuee.

Wir haben dann später alle zusammen zu Abend gegessen. Ich hatte Yak Curry Set mit Butter Naan und es war wirklich lecker und im Gegensatz zum Lunch auch fast schon zu viel. Da der Service aber zwei unserer Leute vergessen hat, konnte ich die Reste diesen geben. Es war der Beginn unserer Freundschaft, denn es waren die Britischen Jungs.

Anschliessend machten wir einen kleinen Abendspaziergang und nach 10 min stand ich davor: der Potala Palast! Ich war überwältigt. Das ist ohne Zweifel eines der schönsten Bauten auf diesem Planeten! Ich war ganz ehrfürchtig und konnte kaum meine Augen davon abwenden. Natürlich machte ich die obligatorischen Millionen Fotos und lief dann ein bisschen über den Potala Square durch all die anderen Touristen. Weiter hinten gab es eine Wassershow zu einer Tibetischen Oper, die ohrenbetäubend über den Platz hallte. Aber ich wollte wieder nach vorne, in die Nähe des Palastes. Da es ein paar Pfützen hatte und alle diese hipstermässigen Fotos schossen, beschloss ich, dass ich dies auch versuchen möchte. Ich habe ein paar verschiedene Pfützen aka Blickwinkel ausprobiert. Bei der letzten bekam ich sogar eine entsprechende Schulung von einem jungen Tibeter, der zwar kein Englisch konnte, mir aber unbedingt helfen wollte, weil er sah, wie dämlich ich mich anstellte.

Jetzt bin ich zurück im Hotel, bereits im Bett und habe mir ein paar Tabletten vorsorglich für den Darm eingenommen. Irgendwie bin ich nicht fit. Ich glaube aber nicht, dass es an der dünne Luft liegt und sich die Höhenkrankheit anbahnt. Ich denke, es liegt vor allem daran, dass ich immer noch zu wenig trinke und erschöpft bin.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 1 & 2 / Reisetag 4

Da ich ja so schlecht geschlafen habe, war ich natürlich früh wach. Ich habe mit den Australiern gefrühstückt und dann haben wir uns ein bisschen an den Tischlis eingerichtet. Ich wusste, dass wir am Nachmittag die Grenze zu Tibet überqueren und habe dann ganz viel gelesen. Über Mittag bin ich dann mal kurz in mein Bett zum Weiterlesen, weil mir vom Sitzen so der Rücken wehtat und dann wieder ans Tischli. Dort habe ich abwechselnd gelesen und aus dem Fenster geschaut. Vor allem als wir dann endlich in Tibet waren und ich Yaks sehen konnte und die Nomaden mit ihren Jurten, Pferden und Motorrädern! Das war so toll! Als wir dann mal an einem Bahnhof hielten, sind wir alle ausgestiegen und haben ein paar Fotos gemacht, die frische Luft genossen und dass wir uns strecken konnten.

Am späten Nachmittag war ich dann so nudelfertig, dass ich wieder ins Bett kroch und gleich eingeschlafen bin. Wurde erst gegen den späteren Abend nochmals wach zum Linsen rausnehmen und dann war ich auch schon wieder eingeschlafen. Nachts musste ich mal kurz aufstehen und aufs Klo. Und ja das Zugklo ist schon eine Geschichte an sich. Es handelt sich hierbei um ein Art Plumpsklo, wo du dich so hinhocken musst. Und es ist einfach obergrusig! Ich wasche die Hände nur noch mit Desinfektionsmittel. Klopapier hat es auch keins, da bin ich echt froh, habe ich mitgenommen.

Auf jeden Fall habe ich diesmal so richtig viel geschlafen.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 1 / Reisetag 3

Da es seit gestern sintflutartig geregnet hat, konnte ich noch schlechter schlafen als die Nacht zuvor. Um 4 Uhr morgens habe ich es dann aufgegeben. Ich bin im Bett liegen geblieben und habe bis um 6 Uhr ein bisschen gelesen. Danach gab es eine warme Dusche und anschliessend habe ich meine Sachen gepackt. Um halb 8 ging ich voll bepackt zum Zimmer von ein paar Reisegspänli, um meine Sachen für den Tag zu deponieren, weil wir bis auf zwei Zimmer ansonsten schon auschecken mussten. Um 8 Uhr trafen wir uns dann alle in der Lobby, wo uns auch unser Reiseführer für die Verbotene Stadt erwartete.

Und schon ging es los. Wir liefen zur U-Bahnstation. Dort ist der Eingang und der Ausgang strickt getrennt. Beim Eingang muss man den Sicherheitsposten passieren, welcher Taschen und Rucksäcke scannt, während man durch den Metalldetektor läuft. Genau wie sonst jeweils am Flughafen. Abgesehen davon, war es eine ordentliche und normale U-Bahn. Zwischen Perrons und Gleisen hat es eine Glaswand mit automatischen Türen und alle paar Meter sind auf dem Boden Bereiche eingezeichnet, damit man weiss, wo man warten muss und wo die Aussteigezone ist. Finde ich voll unnötig, da die Chinesen sowas wie Anstand sowieso nicht kennen und drängeln und alles.

Eine U-Bahnstation in Peking

Als wir dann ausstiegen hat uns der Führer auf der Strasse kurz alles gezeigt und die ersten Infos erzählt. Auch auf dem Platz des himmlischen Friedens geht es strickt zu. Obwohl es in China allgemein sehr viel Polizei und Militär vor Ort hat, war es an diesem Platz richtig schlimm. Auch hier ging es brav den ellenlangen Absperrungen entlang, durch eine neue Unterführung, Sicherheitskontrolle passieren, wieder an die Oberfläche und dann gab es das Briefing. Fotos von dem und dem da – okay. Von da und da – verboten. KEINE FOTOS VON POLIZEI ODER MILITÄR. Imfall. Gut, das habe ich ja auch schon vorher gewusst. Der Guide hat dann kurz etwas über die Geschichte des Platzes erzählt (das mit den Studenten war nur eine Randnotiz bei ihm, aber immerhin) und dann hatten wir genau 10 min Zeit, um uns umzuschauen und Fotos zu machen. Ich habe natürlich die Australier gepackt und mich mit ihnen auf die Suche nach meinem Virtual Cache gemacht. Schliesslich hatte ich den bei der Mauer gestern verpasst und die um unser Hotel wollte ich nicht.

Danach ging es dann weiter zur Verbotenen Stadt und hui! Ich sag es dir! Die ist dann wunderschön! Es war total egal, dass es immer noch den ganzen Tag geregnet hat. Aber die haben Details und wenn du bedenkst, was die für Ausmasse hat, musste die damals echt unglaublich gewesen sein. Was ich schade fand, dass wir nirgend so richtig Zeit hatten, um durch die Fenster zu sehen oder uns sonst umzuschauen. Wenn wir hielten, dann nur damit er uns was erzählen konnte und ich habe doch bei seinem Akzent nur die Hälfte verstanden. Dennoch konnte ich gut ganz viele Fotos machen. Vor allem die paar, wo man die vielen Leute mit all ihren bunten Regenschirmen auf den Plätzen sieht, finde ich toll.

Lunch gab es in einem winzigen Café, in dem die Wände vollgeschrieben sind mit Gästeeinträgen. War ganz sympathisch. Der chinesische Jasmintee war total lecker, das Essen ging so meiner Meinung nach. Anschliessend konnte die Gruppe machen, was sie wollte. Ich schloss mich den meisten an, welche den Himmlischen Palast oder Tempel besuchen wollten und das war schlussendlich ein Riesen Fehler. Das deutsche Pärchen wollte Anführer sein und dabei hatten sie keine Ahnung und haben nie auf die anderen gewartet. Hat mich so tierisch genervt. Am Schluss musste ich auf Google Maps gucken, wo der Eingang ist, weil keiner auf die Idee kam, das zu tun. Das Pärchen ist mir bis jetzt auch am unsympathischsten. Die kamen bei der Führung schon die ganze Zeit zu mir und ich sollte für sie übersetzen. Menno! Dadurch habe ich selbst von dem wenigsten, das ich verstand, noch mehr verpasst.

Beim himmlischen Palast habe ich mir dann nur das Eintrittsticket gekauft, weil ich nicht alles sehen wollte und es auch nirgends richtig beschrieben war. Die meisten taten es mir nach. Kaum drinnen verschwand das deutsche Pärchen und ich war mit den übrigen allein. Wir liefen durch die Parkanlage und mussten dann frustriert feststellen, dass uns Ticket anscheinend wirklich nur für den Park galt und nicht die ganzen Häuschen und Tempel. Toll! Die Australier meinten zwar, das wäre grad gut gewesen, weil sie gemerkt hätten, dass sie bereits schon mal hier gewesen seien. Mich hat es trotzdem ein wenig genervt. So haben wir einfach eine kurze Runde durch das Grün gedreht, haben Wiedehopfe gesehen und sind dann auch schon wieder zurück zum Hotel. Das ganze Theater war also irgendwie für die Katz. 

Im Hotel haben wir abwechselnd geduscht und ich lief noch kurz in die andere Mall nebenan, weil ich gesehen habe, dass die Ugly Dolls haben. War aber auch ein Reinfall, da es nur eine Ausstellung ist und alles auf chinesisch und keiner Englisch kann. Hab dann für chinesische Verhältnisse ein Heiden Geld bei einer Bäckerei liegen gelassen und ein paar Brötchen gekauft für die Zugfahrt.

Im Hotel mussten wir trotzdem noch circa 3 Stunden warten. Aber dann kam endlich unser Bus und wir fuhren los zum Bahnhof. Dort ging es zuerst durch die Pass- und Ticketkontrolle, dann Sicherheitskontrolle und dann in eine separate Wartehalle mit ein paar Hundert anderen Chinesen, welche insgesamt auf 3 Züge warteten. Jeder Zug hatte aber seinen eigenen Eingang. Wir standen mit unserem ganzen Gepäck schon seit 40 min in der Schlange als endlich der Zug kam. Auch hier mussten wir wieder unsere Tickets zeigen. Endlich durften wir aufs Gleis und runter zum Zug. Jetzt hiess es nur unseren Waggon suchen, das Abteil und entsprechende Bett. Denn auf dem Ticket steht dein Name, deine Passnummer und wo du genau schläfst; also im unteren, mittleren oder oberen Bett. Ich hab im ersten Moment gedacht, dass das wohl ein Scherz sein muss, als ich gesehen habe, wie eng unsere Kabine für 6 Personen ist. Im Gang kann genau eine Person stehen. Unter dem Bett hat je nachdem ein Rucksack oder Koffer in Handgepäckgrösse Platz. Zum Glück gab es noch einen schmalen Streifen Gepäckablage bei den oberen Betten, und trotzdem hatten nicht alle unseren Sachen Platz. Ich musste meinen gelben Rucksack auf die winzige Ablage beim Bett quetschen und den Proviantsack ans Fussende, was mir ziemlich viel Platz weggenommen hat vom ohnehin schon sehr kleinen Bett. Also mein Mann wäre eindeutig zu gross für das Bett gewesen. Und hinsetzen konntest du dich ja auch nicht, nur bei den unteren Betten war es hoch genug. Doch ich fand das ziemlich dreist, weil da zwei Chinesen schliefen. Im Gang draussen hatte es jeweils winzige Zweiertischlis. Die Klappstühle waren immer heiss begehrt, doch ohne Lehne, was dann doch sehr auf den Rücken ging. 

Ich bin dann schon früh ins Bett. Hab die Linsen rausgenommen, Hörbuch an und die In-ear-Kopfhörer drauf sowie die Schlafmaske angezogen. So ging es grade knapp. Habe trotzdem schlecht geschlafen, weil es so unbequem war mit den Kopfhörern, der Zug ruckelte, ich mich nicht strecken konnte und dauernd jemand an meine Füsse kam beim rauf- oder runterklettern. Und dann das ganze Geschnarche.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: «Relchen’s Adventures»!

Land 1 / Reisetag 2

Es war zwar noch nicht mal 19 Uhr, aber ich lag schon völlig erschöpft im Bett und lauschte dem Regen, der gerade die Welt vor meinem Fenster untergehen liess.

Letzte Nacht habe ich nicht so gut geschlafen. Die Matratze muss wohl aus Stein sein, so hart wie diese war. Und dank dem Jetlag war ich auch schon knapp um 4 Uhr morgens wach. Um 6 Uhr hat plötzlich das Telefon geklingelt und ich habe verwirrt abgenommen. Eine chinesische Frauenstimme hat irgendetwas gesprochen. «Was sagen Sie?», habe ich auf Englisch gefragt. Doch sie hatte schon aufgelegt. Um 7 Uhr haben wir uns in der Lobby getrofen, wo wir erfuhren, dass das Telefon, das um 6 Uhr geklingelt hatte, ein Wakeup-Call gewesen sei. Die Rezeption hatte unseren Guide falsch verstanden und alle so geweckt (und sicherlich noch mehr verwirrt), statt nur unseren Guide. Kurz darauf sind wir auch schon durch das taghelle Peking Richtung Great Wall gefahren. Der Verkehr schläft hier ja sowieso nie und still ist es auch sehr selten. Und so viele Menschen. Die fahren hier wie die Henker und jeder macht einfach, was er will. Durchgezogene Linie? Nee, die ist nur Deko! 4 Spuren Autobahn? Machen wir doch 6 draus!

Bei der Ankunft als ich dann einen Teil der Grossen Mauer gesehen habe, musste ich mich kurz von der Gruppe entfernen. Ich war so überwältigt und glücklich, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich habe mir dann mit zwei anderen Gruppenmitgliedern, welche nicht so sportlich sind, und dem Guide ein Ticket für die Seilbahn gekauft und bin zum weitesten entfernten Turm (Nr. 14) hochgefahren, während die übrigen zu einem der tiefsten Türme (Nr. 8 oder 10) hochliefen. Beim Turm oben fand ich eine Gottesanbeterin und konnte gleich ein paar Fotos machen. Das war mega! Wie sind einfach zusammen über die Mauer gelaufen und haben viele Fotos gemacht. Es war einfach unbeschreiblich!

Die Idee mit der Seilbahn hat sich dann als hervorragend erwiesen, weil die anderen uns genau beim Turm (Nr. 19) vor dem höchsten Punkt (Nr. 20) eingeholt und wir uns dann gemeinsam diese höllische Treppe hochgekämpft haben. Am Schluss kamen sogar noch das deutsche Pärchen, welches sich eigentlich ein bisschen absondern wollte.
Als Ausgleich lief ich dann alles zu Fuss der Mauer entlang zurück bis zum Turm 8 und habe unterwegs nochmals eine Gottesanbeterin gefunden. Ein Mann, der sie auch entdeckt hatte, war total aus dem Häuschen. Er habe noch nie in seinem Leben eine gesehen und als ich ihm sagte, dass das schon die zweite für mich innert ein paar Stunden sei, fiel er fast hintenüber. Beim Turm 8 lief ich dann den Hügel zum Treffpunkt hinab. Da war ich sogar für fast eine halbe Stunde ganz allein. Voll schön! Unten haben die anderen schon gewartet und wir haben noch kurz was gegessen in einem der Restaurants. Ich hatte Beef-Zucchini Dumplings, war lecker. Aber in diesem Moment hatte ich mehr Freude an der kalten Coladose!

Auf dem Heimweg hab ich in diesem unbequemen Bus geschlafen und das hatte mein Schleudertrauma gar nicht gerne. Und weil ich nichts zum Frühstück hatte und natürlich zu wenig getrunken habe, habe ich mir einen leichten Sonnenstich geholt. Beim Hotel ging ich noch kurz in den Supermarkt in der Mall. Was für ein Labyrinth! Ein Wunder habe ich es da wieder rausgeschafft! Dafür hab ich nun Abendessen, Frühstück für morgen und Proviant für am Mittwoch im Zug. Plus 5-liter Flasche Wasser zum Auffüllen. Das ist auch der Grund, weswegen ich bereits im Bett lag. Und im Grunde wollte ich nur eine Nackenmassage und viel Liebe.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: «Relchen’s Adventures»!