Land 3 & 4 / Reisetag 20

Die Nacht war ganz ordentlich und ich konnte mich gut erholen. 

Ich stand auf und machte mich bereit. Um 8 Uhr sollte der Fahrer bereit stehen und mich zum Flughafen fahren. So war ich kurz vor 8 Uhr in der Lobby, checkte aus. Den Fahrer mussten sie erst noch informieren und dann wollten sie mir ein Frühstück andrehen und weil ich wusste, dass ich das bezahlen müsste und nun wirklich keine Zeit dafür hätte, lehnte ich dankend ab. Dann wollten sie mir einen Tee oder Kaffee anbieten, auch hier lehnte ich ab und setzte mich mit meinem Bagage auf ein Sofa. Eine Familie kam und checkte ein. Es war schon fast 15 nach 8 und der Fahrer immer noch nicht da. Langsam wurde ich nervös. Ich hatte keine Ahnung, wie der Flughafen hier war und was mich erwartete. Irgendwann kam der Rezeptionist um die Ecke und bat mich, ihm zu folgen. Er nahm mir kein Gepäck ab. Also so hilfsbereit dann doch auch wieder nicht, dachte ich und folgte ihm auf die Strasse. Da war kein Auto. Er lief nach rechts zur Kreuzung, auch da war keiner. Ausser den Shopbesitzern, die ihre Lieferungen verstauten. Er rief an und dann kam das Auto um die Ecke. Der Rezeptionist zauberte einen cremefarbenen Schal hervor, legte ihn mir um den Hals und machte einen Knoten hinein mit einem Segensspruch. Als er ein Foto von mir wollte, war mir dann das aber doch etwas zu viel. Ich verstaute Lucille im Kofferraum und stieg ein, während ich dem Rezeptionist noch alles Gute wünschte. Schliesslich will ich ja doch auch nicht zu unhöflich sein.

Der Wagen fuhr los. Kurz vor 9 Uhr kamen wir am Flughafen an und der Fahrer liess mich aussteigen, stieg auch schon wieder ein, ohne dass ich überhaupt dazu kam, ihm die Fahrt zu bezahlen. Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich um. Ich musste mir kurz einen Überblick verschaffen, wo ich war und wohin ich überhaupt musste. Auf meiner Flugreservierung stand nichts. So wählte ich willkürlich einen Checkin aus und ging zur entsprechenden Tür. Ein Wachmann nickte mir freundlich zu und trat zur Seite, wies einladend zur Tür. Ich lächelte ihm zu, sagte auf nepalesisch danke und ging hinein. Drinnen kam eine Sicherheitskontrolle. Die nette Dame fragte ich, wo ich denn das Wasser ausleeren könnte und sie meinte, das dürfte ich behalten, da sei kein Problem. Ja, so hab ich auch geguckt. Also Flasche wieder in den gelben Rucksack. Ich habe Lucille aufs Laufband gelegt und meinen gelbe Rucksack daneben. Dann trat ich durch den Metalldetektor, dort tastete eine weitere Dame mich von Kopf bis Fuss ab und streifte etwas grob meine Brüste. Ich blieb ruhig. Auf der anderen Seite hatte ich gerade Lucille umgeschnallt, als ein Sicherheitsmann kam und mich zu sich beorderte. Was habe ich denn verbrochen, fragte ich mich und folgte ihm mit einem komischen Gefühl im Bauch. Der kleine Tisch, der direkt neben dem Scanner stand, war kaum gross genug für Lucille. Ein zweiter Sicherheitsmann stand da und einer der beiden fragte mich, ob ich Bücher im Rucksack hätte. Ich bejahte. Ja, so ein Dalailamabuch. Dann viel mir ein, dass ich das ja im gelben hatte und so korrigierte ich mich und sagte, es seien nur die leeren Notizbücher vorne auf dem Rucksack, sonst keine. Er nahm es zur Kenntnis und klebte einen Zettel auf Lucille. Dann liessen sie sie nochmals durch den Scanner. Der am Computer schüttelte den Kopf und sagte, da sei was im Rucksack und zeigte es mir. Ich hirnte und sagte, dann, dass das meine Elektrotasche sein könnte. „Aufmachen“, meinte der Sicherheitsmann. Also Lucille geholt und auf den Tisch gewuchtet. Dann packte ich aus und kam zur kleinen Muminflasche in Flachmannform, die ich in Tibet gekauft und nun mit Linsenflüssigkeit gefüllt hatte, weil sie sich einfacher packen liess. „Das ist für meinen Linsen“, sagte ich ihnen. „Weil ich das ja mitnehmen darf, kam ich nicht drauf, dass es das sein könnte.“ Die Männer nickten und liessen mich wieder zusammen packen. Toll, fing ja schon mal gut an, dachte ich und lief weiter.

Wieder kam eine Sicherheitskontrolle in Sicht. Ich füllte einen Abflusgzettel aus. Ein paar Leute standen in verschieden langen Schlangen vor ein paar Schaltern. Auch hier entschied ich mich für den erstbesten Schalter. Dies stellte sich auch als die richtige Entscheidung heraus, denn plötzlich kam ein Angestellter und fragte in meiner Schlange alle ab, ob sie nach Bangkok flögen. Alle bejahten und er zog zufrieden von dannen. Schliesslich kam ich an die Reihe und legte Lucille auf die Waage. Knapp 13kg. Der Herr machte sie bereit und ein zweiter nahm sie von der Waage und stellte sie hinter dem Schalter zu ein paar anderen Gepäckstücken. Der Herr beim Schalter gab mir meinen Pass zurück und das Flugticket. Ich hatte einen Fensterplatz und freute mich. 

Nachdem ich kurz gefragt hatte, wohin ich muss, ging ich die Treppe hoch in den ersten Stock. Ich ging kurz auf die Toilette und leerte das Wasser aus. Dann reihte ich mich bei der Kontrolle, die für Frauen war, ein. Das war die erste Frauenschlange, die viel kürzer war als die bei den Männern. Diese Kontrolle war jedoch schnell überstanden und so lief ich den anderen Leuten hinterher, weil es nur einen Weg gab. Ich kam in eine grössere Wartehalle, von der man aus auf 3 Gates sehen konnte. Die Stühle waren ziemlich besetzt, doch bevor ich mir einen freien Stuhl suchte, ging ich kurz zum winzigen Shop, kaufte mir ein Wasser und etwas zu essen. Dann lief ich durch die Reihen und setzte mich auf einen freien Platz. Dort füllte ich das Wasser in meine Flasche und mampfte den gekauften Riegel. Dann las ich etwas. Beim Gate direkt neben mir begann das Boarding für nach Delhi. Bei einem weiteren Gates war ebenfalls ein Flug nach Delhi angeschrieben. Das Ziel des dritten Gates kannte ich nicht. Doch ich wusste, dass ich mindesten eine Stunde Zeit hatte, bis mein Flug erscheinen sollte.

Irgendwann stand ich auf und schaute mal nach, auf welchem Gate der Flug sein sollte. Es war bereits 11 Uhr und mein Flug hätte eigentlich in 10min starten sollen. Um halb 12 ertönte plötzlich eine Durchsage und mein Flug wurde ausgerufen. Nur, auf diesem Gate fand eigentlich schon ein Boarding für das unbekannte Ziel statt. Das war den Nepalesen egal. So reihte ich mich ein und lief hinaus, bestieg draussen das Shuttle. Ein paar Meter weiter hielt dieses auch schon wieder neben unserem Flugzeug. Zusammen mit den anderen Passagieren erklomm ich die Treppe und betrat das Flugzeug. Drinnen hielt ich mir die Hände vor die Brust und begrüsste die Flugbegleiterinnen. Dann wandte ich mich nach rechts und lief den Gang hinab. Bei meiner Reihe sah ich, dass es sogar ein Notausgangssitz war, nur halt nahtlos in die Reihen eingefügt, dafür mit etwas mehr Beinfreiheit. Im ersten Moment fand ich das total super Service, dann fiel mir ein, dass ich das ja so extra gebucht hatte, weil mein Essen auch vorbestellt war. Auf den dritten Sitz setzte sich ein Nepalese und pennte so ziemlich gleich ein. Während das Flugzeug auf die Rollbahn rollte, sah ich aus dem Fenster auf Kathmandu zurück. Ich war froh, dass ich weg konnte. Doch war ich auch traurig auf eine Weise. Ich fand es schade, dass es mir hier nicht gefallen hatte und hatte irgendwie das Gefühl, dass es mein Fehler gewesen sein könnte. Und schon war ich in der Luft und auf dem Weg nach Thailand ins nächste Abenteuer.

Wir waren mit einer Stunde Verspätung gestartet und kamen entsprechend 45min später in Bangkok an. Ich dachte nur an den Fahrer, der auf mich wartete und quetschte mich dann schnellstmöglich an den Leuten vorbei aus dem Flugzeug. Der Flughafen in Bangkok war ein kurzer Schlag, weil er so ganz anders war, als erwartet und so riesig und modern. Ich lief eilig die Gänge hinab und folgte den Schildern. Bei einem kleinen Stand wechselte ich noch kurz ein paar Dollar in Baht und anschliessend lief ich weiter. Bei den verschieden Immigrationsschildern stand ich dann vor einem Rätsel. Ich füllte einen Ankunftszettel aus und stand bei einem an. In meinem Hinterkopf schwirrte es irgendwo her, dass ich doch eigentlich gar kein Visum brauchte. Als meine Reihe an einem Angestellten vorbei kam, fragte ich ihn kurz. Er nickte und meinte, dass ich ohne Visum einreisen könne und den Schalter wechseln müsse. Er liess mich unter der Absperrung durch und ich rannte an den Leuten vorbei und die Halle wieder hinab. Bei einem weiteren Wechselstand fragte ich nach dem Weg. Bei der entsprechenden Halle stand ich an. Als ich an dran kam, fragte mich die Frau, wo mein Ankunftszettel sei. Ich gab ihn ihr. Sie schüttelte den Kopf. Es sei nicht der richtige. „Aber der Herr von da hat mich hergeschickt“, sagte ich. „Er hat nichts sonst gesagt“. Sie gab mir einen Zettel und wies mich an, diesen dort auszufüllen. Ich schwitze schon lange und wurde noch ungeduldiger. Noch mehr Verspätung, dachte ich. Als ich ihn ausgefüllt hatte, stand ich für die Passkontrolle an. Als ich endlich an die Reihe kam, gab es natürlich gerade einen Schichtwechsel. Am liebsten hätte ich laut geseufzt. Der neue war so langsam, dass ich regelrecht an mich halten musste, um nicht ungeduldig mit dem Fuss zu tappen. Nach einer Ewigkeit hatte er sich eingerichtet und ich kam zur Prüfung dran. Anscheinend war er neu oder so, denn er musste einen Kollegen zur Unterstützung holen. Ich rollte genervt mit den Augen, blieb aber ruhig und freundlich. Dann hörte ich das mir mittlerweile bekannte Geräusch vom Stempel. Wieder ein Land in meinem Pass!

Ich sauste los und suchte mein Gepäckband. Das lag, wie soll es auch anders sein, ganz am anderen Ende der grossen Halle. Als ich ankam, lief sie bereits schon lange und ich bekam schon beinahe die Panik, weil ich Lucille so nirgends ausmachen konnte. Endlich erblickte ich sie, auf dem Rücken liegend zwischen zwei Koffern. Ich schrie froh Freude: „Lucille!“ Und nahm sie hoch. Zusammen machten wir uns auf den Weg durch den Zoll. Draussen suchte ich die Wegbeschreibung durch den Flughafen zum Treffpunkt mit dem Fahrer raus. Da standen dutzende wartende Menschen mit Namensschildern und ich hatte Angst, dass mein Fahrer schon längst gegangen war. Mittlerweile waren es 90min Verspätung. Bei der Information fragte ich nach Ebene 3 und sie zeigte nach rechts. „Einfach gerade aus“, sagte sie freundlich. Ich bedankte mich und lief rasch wieder los. Währenddessen las ich jedes Schild aufmerksam. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als ich einen Mann an einer Säule lehnen sah, mit Blick auf das Handy, ein Kopfhörerstöpsel im Ohr. Ich ging auf ihn zu und begrüsste ihn. Ich war müde. Er nickte und gab mir das Namensschild in die Hand, machte ein Foto bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. Dann lief er los, ohne mich zu fragen, ob er mir etwas abnehmen könnte. Ich folgte ihm wortlos. Als wir aus dem Flughafen traten, verschlug es mir beinahe den Atem. Obwohl es bereits Abend war, war es immer noch so heiss und dann diese hohe Luftfeuchtigkeit. In der Garage ging er zu einem Auto und schob dieses per Hand an, damit es mehr Platz machte, dann wollte er gerade einsteigen. Ich stand da und wartete eigentlich darauf, dass er mir den Kofferraum öffnete, damit ich Lucille hineintun konnte. Erst als ich ihn ein bisschen auffordernder ansah, kam er nochmals ums Auto gelaufen und öffnete den Kofferraum. Ich legte Lucille hinein und zog mir auf dem Weg zur Rückbank den durchgeschwitzten Pulli ab. Dann stiegen wir ein und fuhren los. Ich schaute auf GoogleMaps wie weit es ungefähr zum Hotel sei und musste schlucken. Ich würde definitiv zu spät zum Kennenlerntreffen kommen. Toll! War ja auch sowas von klar! Dabei wollte ich doch nur ins Bett und meine Ruhe.

Der Fahrer sprach kein Wort, ausser einmal, als er das Telefon abnahm. Ansonsten schickte er ein paar Nachrichten am Handy hin und her. Ich sah derweil aus dem Fenster und war dennoch zu müde, um überhaupt irgendwas zu registrieren. Dann liess er mich vor einem Tor aussteigen. Es war bereits nach 18 Uhr. Ich lief hinein und da sass eine grössere Gruppe an einem langen Tisch auf der Terrasse. Ich grüsste und lief an ihnen vorbei. Ein junger Mann stand auf und fragte, ob ich auf diese Tour gehöre. Ich bejahte, woraufhin er meinte, ich solle doch einchecken und dann mich zu ihnen gesellen. Ich lief weiter in die Richtung, in die er gezeigt hatte und betrat das Gebäude. „Schuhe ausziehen!“, ertönte es sogleich. Ich tat wie geheissen. Nur war da keine Rezeption. Die war anscheinend in einem anderen Hotel erfuhr ich von den netten Leuten, die da sassen. Ich seufzte innerlich. Also doch nicht einchecken. Ich liess Lucille dort an einer Wand stehen, nahm meinen gelben Rucksack und lief wieder nach draussen. Ich wollte die Gruppe nicht noch weiter warten lassen. Ich setzte mich auf einen leeren Stuhl und sagte nochmals hallo in die Runde. Ich erfuhr, dass ich nicht die einzige Schweizerin der Gruppe war. Und ich war trotzdem nicht die letzte. Nach mir kamen noch 3 Afroamerikanerinnen und erst viel später ein Pakistani. Unser Guide stellte sich vor und begrüsste nochmals alle bevor er zwei Blätter mit dem Programm von Cambodia und Vietnam verteilte und es mit uns zusammen kurz durchging.

Die Hälfte der Gruppe würde uns dann in Vietnam verlassen. Wir waren jetzt 16 Leute aus den USA, GB, CH, AUS, CAN. Wir hatten dann kurz Zeit und der Guide kam mit mir ins Hotel, bei dem ich einchecken konnte, danach ging ich zurück und verstaute meine Sachen neben dem Hochbett im Mehrbettzimmer, bei dem ich oben schlief. Ich teilte das Zimmer mit ein paar der anderen Mädchen. Dann trafen wir uns alle unten und liefen durch das heisse abendliche Bangkok zum Restaurant. Nach dem Essen ging ich mit einer Kanadierin, die alleine reiste zurück zum Hotel, damit ich endlich duschen konnte. Es war herrlich! Endlich mal wieder warmes Wasser! Ich duschte ausgiebig und lange und genoss es richtig. Dann ging ich nach oben und machte meinen Rucksack gleich wieder bereit für den nächsten Tag, da wir dann nach Cambodia fahren würden. Ich hatte null gesehen von Bangkok. Die Kanadierin schlief derweil schon beinahe, weil sie solche Kopfschmerzen hatte. Ich war ebenfalls schon im Bett als die anderen kamen. Sie gaben sich aber sehr mühe, still zu sein. 

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 3 / Reisetag 19

Diese Nacht war grauenhaft. Es war als würde sich die ganze Meute der Strassenhunde in meinem Quartier aufhalten und die haben ein dermassen grosses Spektakel veranstaltet, dass ich bezweifle, dass ich die einzige war, die bei dem Krach nicht schlafen konnte. Zum Teil hatte ich sogar das Gefühl, dass sie direkt vor meinem Zimmer ihre Kämpfe veranstalteten. Zudem hat es wieder so gestürmt und der Strom fiel dauernd aus, dass ich immer wieder vom Anschalten der Klimaanlage geweckt wurde.

Als mein Wecker klingelte, stand ich auf und machte mich bereit für den Tag. Es war mein letzter Richtiger Tag in Kathmandu und somit auch in Nepal. Zuerst wollte ich noch irgendwo frühstücken gehen, doch dann habe ich es mir anders überlegt und ging stattdessen nochmals kurz Geld wechseln und dann gemütlich zum Hotel der Aussies. Nach der üblichen herzlichen Begrüssung haben wir überlegt, ob wir ein Taxi nehmen wollen oder zu Fuss zum Affentempel, der Swayambhu Stupa. Schliesslich entschieden wir, dass wir die paar Kilometer innert ca. 40min zu Fuss gehen wollen.

Schon auf dem Hinweg zu ihnen ist mir aufgefallen, dass an diesem Morgen vor vielen Shops kleine Schalen mit Wasser und Blumen und sogar farbigen Pulver standen. Von ihnen erfuhr ich, dass ab heute ein Festival begann. Obwohl es noch nicht so spät am Morgen war, waren natürlich schon ganz viele Leute unterwegs. Wir mussten ständig aufpassen, dass wir von übereifrigen Taxi- oder Autofahrern nicht überfahren wurden, weil diese auch in diesen engen Gässchen kompromisslos überholten, oder uns den Knöchel verstauchten aufgrund der unebenen Trottoirs. Ich habe schon längst aufgegeben, da ich den Überblick bereits schon zu Anfang verloren hatte. Aber Deb hatte alles gut im Griff und uns immer den Weg gewiesen, auch wenn sie immer zuhinterst lief. Irgendwann liefen wir durch eine Strasse, die voller Metzgereien war und dann durch eine mit nur Bäckereien. Was das für einen Sinn macht, frag mich bloss nicht. Dann erreichten wir einen Fluss und sahen auf der anderen Seite das Ghetto von Kathmandu. Abfallberge stapelten sich, es stank gottsjämmerlich. Wir mussten dann ein Stück zurück laufen, weil wir zu weit waren und die Brücke hätten überqueren sollen. Von da an ging es leicht bergauf. Immer wieder quatschten uns Einheimische an und boten ihre Waren feil. 

Schliesslich standen wir vor ein paar grossen Treppen, an deren Fussende unzählige Statuen standen und überall tollten Affen herum. Einheimische hatten ihre Stände auf den Stufen aufgebaut und während du die Stufen zwischen dem Vergangenheits-Buddha und dem Gegenwarts-Buddha nach oben erklommst, traten sie zu dir und quatschten dich an, mit Klangschalen oder Gebetsketten in der Hand oder zeigte auf ihre gestickten oder gemalten Gemälde. Ob einem denn die Sachen gefallen? Sie hätten gute Preise. Ich dachte derweil immer an Lucille und viel voll die schon war, ich hatte wirklich keinen Platz mehr, obwohl ich schon Sachen entsorgt hatte. Von den vielen steilen Stufen kam ich ziemlich ausser Puste. Ich war bestimmt wieder ganz rot im Gesicht. Neidisch sah ich Rob und Deb nach, die das so mühelos zu meistern schienen. Klar, die machen ab Samstag auch den Everest-Base-Camp-Trek, und dennoch! Dann dachte ich wieder, dass ich doch bis jetzt auch ganz schön mithalten und meinen Rucksack stundenlang tragen konnte, und das, obwohl ich null Sport mache. Kurz vor Ende musste ich trotzdem eine Pause einlegen. Das fehlende Frühstück machte sich bemerkbar. Ich schwitzte und hatte sicher schon wieder das bisschen getrunkene Wasser verloren. Oben standen Rob und Deb, sie schoss bereits Fotos und er sah zu mir runter und motivierte mich. Ich kämpfte, nein quälte mich hoch. Endlich kam ich an der Eintrittskasse angekrochen. Die stand leider noch nicht auf der obersten Stufe, doch es waren danach nicht mehr viele. Da ich aber so fertig war, bedeutete mir der nette Wachmann, mich auf die Bank zu setzen. Tat ich natürlich umgehend und trank gierig aus meiner Wasserflasche. Nach ein paar Minuten hatte ich wieder genug Kräfte beisammen, dass ich meinen Geldbeutel raussuchen und bezahlen konnte. Danach erklommen wir die letzten paar Stufen und hatten es endlich definitiv geschafft: wir waren oben!

Es hatte bereits eine Million Leute, die sich alle an der kleinen Mauer entlang scharten und Fotos von der grandiosen Aussicht knipsten. Ein paar Schüler waren in weiss gekleidet und haben den Abfall aufgesammelt und zwei davon liefen mit einem Klimastreik-Schild durch die Tempelanlage. Deb und ich hatten aber jedoch Rob aus den Augen verloren, stiegen dann zwei, drei Stufen zu einer kleinen Nebenaussicht hinunter. Da hatte es aber einen Baum im Weg. So ging ich zur besseren Aussicht wieder hoch und konnte tatsächlich einen Platz an der begehrten Mauer erhaschen und super Fotos machen. Als ich die kleine Treppe wieder hinunterging, war auch Deb fort. Toll, jetzt hatten wir uns alle aus den Augen verloren. Ich entdeckte dann Rob und zusammen hielten wir nach Deb Ausschau. Diese stiess kurze Zeit darauf von der anderen Seite wieder zu uns. Plötzlich, ich weiss gar nicht mehr, wie das ganz genau ablief, stand ein Mann mittleren Alters vor uns. Wir kamen ins Quatschen. Er kam aus dem Schwarzwald und hatte sich früh pensionieren lassen und reiste in der Welt herum, weil seine Frau gut verdient. Ich glaube, dass sollte ich auch machen 😀 wir konnten uns kaum von ihm losreissen. Ich habe mich dann von ihm inspirieren lassen und bei der Dame direkt neben uns einen Teller mit frischen Früchten geholt. Was sich als keine so gute Idee herausstellte. Natürlich hat das die Affen angelockt. Und wenn ich einem Tier am wenigsten traue, dann sind das Affen! Ich meine, diese emotionslosen, starren Augen verheissen wirklich nichts gutes. Der eine kam dann auch direkt auf mich zu und ich habe ihm nur die saueren Ananasstücke hin auf die Mauer geschmissen, bevor er womöglich noch auf mich springen konnte. Dann habe ich den Teller aus Metall der Verkäuferin zurück gebracht. Als ich wieder bei den anderen war, meinten diese, dass das Füttern von Affen verboten sein. Die hatten nicht mitgekriegt, wie der auf mich loswollte. Ich habs ihnen dann gesagt und dann sind wir weiter. 

Wir sind übers Areal gelaufen, natürlich im Uhrzeigersinn, wie es sich gehört und wir in Tibet gelernt haben, und machten Fotos. Zwischendurch kreuzte immer wieder der Deutsche unseren Weg. Bei einer Ecke des Areals quatschte mich ein Verkäufer mit Klangschalen an. Er liess nicht locker und so hob ich wie geschwünscht die Hand und bekam in diese eine Klangschale. Er klopfte mit einem Stab dagegen und das Vibrieren erfasste zuerst meine Hand und kroch dann langsam über meinem Arm hoch, bis ich es überall spüren konnte. War ein angenehmes Gefühl. Ich kannte ja Klangschalen bis jetzt noch nicht, ausser vom Hörensagen. Normalerweise fahren die mit dem Stab dem Schalenrand entlang, er aber hatte geklopft. War auch wieder sehr spannend. Dann legte er noch eine zweite in meine andere Hand. Die war vom Ton her ganz anders, höher. Ich musste ihn dann aber trotzdem enttäuschen. Lucille hatte immer noch keinen Platz. Dann machten wir uns langsam an den Abstieg.

Unten kamen wir diesmal zwischen Gegenwarts-Buddha und Zukunfts-Buddha hindurch. Weswegen ich dann einen Spruch machte. Auf der Strasse setzen wir uns dann auf eine kleine Mauer unter einem Baum und machten kurz Rast. Während die Aussies hirnten, wo wir als nächstes hin könnten, sass ich daneben, sah ein bisschen in der Gegend rum und genoss es einfach. Auf der anderen Seite lief ein Strassenhund den Weg entlang, überquerte dann diesen, wobei er einen schlafenden Genossen streifte und diesen dadurch weckte. Der hatte gar keine Freude, blieb aber liegen. Der Strassenhund kam dann an uns vorbei und blieb dann zielgerichtet bei mir stehen und sah mich an. Ich hob langsam die Hand und tätschelte ihm den Kopf. Bei Hunden bin ich ja auch immer etwas vorsichtig. Der schloss genüsslich die Augen. Als ich aufhörte, schob er seinen Kopf unter meine Hand und bedeutete, dass ich weiter machen solle. Tat ich natürlich und kraulte ihn ausgiebig. Dieses Mal war es an den Aussies, einen Spruch fallen zu lassen. Die hatten derweil mit einem Taxifahrer den Preis für unser nächstes Ziel ausgefeilscht. So kraulte ich den Hund noch ein letztes Mal hinter den Ohren und stand dann mit den Aussies zusammen auf, folgte dem Fahrer zu seinem Fahrzeug.

Kaum waren wir eingestiegen, fing es an zu tröpfeln. Wir fuhren durch die Stadt an unserem Quartier Thamel vorbei, Richtung der anderen Stadtseite. Ca. 30min später liess uns der Fahrer vor einem Weg, der gesäumt war mit Ständen hinaus. Ich gab Rob meinen Anteil und wir stiegen aus. Draussen gab mir Deb viel zu viel Wechselgeld zurück. Ich wusste schon, dass diskutieren mit Aussies nichts bringt und sagte nur danke. Wir liefen durch die Stände und wurden natürlich von links und rechts belagert und angesprochen, Waren wurden uns unter die Nase gehalten. Doch wir lehnten immer dankend ab und liefen weiter. Dann kamen wir an eine Kreuzung. Wir entschlossen uns geradeaus zu gehen und dann nach rechts abzubiegen. Wir kamen an einen Metallzaun und sahen uns den Eintrittspreis für den Pashupatinath an. 1’000 Rupien? Die spinnen wohl, dachten wir und sahen uns an. Er war zwar wohl einer der wichtigsten Hindutempel und gehörte zur World Heritage Site, doch der Preis war uns dann doch zu hoch. So liefen wir am Zaun entlang, um zu schauen, ob man sonst irgendwo etwas sehen konnte. Wir entdeckten dann eine Öffnung, welche zur gegenüberliegende Flussseite ging. Wir wollten gerade zum Fluss hinab, als eine Polizistin zu uns trat und nach den Tickets fragte. Wir verneinten und gingen von dannen. Bei den Ständen machten wir eine kurze Pause und tranken eine Cola. Deb sah auf dem Handy nach, wie weit es bis nach Thamel war; ca. 1 Stunde. Wir entschlossen auch dies zu Fuss zu meistern und machten uns auf den langen Heimweg. Währenddessen musste ich natürlich die ganze Zeit aufs Klo, aber ich habe es bis ins Hotel verkniffen. In Thamel gingen wir noch etwas trinken ins Northfield Café, bei welchem ich am Montag bereits zu Mittag gegessen habe. Der Kellner war der selbe wie am Montag und hat mich gleich erkannt und gefragt, ob ich meinen Freunde mitbringe. Wir gönnten uns einen Drink zur Belohnung und bestellten ein paar Snackteller, welche sich aber als fast vollwertige Mahlzeit herausstellten. Es war mittlerweile mitten am Nachmittag und wir pappsatt. So vereinbarten wir betreffend unseres letzten gemeinsamen Nachtessens eine spätere Zeit und ich zeigte ihnen noch kurz, wo das Restaurant zu finden sei. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und ich rannte ins Zimmer hoch und endlich aufs Klo.

Dann gönnte ich mir eine kurze Katzenwäsche, weil das Wasser immer noch kalt war und packte alles zusammen. Sortierte aus und schmiss weg. Nur die Thermosunterwäsche legte ich auf die Seite, weil ich diese Deb geben wollte, sonst hätte sie neue kaufen müssen und so bekamen meine ein zweites Leben. Schlussendlich hatte ich noch etwas Zeit, um ein bisschen zu lesen. Dann machte ich mich ein bisschen hübsch für diesen Abend. Weil es wieder einen Stromausfall hatte und sie auf der Strasse um die Ecke am Strom arbeiteten, hatte ich auch kein WLAN, weswegen ich irgendwann dachte, ich gehe nochmals ins Northfield und gönne mir da abermals einen Drink, dafür habe ich WLAN. Kurz danach machte ich mich auf den Weg ins Dalai-La, um die Aussies zu treffen. Kaum hatte ich mich hingesetzt, kamen sie auch schon. Wir hatten uns wohl offensichtlich verpasst, weil sie am Café hätten vorbei kommen müssen. Wir gönnten uns ein fettes Abendmahl, ein paar Drinks und hatte es einfach schön. Irgendwann kamen wir auf ein mögliches Leben nach dem Tod zu sprechen und wie wir bestattet werden möchten. Es war überhaupt nicht komisch mit ihnen darüber zu reden, ganz im Gegenteil. Es war sehr bereichernd. Schlussendlich haben sie die komplette Rechnung übernommen, die Schätze. Wir liefen zusammen das kurze Stück zur Kreuzung zurück. Dort nahmen wir uns herzlich und fest in die Arme. Deb würde ich in diesem Jahr nicht mehr sehen, Rob jedoch zu Weihnachten. 

Etwas wehmütig ging ich zurück ins Hotel. Dort lief endlich wieder der Strom, nur das WLAN ging immer noch nicht oder nur halbwegs.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 3 / Reisetag 18

Obwohl ich gestern so spät ins Bett bin, war ich heute beizeiten wach.

Ich habe dann noch ein bisschen am Blog gearbeitet, dem Radiosound von draussen auf der einen Seite und dem Digeridooplausch einer Gruppe auf der andern gelauscht und wollte dann eine Dusche nehmen. Doch das Wasser war eisig kalt, so dass ich nur eine Katzenwäsche machte. 

Gegen Mittag musste ich dann auch schon los und zum Hotel von den Aussies. Wir wollten heute einen Kochkurs machen bei den Seven Sisters vom Seven Woman Center. Unterwegs habe ich noch ein paar USD in Rupien getauscht und lief dann weiter durch die engen Strassen. Mittlerweile wusste ich den Weg, dennoch standen mir alle paar Meter die Typen mitten in den Weg und quatschten mich an, wohin ich will und ob ich was trinken will. Mittlerweile ignoriere ich das nur noch und laufe stur grade weiter. Den Augenkontakt vermeide ich auch konsequent, das würde sie nur noch anstacheln. Bei Deb und Rob war ich natürlich zu früh dran. So setzte ich mich einfach in die Lobby auf einen bequemen Sessel und spielte etwas Picross. Irgendwann kam Rob durch den Eingang rein. Sie hätten im Café gesessen und nach mir Ausschau gehalten. Wir haben uns also genau verpasst. Ich hab sie dann zur Begrüssung geknuddelt und Rob hat mir einen Honig-Ingwer-Zitronentee organisiert, da sie die Getränke im Hotel unbegrenzt haben können. Der erste Tee seit Tagen. Ich habe ihn sehr genossen. Danach sind wir raus und haben Ausschau nach einem Taxi gehalten. Wir waren nicht die einzigen, die dies wollten. Ein Hotelangestellter hielt ebenfalls Ausschau für uns. Dann kam er jedoch auf uns zu und meinte, wir sollten doch die Strasse runtergehen und dort schauen. Dies taten wir auch und siehe da – es kam gleich eines. Rob stieg ein und klärte mit dem Fahrer, ob er die angegebene Adresse kenne und um den Preis zu verhandeln. Dann gab er uns ein Zeichen und wir stiegen ebenfalls ein. Wir mussten aber dann doch das Handy von Deb benutzen und den Fahrer mittels Google-Maps navigieren. Es hatte nicht so viel Verkehr und so kamen wir gut vorwärts. Einzig kurz vor dem Ziel verpasste der Fahrer eine Abzweigung und weil es da gerade mehr Verkehr hatte, musste er einen ziemlichen Umweg fahren. Dann bogen wir in eine kleine Seitenstrasse und es wurde immer enger. Deb winkte einer Frau am Strassenrand. Schliesslich meinte das Navi, dass wir das Ziel erreicht hätten. Irritiert Blick blickten wir aus den Fenstern. Da war nichts. Nur Wohnhäuser. Deb stieg aus und ging die Strasse runter um die Ecke. Ich folgte ihr und sah mir derweil die Strasse an, in der wir standen. Plötzlich rief sie, dass sie es gefunden hätte. Ich gab Rob Bescheid und er bezahlte den Fahrer. Ich gab ihm meinen Anteil. Wir liefen Richtung Deb. Da tauchte ein kleines Mädchen auf und redete auf uns ein, hielt dabei immer ihre eine Hand bittend uns hin. Ich ignorierte es und lief weiter. Rob war so nett und sagte ein paar Mal nein. Doch die kleine liess nicht locker. Währenddessen bogen wir um die Strassenecke. Ich traute der kleinen nicht und liess meinen Rucksack von der einen Schulter runter, damit ich ihn schräg nach vorne holen konnte und besser festhalten. Und tatsächlich. Sie zog an meinem Tragriemen, während wir weiterliefen und bettelte immer weiter. Unterdessen waren wir am Tor zu den Seven Sisters angekommen und es war genau die Frau, der Deb zuvor gewinkt hatte. Wir begrüssten uns und traten durch das Tor. Die kleine wollte mit. Da schob sie die Frau wieder nach draußen und schloss die Tür. Die kleine kannte nichts und öffnete sie wieder. Die Frau war schon etwas genervt, drückte die kleine weg und verschloss das Tor dies mal richtig. Die kleine schaute durch den Spalt und redete immer weiter. Wir folgten der Frau ins Haus.

Da die Frau eine Missbildung des Kiefers hatte, konnte sie kaum sprechen und es war schwer sie zu verstehen. Aber sie war wirklich äusserst nett und gab uns viele Infos zu der Einrichtung und hatte sichtlich Freude, dass wir kamen. Sie begrüsste uns nochmals und zeichnete uns einen roten Punkt auf die Stirn und setzte jedem eine Blume ins Haar. Dann zeigte sie uns kurz die Räumlichkeiten und was wo hergestellt wird.

Falls ihr noch mehr Infos über die Gemeinnützige Institution von Seven Sisters möchtet, dann könnt ihr dies über diesen Link tun. Eins vorweg; es ist wirklich eine tolle Sache, wie hier die Frauen unterstützt werden. https://sevenwomen.org/home

Die Frau brachte uns anschliessend hinten raus in ein anderes Gebäude; die Küche. Dann übergab sie die Führung zwei Nepalesinnen, welche uns mit dem üblichen Namaste begrüssten und uns zeigten, wo wir unsere Sachen ablegen konnten. Wir nannten unsere Namen und eine davon schrieb diese auf eine Wandtafel, daneben notierte sie dies in Sanskrit. Ebenfalls auf der Wandtafel stand das Menü, welches wir kochen würden. Wir bekamen selbstgemachte Schürzen umgebunden und Rob sogar einen Kochhut. Die zweite Dame brachte uns einen Nepalesischen Tee, der oberlecker war. Da traten zwei junge Frauen ein, ebenfalls Aussies und stellten sich vor. Sie kamen gerade vom Mount Everest Base Camp Trek und hätten heute ihren einzigen freien Tag bevor sie dann wieder zurück fliegen müssten. Sie waren frisch ab dem College. Dann starteten wir unseren Kurs. Wir bekamen jeder ein kleines Rezeptbuch und durften darauf unsere Namen und diese auch in Sanskrit notieren, zudem dem Namen unserer Lehrers. Vieles war schon vorbereitet, doch alle mussten dennoch mal etwas schneiden oder mahlen. Ich schnitt die Tomaten klein, mahlte den Ingwer mit Hilfe einer dritten Frau, puhlte Edamame und hackte Kokos. Währenddessen sprach ich nicht viel, da sich die jungen Aussies natürlich gerne mit meinen Aussies unterhielten. Nur wenn ich was gefragt wurde, gab ich natürlich gerne Antwort oder stellte zwischendurch auch eine Frage. Am meisten unterhielt ich mich mit eine der Nepalesinnen. Dann ging es ans Kochen. Jeder durfte aussehen, bei welchem Topf er dabei sein wollte. Rob und Deb teilten sich jeweils auf und ich entschied spontan. Während dem Kochen gaben die Damen Tips und auf was man am Besten achten sollte. Zum Beispiel, dass man die Kräuter immer einzeln am Rand streuen sollte und erst danach ruhig rühren oder dass man nicht das Gemüse zeitlich mit den Gewürzen in die Pfanne schmeisst, weil es sonst bitter wird. Es war sehr spannend. Schnell waren ein paar Stunden um und ich beinahe am verhungern, weil es so gut duftete und ich ja seit Montag nichts richtiges mehr gegessen habe. Plötzlich stand alles auf dem Tisch und wir sassen da und mampften und schmatzen selig. Es war sooo lecker, auch wenn zum Teil etwas gar würzig. Zum Dessert gab es Khir, ein Reispudding und ich habe die Schüssel fast alleine gegessen. Ich muss das zu Hause unbedingt nochmals ausprobieren. Wenn es klappt, wird das mein neues Traditionsdessert.

Plötzlich fing es wieder in Strömen an zu regnen. Wir liefen ins Haus hinüber und bestellten für uns ein Taxi. Dann gingen wir alle zusammen in den kleinen Shop und stöberten in den Produkten des Hauses. Ich wurde natürlich rasch fündig und habe mir eine Notebooktasche und zwei kleine gefilzte Täschchen gekauft, zudem ein paar Freundschaftsarmbänder. Beim Bezahlen taten sie mir alles in ein selbstgenähtes Säckchen aus altem Saristoff. Gerade als ich gehen wollte, sah ich diese Traumhose. Ich hatte den Stoff zuvor schon bei Haarbändern gesehen und fand ihn toll. Und jetzt als Hose? Muss ich haben! Ich sah mir kurz die Grösse an. Rob ging Gentlemanlike vor die Tür, damit ich sie anprobieren konnte. Dafür holte ich mir bei ihm sein okay. Er fand sie ebenfalls klasse. Also gleich nochmals zur Kasse und diese wurde ebenfalls in ein kleines Seidensäckchen getan. Das Taxi derweil wurde langsam ungeduldig. Es regnet immer noch wie aus Kübeln. Ich war froh, hatte ich in Weise Voraussicht die Regenjacke eingepackt. Die Frau vom Anfang sagte mir noch zum Abschied, wie viel das Taxi kosten sollte / dürfte und ich umarmte sie rasch. Dann rannte ich zum Auto. Wir stiegen beim Hotel von Rob und Deb aus und ich verabschiedete mich von ihnen. Klar, hätte ich mit ihnen noch etwas trinken können. Aber irgendwie war ich in Stimmung für mein Zimmer. Wir sähen uns morgen für den Affentempel.

Ich zog meine Kapuze über den Kopf und machte mich auf den Weg über Pfützen und Schlaglöcher durchs Labyrinth zurück zu meinem Hotel. Ich machte nur kurz Pause beim Supermarkt, um mir zwei Flaschen Wasser zu holen. Es war früher Abend und es begann ein zu dunkeln. Kaum im Zimmer fiel natürlich wieder der Strom aus. Doch dieses Mal so lange, dass jemand den Generator anwerfen musste. Auch danach wurde es ein paar Mal dunkel. Mittlerweile hat es in der Nachbarsgartenbar ein Konzert und auf der Dachdisco gegenüber läuft Hardcoremucke und Techno-Goa-Sound. Vorhin wäre es mir beinahe zu laut gewesen. Wenn ich nochmals raus müsste, dann zum Gitarrenkonzert in der Nachbarsgartenbar. Doch ich glaube, ich werde in meinem Bett bleiben und von hier aus lauschen. Von hier höre ich es noch besser, weil es direkt unter meinem Fenster ist. Nur schade habe ich keinen Cocktail hier. Gibt es halt Wasser und Schokoriegel und getrocknete Mango.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 3 / Reisetag 17

Geschlafen habe ich sosolala. War viel enger als in Erinnerung im Seidenschlafsack. Zudem war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch.

Ich bin dann den ganzen Tag in meinem Zimmer geblieben und habe am Blog gearbeitet. Gegen den Abend habe ich eine Pause gebraucht und Netflix angemacht. Es war schnell klar, was ich schauen werde: die zweite Staffel Disenchantement 😀 kurz vor deren Ende bin ich auch fast eingeschlafen. Kein Wunder, es war beinahe 2 Uhr morgens.
Gegessen habe ich den ganzen Tag die getrockneten Mangos und einen Schokoriegel, welche ich seit Peking mit mir rumschleppe. Zum Glück hatte ich noch eine Wasserflasche, sonst hätte ich wirklich aus dem Zimmer gemusst. War aber auch schön mal so.

Gegen Abend ist dann die Hölle über uns zusammen gebrochen, weil es orkanmässig angefangen hat zu regnen. Sogar der Strom fiel deswegen aus ein paar Mal. Dafür war es viel früher ruhig als die Nacht zuvor.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 3 / Reisetag 16

Die erste Nacht im neuen Hotel war etwas anstrengend. Doch ich konnte dennoch halbwegs gut schlafen. Ich bin dann irgendwann aufgestanden. Dann habe ich den ganzen Rucksack auf dem Bett ausgeleert und angefangen, auszusortieren. Einen potenziellen Entsorgungsstapel habe ich gemacht und einen Wäschestapel. Die Wäsche habe ich anschliessend gewaschen und im Badezimmer verteilt und aufgehänkt. Danach bin ich raus, um etwas zu Mittag zu essen und eventuell in einem Café schreiben zu können. Ich habe an der Rezeption gefragt, wo ich diese SIM-Karte mit dem Datenpaket kaufen könne, welches bei ihnen ausgelegt ist und sie gab mir eine Richtung. Also lief ich mutig in dieses Labyrinth hinaus und in die angegebene Richtung. Nach gestern rechnete ich mit allem.

Auf dem Weg kam ich an einem älteren Deutschen Ehepaar vorbei, das jemanden nach einer SIM-Karte fragte und wo man diese kaufen könne. Ich blieb stehen und sagte, dass sie gleich mit mir mitkönnten. Sie folgten mir und ich konnte an der nächsten Kreuzung das Logo ausmachen. Ich ging die paar Stufen hoch und zeigte dem Verkäufer den Flyer. Er schüttelte den Kopf und meinte, dass er diese nicht hätte, sondern nur normale SIMs. Hierfür bräuchte er jedoch meinen Pass und ein Foto. WTH, dachte ich. Dann mischte sich der ältere Deutsche ein und fragte noch ein bisschen nach. Enttäuscht zogen sie von dannen und ich lief weiter durch die Strassen. Bei einem weiteren Mobileshop fragte ich nach und erfuhr schliesslich, dass man dieses Datenpaket nur am Flughafen erhielt. Toll, für was hat es denn mein Hotel aufliegen?

Ich ging weiter und versuchte wieder in dieses Gewühl von Strassen zu kommen. Endlich gab es eine Seitenstrasse und ich ging diese hinab. Ich wollte kurz den Geocache machen bei einem Büro, dann Mittagessen und anschliessend irgendwo sitzen und schreiben. An der entsprechenden Kreuzung konnte ich die erwähnten Geschäfte nicht ausmachen und die Typen hier sind so aufdringlich und wollen immer alles wissen und dir irgendwie halbwegs helfen, aber lieber Geld machen. So bin ich dann wieder geflüchtet und ins nächste Restaurant. Dort ass ich gemütlich zu Mittag und entdeckte dann an einem Nebentisch das Deutsche Ehepaar. Wir nickten uns freundlich zu. Und ich nahm meinen Mut nochmals zusammen und lief zur Kreuzung zurück. Dort sah ich mich suchend um und wurde natürlich prompt wieder angesprochen. Ich fragte nach dem Büro. Der Mann nickte und zog mich einfach in einen Hauseingang und dort die Treppe hoch. Zuerst hatte ich Panik. Dann dachte ich, mir wird schon nichts passieren, schliesslich hatte es unten einen Sicherheitsmann. Als er mich dann vor einen Schönheitssalon absetzen wollte, riss ich mich los und sagte laut nein. Genervt stürmte ich die Treppe runter und konnte von unten schon das Gelächter seiner Freunde hören. Ein Teenager fragte mich, ob er mir helfen könne und ob ich denn das suche, dabei zeigte er mit dem Finger aufs entsprechende Schild. Ich nickte. Er lief vor mir her in einen anderen Hauseingang und zeigte dann mit dem Finger die Treppe hoch. So stelle ich mir Hilfe vor! Heimatland nachemal!

Ich stieg die Treppe hoch und war dann abermals verwirrt, weil es weder Schilder noch sonst was hatte, mit dem ich wusste, wo ich klopfen müsste. Eine nette Dame von einen Kurierbüro sah mich durchs Fenster und zeigte mir dann die Richtung zum entsprechenden Büro. Die Tür stand offen und so trat ich zurückhaltend ein und grüsste freundlich. Als ich Geocache erwähnte, holte eine Angestellte gleich alles hervor und stellte es auf dem Tisch bereit. Ich trug mich rasch ein und wollte nur noch ins Hotel. Kathmandu ist wirklich zu anstrengend für mich. Ich komme mit diesen Leuten einfach irgendwie nicht klar. Ich vermisse Tibet! Ich vermisse die Tibetischen Leute! Scheiss auf das warme Wetter hier. Ich ziehe mich lieber wieder warm an und esse Yak und trinke meinen Tee. Dafür ist es nicht mehr kompliziert mit dem bezahlen. Die schlagen bei der Kasse immer nochmals Steuern drauf und je nach dem noch Trinkgeld. Und wenn es Rappen sind, werden diese auch noch auf- oder abgerundet, so dass man auf volle Franken kommt. Das ist so immens anstrengend und schwer im Voraus zu rechnen. Ich finde es mittlerweile einfach nur noch teuer hier und will hier weg. Scheiss auf Sightseeing. Ich werde das Hotel nur zum essen verlassen und das billigste nehmen und mich dann wieder ins Zimmer verziehen und netflixen. Landschaft mag ja schön sein in Nepal, die Leute sind es kaum. Sie sind laut, sehr laut.

Im Hotel holte ich mir meine Mails an meinen Mann nach und wartete dann darauf, dass ich los musste, um Rob und Deb zu treffen. Schliesslich war es Robs Geburtstag! Ich schob schon Panik, weil ich wusste, ich musste da wieder raus und welche komische Begegnung nun auf mich wartete und ob ich den Treffpunkt finden würde. Ich packte die Geschenke für sie ein; 5 lokale Biere, die er garantiert noch nicht kannte und ein Buch über die Katze des Dalai Lama für sie, damit sie stets an mich denken konnte. Und bewaffnet mit Stadtkarte und Handy lief ich auf die Strasse und folgte dem Navi, während ich versuchte aus der Stadtkarte schlau zu werden. Natürlich kamen von allen Seiten Kommentare und Hilfsangebote. Ich dachte nur, ich vertrau hier keinem und finde es garantiert allein. Nur vor dem Nachhauseweg graute es mir schon etwas. Dann war ich schon da und natürlich viel zu früh.

Ich stand also im Eingang zu den Gardens of Dream und spielte Picross, während ich auf das Pärchen wartete. Ich sah sie schon von weitem auf der anderen Strassenseite, doch es dauerte einen Moment, bis sie diese durch den vielen Verkehr überqueren konnte. Rob hätte ich fast nicht erkannt, denn er hatte sich rasiert. Ich knuddelte ihn ganz fest und gratulierte ihm zum Geburtstag, dann umarmte ich Deb. Wir gingen hinein und ich zahlte die Tickets für uns, da ich ihnen ja noch etwas Geld schuldete von Tibet her. Der Garten lag bereits im Dunkeln und war nur einzeln, aber kunstvoll beleuchtet. Wir liefen dennoch gemütlich durch diesen hindurch und setzten uns schliesslich in ein kleines Café, wo wir uns einen Aperitif gönnten und etwas quatschten. Sie meinten, dass ich die ganze Gruppe zusammen gehalten hätte und jeden so toll integriert und alles. War mir überhaupt nicht bewusst gewesen, freute mich natürlich trotzdem. Deb zog ein Buch hervor und gab es mir als Abschiedsgeschenk. Es war die Fortsetzung von der Katze vom Dalai Lama. Ich musste mich so dermassen zusammen reissen, nicht vom Stuhl zu fallen vor lachen. Ich packte zuerst in alles Ruhe die Biere für Rob aus und er machte grosse Augen. Dann zog ich das Buch für Deb aus dem Rucksack und grinste als ich es ihr überreichte. Wir sahen uns an und konnten dann nicht mehr aufhören zu lachen, weil es einfach zu köstlich war! Rob verstand die Welt nicht mehr. Deb fand, dass das doch irgendwie ein gutes Zeichen sei und grinste. Wir machten eine kurze Fotosession für die anderen und bestellten dann endlich unsere Drinks.

Dann quatschten wir wieder ganz lange. Hierbei kam auch die Idee auf, dass wir über Weihnachten zu ihnen könnten, wobei Deb es schade fand, dass sie dann nicht zu Hause wäre. Nachdem bezahlen der Drinks auf meine Rechnung, liefen wir die andere Seite des Gartens hinauf und machten ein paar einfache Fotos, wobei das meiste geschlossen war. Wir fanden es schade und dachten, dass vielleicht bei Tageslicht es besser gewesen wäre. Sie schlugen dann vor, dass wir doch in das Restaurant könnten, dass sie entdeckt hätten. Ich folgte ihnen und so liefen wir wieder ins Gewühl der kleinen Strassen in meinem Viertel. Wir kamen an der Ecke vom Geocache vorbei und bogen jedoch in die andere Strasse ein.

Es war ein indisches Restaurant und schlicht, aber leicht edel eingerichtet. Rob und ich bestellten uns natürlich gleich den lokalen härteren Alkohol aus Reis als Appetizer, welcher überraschend sanft war und sie gönnte sich einen Cocktail, der wunderbar serviert wurde. Ich entschied mich, das Malai Kofta von hier zu probieren und ihr hauseigenes Naan mit gerösteten Nüssen und Kirschen. Das war vielleicht lecker! Wir teilten alles geschwisterlich und schmatzen glücklich. Zum Dessert bestellten Rob und ich uns den lokalen Apfelbrandy und eine kleine Auswahl zum Naschen für alle. Der Brandy brannte leicht im Hals und war definitiv stärker als der Reisalkohol. Die Auswahl an Dessert, Gulab Jamun sicherlich und dazu Karotten- sowie Reispudding und einen Käsekuchen. Wir waren uns einig, dass das Beste Gulab Jamun sei, dann der Reispudding, gefolgt vom Karottenpudding und am Schluss der trockene Käsekuchen. Ich zahlte die Rechnung und sie begleiteten mich schliesslich bis zum Hotel. Dort verabschiedeten wir uns herzlich. Natürlich hatte ich die Biere vergessen aus dem Rucksack zu nehmen.

Ich ging die Treppe hoch und suchte nach meinem Schlüssel. Ein Hotelangestellte folgte mir und sah mir einfach zu, wie ich den Schlüssel suchte. Als ich ihn endlich fand, was er mit einem unnötigen Auflachen untermalte, fragte er mich seltsame Fragen, was ich mache und plane und wie lange ich hier sei und alles. Ich sage ja, die Leute hier sind echt seltsam! Ich gab ihm ausweichende Antworten. Ich verstehe einfach nicht, warum alle alles wissen müssen. Kaum im Zimmer verschloss ich beunruhigt die Tür.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 3 / Reisetag 15

Erschöpft stand ich auf und gesellte mich zu den anderen zu unserem letzten Frühstück miteinander. Sie sassen bereits zusammen am Tisch und machten noch ein paar Witze auf meine Kosten. Die meisten waren bereits abgereist oder schliefen noch. Dann waren sie alle so in einem Gespräch vertieft, dass ich ruhig blieb. Es herrschte eine seltsame Stimmung. Rob versuchte Matt dazu zu bewegen, dass er mit Keith den Annapurna Circuit machte. Keith fand das eine glänzende Idee. Ich irgendwie auch. Doch ich wusste, dass Matt am Abend nach Neuseeland aufbrechen würde und ich war mir nicht sicher, ob er denn diese Geld wirklich in den Sand setzen wollte. Nach dem Frühstück ging ich mit den Jungs nach draussen und leistete ihnen beim Rauchen Gesellschaft. Keith bearbeitete weiter Matt und so gingen wir wieder hinein und sie fragten bei der Rezeption, ob sie ihnen helfen könne mit der Agentur zu telefonieren. Ich sagte, dass wir uns doch um 12 Uhr zum Auschecken in der Lobby treffen könnten und ging hoch. Oben packte ich in aller Ruhe meinen Rucksack und ging um halb 12 nach unten, checkte aus. Ein Angestellter kam und fragte, ob er mein Gepäck nach draussen tragen dürfe. Ich verneinte freundlich, setzte mich auf das wahnsinnig bequeme Sofa und las eine Zeitschrift von der Lobby.

Um 12.15 Uhr fragte, ich die Rezeption, wo ich das Gepäck lassen könne und ging hoch. Zuerst ging ich zu Matts Zimmer, es war offen und offensichtlich bereits geräumt. Dann ging ich zu Keith und klopfte an. Keine Antwort. So ging ich zu den Aussies und sie machten mir auf. Sie würden erst um 13 Uhr auschecken und wissen nicht, wo die Jungs seien. Vielleicht ja auf dem Dach. Ich ging also auch da hoch. Der tolle Barkeeper von gestern Abend war wieder da und meinte, dass er die Jungs auch nicht gesehen hat. Ich seufzte und ging wieder in die Lobby und schrieb ihnen ne WSMS. Kurz vor 13 Uhr kamen sie dann an und entschuldigten sich. Matt liess sich neben mir aufs Sofa plumpsen. Ich fragte, was denn gewesen sei und was nun mit dem Trip wäre. Matt sagte, dass es ausgebucht sei und er ja den Flug nach Neusseeland hätte. Keith stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Die Aussies kamen und so checkten alle aus. Ich erfuhr, dass Keith das neue Hotel gleich in der Nähe hätte wie mein neues. Und da ich davon ausging, dass Matt mitkam, sagte ich nur, wir könnten uns ein Taxi teilen. Kurz vor 14 Uhr meinte Keith, dass er jetzt los müsse für das Kennenlernen seiner neuen Gruppe. Er stand auf und verabschiedete sich von den Aussies. Matt kam zu mir und nahm mich in den Arm. Verwirrt sah ich ihn und fragte, ob er denn nicht mitkomme. Er verneinte und sagte, dass er die paar Stunden hier in der Lobby verbringen würde. Ich sah ihm nach als er zu Keith ging und dann sah ich Keith an. Dieser hatte Tränen in den Augen. Und da wusste ich es. Wir hatten uns beide auf eine Art in den gleichen Mann verliebt. Ich knuddelte die Aussies ganz kurz. Diese würde ich ja am nächsten Tag zum Abendessen treffen und folgte Keith aus dem Hotel zum Taxi. Ich hielt seine Hand und drückte sie. Im Taxi nahm ich ihn den Arm, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen und er sie mit der Hand wegwischte. Er versuchte vergeblich die Gefühle hinunter zu spielen. Wir sprachen ein bisschen darüber, während der Taxifahrer mein Hotel auf der Karte suchte. Wir fuhren los. Keith wurde zuerst rausgelassen und bezahlte 2/3 der Fahrt. Und weil der Taxifahrer so nervös rüberkam, machte ich nur kurz die Türe auf, liess ein Bein im Auto und knuddelte Keith ganz fest, wenn auch leider zu kurz. Denn ich hatte immer Angst, dass das Taxi einfach losfahren würde mit all meinem Habe.

Danach konnte ich bei meinem Hotel aussteigen. Es war zuhinterst in einer kleinen Seitengasse. Und wie es sich herausstellte mitten im Gewimmel. Ich checkte ein und bekam gleich den vollen Service. Das Personal war sehr freundlich, auch wenn für mich schon fast ein bisschen zu aufdringlich. Sie wollte für mich gleich für die nächsten Tage ein volles Programm zusammenstellen und ich wollte eigentlich nur in mein Zimmer und in Selbstmitleid versinken. Weil Matt fort war und weil ich Keith sicher in Thailand und Kambodscha verpassen werde. Das Zimmer war eher eine Besenkammer und das Bettzeug hatte Flecken. Hiess also, dass der Seidenschlafsack wieder zum Einsatz kam. Das erste Mal auf dieser Reise. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag in meinem Zimmer.

Am Abend als es bereits dunkelte fand ich, dass es vielleicht gut wäre, mal was zu essen und ging aus dem Hotel. Ich war aber so naiv, dass ich nicht auf mein Weg achtete und mich prompt verlief, als ich vor einem zwielichtigen Typen zurück in mein Hotel flüchten wollte. In mir kam Panik auf. Scheisse, scheisse, scheisse, dachte ich immer wieder. Ich stürzte mich einfach ins nächst beste Restaurant, um etwas zu essen und etwas herunter zu kommen. Mein Datenpaket funktionierte auch nicht. Das Restaurant gehörte zu einem Hotel und war sehr schön in einer Seitengasse gartenähnlich eingerichtet. Gemäss Preisen war es wohl eines der gehobeneren. Mir egal. Ich gönnte mir was und trank das Tonic genüsslich. GoogleMaps hatte mich dann endlich halbwegs lokalisiert und ich sah, dass ich es doch ganz in die Nähe des Hotels geschafft hatte. Ich war an der Kreuzung nur in die falsche Richtung gegangen. So lief ich an den komischen Männern vorbei und musste mich durch eine Gruppe Halbstarker in die Seitengasse zum Hotel quetschen. Müde und erschöpft sank ich auf mein Bett. Noch ein bisschen lesen und dann endlich schlafen. Einzig die Nachbarsgartenbar hatte Musik bis um 23 Uhr laufen und nicht wie von der Lobby gesagt bis um 22 Uhr. Egal. Ich konnte ja ausschlafen.

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Land 2 & 3 / Reisetag 14

Etwas benommen bin ich heute aufgestanden und habe die restlichen Sachen gepackt. Dann bin ich runter und habe die restlichen Yuan und ein paar Dollar bei einer Frau in Nepalesische Rupien gewechselt, so dass ich schon mal was in der Tasche hatte. Der Kurs war auch nur minimal schlechter.

Wir fuhren dann den Berg weiter hinab und zum Zoll hin. Auch hier mussten wieder ein paar Sicherheitskontrollen passieren und unsere Pässe zeigen, wobei wir jedes Mal in einer bestimmten Reihenfolge stehen mussten. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir den Grenzübergang und schulterten unser Gepäck. Das Chinesische Gebäude war nicht so gross. Wenn du einfach laufen könntest, wärst du in einer Minute durch. Doch wir mussten so lange warten, dass es wir schliesslich nach zwei Stunden hindurch geschafft haben. Währenddessen habe ich nicht einmal meine Lucille oder den gelben Tagesrucksack abgezogen und auf das bin ich schon ziemlich stolz. Ich wartete direkt vor dem Scanner um mein Gepäck kontrollieren zu lassen. Dies wurde jedoch gestoppt, weil vor mir die Deutschen ihr Gepäck aufmachen mussten, weil sie Reiseführer über Tibet dabei hatten. War ja klar, dass sie unvorbereitet waren und dann auch noch ne Szene gemacht haben. Und dann kamen die immer zu mir, um sich darüber zu beschweren und ich musste mich so zusammen reissen. Dabei steht klipp und klar im Internet, wenn du dich auch nur einen Hauch informierst, dass du keine Reiseführer dabei haben darfst – weder über China noch Tibet! Irgendwie haben sie es dann doch geschafft, diese behalten zu können, weil sie die aus einer Bibliothek geliehen hatten. War mir eigentlich auch egal. Dann hiess es wieder uns in der speziellen Aufstellung zu positionieren und unsere Pässe zu zeigen. Jeder erhielt dann einen Stempel fürs Verlassen des Landes. Bevor wir dann das Zollgebäude verliessen, haben wir uns unter teils Tränen vom Guide und den anderen verabschiedet. 

Dann kam unser neuer Guide und hat uns mitgenommen über die Brücke, die im Niemandsland über den kleinen Fluss Richtung Nepal führte. Dort mussten wir auch wieder unser Gepäck zur Kontrolle öffnen. Wir wurden anschliessend auf 3 Jeeps aufgeteilt und unser Gepäck auf das Dach gehievt. Unseres wurde nicht mal befestigt. Die Jungs wollten mit mir fahren, was ich sehr schön fand. Unser Fahrer war ein junger, vielleicht Anfang 20 oder so und hat keine Miene verzogen.

Wir fuhren ein kleines Stück hinab zum Immigrationscenter, wo wir fürs Visa anstehen mussten. Es wurden sogar Fotos gemacht. Der Preis hatte leicht hochgeschlagen. So bekamen wir unseren nächsten Stempel im Pass und konnten wieder in die Fahrzeuge einsteigen. Mir fiel auf, dass unser Fahrer immer wieder am Fahrzeug hantierte, während wir beim Immigrationscenter auf unser Visum warteten. Aber wir konnten bei ihm die Bluetooth Spotify von meinem Handy hören und das war noch toll. Dann ging es los und damit eines meiner grössten Abenteuer überhaupt. OMG! Was für ein Tag, wenn ich daran zurück denke! Die Strassen waren so schlecht! Es war als würdest du offroad in Island fahren, einfach 3-4x schlechter und auf der anderen Seite ging es die Schlucht hinunter und es hatte nur Platz für ein Fahrzeug. Ich habe die Jungs auf der Rückbank angeschaut und gesagt „war schön euch kennenzulernen“. Keith meinte „ich schreib gleich meinen Leuten, dass ich sie liebe“.

Von unserem alten Guide wussten wir, dass wir um ca. 15 Uhr in Kathmandu ankommen sollten und weil es bereits Mittag war, hiess dies, dass wir ca. 3 Stunden Fahrt vor uns hatten. Mit dem konnten wir ursprünglich leben, doch der neue Guide meinte, dass es eher 5 Stunden wären. Die erste Hälfte sei auf dieser Strasse und die andere Hälfte sei dann besser. Nun gut. Wir holperten und spulten uns über die Strasse, die es eigentlich nicht mal wert war, so gennant zu werden. Es war eher ein Trampelpfad den Berg hinab durch den Matsch, über Steine oder durch Wasser. So fuhren wir durch den Dschungel von Nepal. Zwischendurch überholte unser Fahrer andere Fahrzeuge und Keith warf ängstliche Blicke aus dem Fenster in die Tiefe hinab. Wenn ein Rad wieder spulte oder einen Stein von der Klippe löste, schluckte ich schwer und stiess ein Stossgebet gen Himmel rauf. Ansonsten war ich meistens zu sehr damit beschäftigt, darauf zu achten, dass mein Kopf nicht gegen das Fenster knallte, weil wir so sehr holperten.

Wir fuhren gerade eine Anhöhe rauf, um dort durch einen kleinen Bach fahren zu können, als es knarzte und knallte. Unser Fahrer versuchte die Anhöhe zu passieren. Nichts passierte. Er stieg aus und kontrollierte ein paar Sachen. Wir hatten keine Ahnung, was passiert war und stiegen ebenfalls aus. In dem Augenblick tauchte das zweite Fahrzeug hinter der Kurve auf und der Guide stieg aus. Nach einem kurzen Wortwechsel erfuhren wir, dass die Achse gebrochen war. Die Australier witzelten, was ich denn nun wieder angestellt hätte. Ausgerechnet ich! Ich half dem Fahrer wortlos ein paar Kleinteile im Matsch zu suchen und folgte ihm, um sie um Fluss zu waschen. Meine Hände wahren voller Schmierfett und Öl. Damit drohte ich spielerisch meinen Mitgliedern, welche angeekelt zurück wichen und lachten. Der Guide meinte, dass wir 4 km vom Fahrzeugwechsel entfernt wären. Wir überlegten, ob sie schon mal voraus fuhren und uns dann abholten. Ich meinte, dass wir die 4 km auch gerne zu Fuss machen könnten (ja, im Nachhinein ist mir auch klar, dass das glatter Selbstmord gewesen wäre!). Schliesslich meinte der Guide, dass wir uns halt einfach auf die andern zwei Fahrzeuge aufteilten. Die Jungs verschwanden sofort bei den Aussies, die Verräter! Während ich mich mit dem Guide zu den Deutschen und der Selbstsucherin gesellen musste. Ich kann dir sagen, das waren lange 4 km für mich. Keine Musik und kaum ein paar Worte wurden gewechselt.

Schliesslich kamen wir an eine grosse Warteschlange von Trucks an und fuhren an diesen vorbei bis es nicht mehr ging. Wir mussten aussteigen und uns entscheiden, ob wir Gepäckträger wollten oder nicht. Ich fand, da es gemäss Guide ja nur 15 min waren, dass ich das selber tun wollte. Das war der grösste Fehler meines Lebens, wie sich dann herausstellen sollte! Kinder und Erwachsene scharrten sich um unsere Fahrzeuge und uns und versuchten ein Gepäckstück zu ergattern, um es selbst schultern zu können und dadurch wenigstens ein paar Rupien zu verdienen. Ich band meinen Katzensack von Mama, der voll war mit Wasservorräten und Snacks an Lucille, wo er im Takt meiner Füsse hin und her baumelte. Dann warf ich mir Lucille über die Schulter und den gelben Tagesrucksack auf die Brust.

Ich folgte den anderen durch die Menge, welche leer ausgegangen war und vorbei an Truckfahrer, die seit Wochen darauf warteten, dass die Strasse wieder befahrbar wurde. Wir kamen an eine erneute Menschenmenge. Durch diese quetschten wir uns und standen dann in der Nähe eines Militärangehörigen, welcher dem Bagger direkt vor mir und und den Menschen, die oberhalb des Baggers in unsere Richtung durch frische Erde kamen Zeichen, gab. Da ich aber nicht sehen konnte, was dahinter war, machte ich mir keine Gedanken. Eigentlich ging ich davon aus, dass wir, wie die anderen Menschen, links am Bagger vorbei durch die kleine Anhöhe durch die Erde klettern müssen und dann auf der Rückseite des Baggers wieder hinab. Hinter mir war ein Schulbus, natürlich leer. Der wartete ebenfalls wieder auf seinen Einsatz. Keith, der süsse Kerl, verteilte derweil Weingummis an die Einheimischen und ich stand einfach still da und schwitze. Zwischen Schulbus und mir standen noch zwei junge Nepalesen und hielten sich engumschlungen. Ich dachte, dass das doch sehr ungewöhnlich und dennoch unglaublich schön war, in einem solchen Land auf gleichgeschlechtliche Liebe zu treffen.

Der Militärmann gab ein Zeichen und der Bagger hörte auf zu arbeiten und machte für die Leute Platz. Doch ich lag falsch. So so falsch! Die Leute liefen rechts am Bagger vorbei und nicht links. Ich folgte dicht hinter Matt den anderen. Und dann sah ich es. Ich krieg jetzt noch das Herzflattern, wenn ich daran denke! Direkt hinter dem Bagger war die Strasse weg. Einfach weg. Wo sie mal gewesen war, klaffte nun ein riesen Loch und es ging steil hinab in die Tiefe, wo man den Fluss rauschen hören konnte. Ich blickte Matt hinterher, der sich links über einen kleinen Vorsprung der Wand entlang einen Weg über den Abgrund suchte. Ich zitterte. Der Vorsprung war so breit wie Lucille und so uneben und voller Steine, dass ich mich in meinem Geiste schon runterstürzen sah. Ich klammerte mich so gut es ging an die Steinwand mit einer Hand und hielt mir mit der rechten den gelben Rucksack fest an die Brust. Eigentlich wollte ich nicht hinab sehen, wirklich nicht. Aber ich musste, ansonsten wäre ich gestolpert und definitiv in den Tod gestürzt. So konzentrierte ich mich total angespannt auf meine Füsse und den nächst möglichen Halt, während meine linke Hand Schweisspuren auf dem Stein hinterliess. Ich hatte Todesangst. Am liebste hätte ich geweint. Solche Angst hatte ich das letzte Mal, als zu Zeiten meines Ex einer auf Drogen mit dem Fleischermesser auf uns los ging und ich versuchte beide zugedröhnten Männer unter Kontrolle zu halten. Innerlich fluchte ich auf! Scheisse Aurelia! Verdammt! So habe ich das mit dem Abenteuer auch nicht gemeint! Der Schweiss lief mir in die Augen und brannte. Ich traute mich nicht mal zu blinzeln, auch auf die Gefahr hin, dass ich dann die Linse verlieren würde und dann blind auf einem winzigen Vorsprung stehen würde, vollbepackt und panisch. Endlich erreichte ich die andere Seite und hätte mich am liebsten vor Freude und Erleichterung schluchzend in die Arme der Jungs gestürzt. Doch die liefen schon weiter, einzig der Guide blieb stehen und wartete darauf, dass alle Mitglieder den Abgrund überquert hatten. Er nickte mir nur zu und lächelte freundlich.

Landslides triggered by heavy monsoon rains in Nepal have engulfed scores of homes, killing eight people and leaving five missing. (Photo: Reuters)
So sah das ziemlich genau aus. Links und rechts die stehenden Trucks und in der Mitte das klaffende Loch. (Quelle: https://www.telesurenglish.net/news/Landslide-in-Nepal-Leaves-at-Least-8-Dead-20140802-0020.html)

Ich folgte den anderen den Berg wieder hinauf und an unzähligen gestrandeten Trucks vorbei. Mittlerweile lief mir der Schweiss in Strömen über Gesicht und den Körper hinab. Ich machte nur kleine Schritte und sah konzentriert auf den Boden, um nicht über einen Stein zu stolpern. Nach einer Weile kam ich dann bei den anderen an. Wir hatten die anderen Jeeps erreicht. Ich fluchte auf. Von wegen 15 min, das war ne gute Stunde! Die Gepäckträger wurden bezahlt. 200 Rupien. Ich fluchte innerlich noch mehr auf, weil es so viel günstiger war, als uns unser alter Guide gesagt hat und ich dann nicht Todesqualen hätte aushalten müssen. Ich sah die Jungs an und fragte, ob wir wieder zusammen fahren. Das stand für sie ausser Frage und so bestiegen wir einen der Jeeps und knallten unser Gepäck auf die letzte Bank. Die Selbstsucherin sollte oder wollte zuerst auch zu uns einsteigen, ging dann aber wieder zu den Deutschen. Dann kam der Guide und wollte auch einsteigen. Hat es sich dann aber auch anders überlegt und folgte ihr. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass wir dieses Fahrzeug auch kaputt machen würden.

Die Strassen waren keinen Deut besser als die zuvor! Uns unser Fahrer komplett wahnsinnig! Er klebte an den anderen Fahrzeugen und machte die wildesten Überholmanöver. Sein Radio war kaputt und hatte kein Bluetooth. Die Jungs sprachen nur Blödsinn; über ungewöhnliche Orte, wo man Sex hatte, von heissen Duschen, Essensgelüsten und alles. Um 15 oder 16 Uhr machten wir einen Stop für einen späten Lunch. Der Guide meinte, dass es ab jetzt nochmals ca. 2-3 h wären, je nach Verkehr. Die Strassen wurden minim besser. Kurz vor Kathmandu kamen wir in den Stau. Es wurde bereits dunkel. Und fing dann an zu regnen. Unser Fahrer war so kalt, dass er sogar eine Ambulanz überholte. Um 19 Uhr standen wir immer noch im Stau und machten eine kurze Pinkelpause. Wir kamen an einer Unfallstelle vorbei, an der ein Truck einen anderen aus dem Schlamm zog. Danach wurde es für eine kurze Strecke besser, bevor wir wieder in den Stau kamen. Endlich wurde der Verkehr lichter und wir erreichten kurz vor 21 Uhr unser Hotel. Wir waren die ersten und erschöpft. In Tibet wäre es nun 23 Uhr und das hiess, dass wir 14 h unterwegs waren statt der ursprünglich genannten 8 – 9 h. Wir bekamen unsere Zimmer netterweise auch ohne den Guide und unser Gepäck wurde in diese getragen. Kurz danach kam das zweite Fahrzeug mit den Aussies und dem Gefängniswärter. Sie erzählten uns, dass der dritte Jeep in einer Kontrolle stecken blieb und deshalb später komme. Wir würden uns aber um 21.30 Uhr fürs Abendessen in der Lobby treffen.

Ich ging hoch und nahm eine ausgiebige Dusche. Sand und Staub verschwanden mit dem ganzen Schweiss im Abfluss. Ich zog mein rotes Blumenwickelkleid aus dem Rucksack und zog es an. Ich sah richtig schick aus! Aber es war unsere letzte Nacht und immer noch heiss. Ganz ungewohnt. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir vor zwei Tagen gerade noch beim Mount Everest waren. Ich war die erste am Tisch und bestellte mir einen Wassermelonen-Martini und ein Tonic. Essen wusste ich auch schon, wollte aber damit auf die anderen warten.  Dann kamen die Aussies und sie fand, dass ich sehr gut aussähe. Keith setzte sich neben mich und Matt neben ihn. Sie waren noch ungeduscht und erzählten von einer tollen Dachterrasse mit Bar und super Barkeeper. Der Gefängniswärter nahm mir gegenüber Platz. Der dritte Wagen war immer noch nicht da. Wir beschlossen noch kurz zu warten und quatschten ein bisschen. Um 22 Uhr hatten wir nun vollends Hunger und bestellten. Kurz darauf kamen die anderen endlich an. Die Deutschen kamen sich nur kurz verabschieden, weil sie in der Frühe schon zum Flughafen müssten. Der Guide gab uns ein paar Tips, falls wer doch ein paar Tage Zeit hätte die Stadt zu sehen, ass mit uns und verabschiedete sich dann auch. Er hatte am nächsten Tag eine neue Tour und eine Stunde Heimweg. Die Selbstsuchende sagte nach dem Essen ebenfalls Gute-Nacht. Nur wir 6 beschlossen aufs Dach zu gehen. Matt warf mir einen Blick zu und meinte, dass ich toll aussähe. Keith grinste nur. Oben lief ich der Mauer entlang und blickte von überall her hinunter. Die Terrasse war wunderschön eingerichtet. Mit Lampen und Pflanzen und Tischen mit Stühlen und sogar ein paar gedeckten Lounges. Wir nahmen den grössten Tisch unter freiem Himmel.

Während ich hinter einer Lounge hinab sah und an meinem zweiten Cocktail vom Essen schlürfte, kam Matt vorbei. Wir sahen uns an und ich dann hinab. Schliesslich meinte er, sie bestellen gerade ihre Getränke. Ich lief also in die kleine Bar hinein und sah mir die Getränkewand an. Mein Blick fiel auf Souza und ich fragte den Kellner, was das denn sei. Er meinte Tequila und gab mir ein Shotglas, um probieren zu können. Natürlich tat ich dies, befand es aber nicht nach meinem Geschmack. Ich entdeckte dann eine Jose Cuervo Flasche Gold und erklärte ihm, wie man diese trinkt. Er fand das sehr spannend. Dann fiel mein Blick auf den Gin. Es war ein lokaler und ich durfte diesen ebenfalls probieren. Ich bat ihn um einen Martini und 5 Shots mit dem Gin. Deb trinkt nicht, so konnte ich aber mit den Herren zusammen trinken. Ich setzte mich Matt gegenüber neben Rob. Mein Martini wurde richtig edel serviert. Matt fragte grinsend, ob er geschüttelt oder gerührt sei. Die Shots wurden verteilt. Alle fluchten lachend und warfen mir einen amüsiert vorwurfsvollen Blick zu. Sie rieten, was es denn diesmal sein könnte. Keith kam als einziger auf Gin. Wir stiessen an und kippten die Gläser in uns hinein. Der Gefängniswärter stand kurze Zeit später auf und verliess wankend das Dach. Wir amüsierten uns köstlich. Mit einem Blick auf sein Bier, das er kaum angerührt hatte, machte ich mir aber dann doch kurz Sorgen. Matt holte das Glas und die Flasche von seinem Platz und gab das Glas an Keith, während er die noch ziemlich volle Flasche selber behielt. Währenddessen plauderten wir einfach zu 5 weiter. Ich bestellte noch eine Runde Shots, aber dieses Mal mit einem lokalen Vodka. Nach dieser Runde verschwanden auch die Aussies. So war es nur noch unser Trio.

Ich nippte ganz leicht an meinem Martini. Die Jungs bekamen schon glasige Augen. Der Kellner kam vorbei und wir quatschten lange mit ihm über Japanisch und Fremdsprache lernen, bevor er dann wieder in der Bar verschwand. Matt rauchte bereits der Kopf. Als Keith auf dem Klo verschwand, hatte ich das erste Mal die Gelegenheit und konnte mit Matt etwas ernster sprechen. Er war augenblicklich ruhiger und nicht mehr der Spassvogel und Schnudergoof, den er immer gab, wenn Keith anwesend war. Er wurde sogleich ernster und sein Blick schweifte ins Leere ab. Ich sah ihn an. Ich sprach ihn behutsam auf seine Scheidung an. Und er erzählte. Er hätte vor Jahren als Schauspieler gearbeitet und in ein paar Filmen mitgewirkt, unter anderem The Kings Speech. Doch seine Familie hätte ihn nie darin unterstützt und gemeint, dass das kein Brötchenjob sei und er gefälligst einen richtigen Job suchen solle, eine Frau finden und heiraten, ein Haus kaufen. Das hätte er auch gemacht und dann folgte im Mai die Scheidung. Seither sei er arbeitslos und reise ein bisschen umher. Ich konnte Tränen in seinen Augen sehen und wäre am Liebsten um den Tisch, um ihn fest in den Arm zu nehmen. Doch in dem Augenblick kam Keith zurück und Matt setzte wieder sein Lausbubengesicht auf. Der ernste Matt war verschwunden. Ich bestellte noch eine Runde Shots mit einem lokalen Brandy. Matt grummelte, dass ich ein unanständiges Mädel sei und grinste. Keith verdrehte nur lachend die Augen und nippte an seinem Glas. Matt bestellte noch einen grossen Whiskey für sich. Als ich probieren wollte, brachte er das Glas ausser Reichweite und gab mir das Bier und das Shotglas von Keith. Ich grummelte etwas. Irgendwann fragte ich die Jungs, wer noch genug Akku hätte auf dem Handy. Ich wolle jetzt tanzen. Keith strahlte und Matt grinste. Während ich aufstand und um den Tisch ging, um Keith an den Händen vom Stuhl zu ziehen, suchte Matt einen Song aus. Ich nahm Keith an den Händen und fand, dass ich einfach leider nicht tanzen könne. Er grinste und meinte, dass er es mir zeigen würde. So liefen wir Hand in Hand zur Fläche neben dem Tisch. Als Justin Timberlake erklang, hielt mich Keith fest und zeigte mir den Füssen, was ich tun müsse. Ich tat es ihm nach und musste immer lachen. Dann machten wir ein paar Drehungen. Er liess mich los und führte ein paar lustige Tanzfiguren vor, welche ich spasseshalber immer mit was komischen verglich. Dann kam Matt zu uns und tanzte mit. Ein paar Songs später liess Matt Michael Jackson laufen und wir tanzten lachend und singend dazu. Der Kellner kam und brachte die Rechnung. Ich wollte zahlen, doch Keith kam mir zuvor. Mit einem fetten Kuss auf seine Wange, umarmten wir uns fest. Dann tanzten wir weiter. Matt sprang irgendwann auf einen steinernen Bartisch und tanzte dazu im Michael Jackson Stil, während ich bei Keith stand und ihn von hinten umarmt hatte. Lachend genossen wir das Schauspiel. Als Matt dann vom Tisch runtersprang und den Moonwalk machte, war es an der Zeit, ins Bett zu gehen. Wir packten unsere Sachen und liefen lachend und kichernd die Treppe runter zum Lift. Auf unserem Stockwerk verkrochen wir uns in unsere Betten und ich nahm mir meine Linsen seit Tagen das erste Mal von den Augen, auch wenn ich mich hierbei sehr konzentrieren musste, um mir nicht aus Versehen die Augen auszustechen. Es war 3 Uhr morgens und wir seit 20 h auf.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!