Die Nacht war ganz ordentlich und ich konnte mich gut erholen.
Ich stand auf und machte mich bereit. Um 8 Uhr sollte der Fahrer bereit stehen und mich zum Flughafen fahren. So war ich kurz vor 8 Uhr in der Lobby, checkte aus. Den Fahrer mussten sie erst noch informieren und dann wollten sie mir ein Frühstück andrehen und weil ich wusste, dass ich das bezahlen müsste und nun wirklich keine Zeit dafür hätte, lehnte ich dankend ab. Dann wollten sie mir einen Tee oder Kaffee anbieten, auch hier lehnte ich ab und setzte mich mit meinem Bagage auf ein Sofa. Eine Familie kam und checkte ein. Es war schon fast 15 nach 8 und der Fahrer immer noch nicht da. Langsam wurde ich nervös. Ich hatte keine Ahnung, wie der Flughafen hier war und was mich erwartete. Irgendwann kam der Rezeptionist um die Ecke und bat mich, ihm zu folgen. Er nahm mir kein Gepäck ab. Also so hilfsbereit dann doch auch wieder nicht, dachte ich und folgte ihm auf die Strasse. Da war kein Auto. Er lief nach rechts zur Kreuzung, auch da war keiner. Ausser den Shopbesitzern, die ihre Lieferungen verstauten. Er rief an und dann kam das Auto um die Ecke. Der Rezeptionist zauberte einen cremefarbenen Schal hervor, legte ihn mir um den Hals und machte einen Knoten hinein mit einem Segensspruch. Als er ein Foto von mir wollte, war mir dann das aber doch etwas zu viel. Ich verstaute Lucille im Kofferraum und stieg ein, während ich dem Rezeptionist noch alles Gute wünschte. Schliesslich will ich ja doch auch nicht zu unhöflich sein.
Der Wagen fuhr los. Kurz vor 9 Uhr kamen wir am Flughafen an und der Fahrer liess mich aussteigen, stieg auch schon wieder ein, ohne dass ich überhaupt dazu kam, ihm die Fahrt zu bezahlen. Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich um. Ich musste mir kurz einen Überblick verschaffen, wo ich war und wohin ich überhaupt musste. Auf meiner Flugreservierung stand nichts. So wählte ich willkürlich einen Checkin aus und ging zur entsprechenden Tür. Ein Wachmann nickte mir freundlich zu und trat zur Seite, wies einladend zur Tür. Ich lächelte ihm zu, sagte auf nepalesisch danke und ging hinein. Drinnen kam eine Sicherheitskontrolle. Die nette Dame fragte ich, wo ich denn das Wasser ausleeren könnte und sie meinte, das dürfte ich behalten, da sei kein Problem. Ja, so hab ich auch geguckt. Also Flasche wieder in den gelben Rucksack. Ich habe Lucille aufs Laufband gelegt und meinen gelbe Rucksack daneben. Dann trat ich durch den Metalldetektor, dort tastete eine weitere Dame mich von Kopf bis Fuss ab und streifte etwas grob meine Brüste. Ich blieb ruhig. Auf der anderen Seite hatte ich gerade Lucille umgeschnallt, als ein Sicherheitsmann kam und mich zu sich beorderte. Was habe ich denn verbrochen, fragte ich mich und folgte ihm mit einem komischen Gefühl im Bauch. Der kleine Tisch, der direkt neben dem Scanner stand, war kaum gross genug für Lucille. Ein zweiter Sicherheitsmann stand da und einer der beiden fragte mich, ob ich Bücher im Rucksack hätte. Ich bejahte. Ja, so ein Dalailamabuch. Dann viel mir ein, dass ich das ja im gelben hatte und so korrigierte ich mich und sagte, es seien nur die leeren Notizbücher vorne auf dem Rucksack, sonst keine. Er nahm es zur Kenntnis und klebte einen Zettel auf Lucille. Dann liessen sie sie nochmals durch den Scanner. Der am Computer schüttelte den Kopf und sagte, da sei was im Rucksack und zeigte es mir. Ich hirnte und sagte, dann, dass das meine Elektrotasche sein könnte. „Aufmachen“, meinte der Sicherheitsmann. Also Lucille geholt und auf den Tisch gewuchtet. Dann packte ich aus und kam zur kleinen Muminflasche in Flachmannform, die ich in Tibet gekauft und nun mit Linsenflüssigkeit gefüllt hatte, weil sie sich einfacher packen liess. „Das ist für meinen Linsen“, sagte ich ihnen. „Weil ich das ja mitnehmen darf, kam ich nicht drauf, dass es das sein könnte.“ Die Männer nickten und liessen mich wieder zusammen packen. Toll, fing ja schon mal gut an, dachte ich und lief weiter.
Wieder kam eine Sicherheitskontrolle in Sicht. Ich füllte einen Abflusgzettel aus. Ein paar Leute standen in verschieden langen Schlangen vor ein paar Schaltern. Auch hier entschied ich mich für den erstbesten Schalter. Dies stellte sich auch als die richtige Entscheidung heraus, denn plötzlich kam ein Angestellter und fragte in meiner Schlange alle ab, ob sie nach Bangkok flögen. Alle bejahten und er zog zufrieden von dannen. Schliesslich kam ich an die Reihe und legte Lucille auf die Waage. Knapp 13kg. Der Herr machte sie bereit und ein zweiter nahm sie von der Waage und stellte sie hinter dem Schalter zu ein paar anderen Gepäckstücken. Der Herr beim Schalter gab mir meinen Pass zurück und das Flugticket. Ich hatte einen Fensterplatz und freute mich.
Nachdem ich kurz gefragt hatte, wohin ich muss, ging ich die Treppe hoch in den ersten Stock. Ich ging kurz auf die Toilette und leerte das Wasser aus. Dann reihte ich mich bei der Kontrolle, die für Frauen war, ein. Das war die erste Frauenschlange, die viel kürzer war als die bei den Männern. Diese Kontrolle war jedoch schnell überstanden und so lief ich den anderen Leuten hinterher, weil es nur einen Weg gab. Ich kam in eine grössere Wartehalle, von der man aus auf 3 Gates sehen konnte. Die Stühle waren ziemlich besetzt, doch bevor ich mir einen freien Stuhl suchte, ging ich kurz zum winzigen Shop, kaufte mir ein Wasser und etwas zu essen. Dann lief ich durch die Reihen und setzte mich auf einen freien Platz. Dort füllte ich das Wasser in meine Flasche und mampfte den gekauften Riegel. Dann las ich etwas. Beim Gate direkt neben mir begann das Boarding für nach Delhi. Bei einem weiteren Gates war ebenfalls ein Flug nach Delhi angeschrieben. Das Ziel des dritten Gates kannte ich nicht. Doch ich wusste, dass ich mindesten eine Stunde Zeit hatte, bis mein Flug erscheinen sollte.
Irgendwann stand ich auf und schaute mal nach, auf welchem Gate der Flug sein sollte. Es war bereits 11 Uhr und mein Flug hätte eigentlich in 10min starten sollen. Um halb 12 ertönte plötzlich eine Durchsage und mein Flug wurde ausgerufen. Nur, auf diesem Gate fand eigentlich schon ein Boarding für das unbekannte Ziel statt. Das war den Nepalesen egal. So reihte ich mich ein und lief hinaus, bestieg draussen das Shuttle. Ein paar Meter weiter hielt dieses auch schon wieder neben unserem Flugzeug. Zusammen mit den anderen Passagieren erklomm ich die Treppe und betrat das Flugzeug. Drinnen hielt ich mir die Hände vor die Brust und begrüsste die Flugbegleiterinnen. Dann wandte ich mich nach rechts und lief den Gang hinab. Bei meiner Reihe sah ich, dass es sogar ein Notausgangssitz war, nur halt nahtlos in die Reihen eingefügt, dafür mit etwas mehr Beinfreiheit. Im ersten Moment fand ich das total super Service, dann fiel mir ein, dass ich das ja so extra gebucht hatte, weil mein Essen auch vorbestellt war. Auf den dritten Sitz setzte sich ein Nepalese und pennte so ziemlich gleich ein. Während das Flugzeug auf die Rollbahn rollte, sah ich aus dem Fenster auf Kathmandu zurück. Ich war froh, dass ich weg konnte. Doch war ich auch traurig auf eine Weise. Ich fand es schade, dass es mir hier nicht gefallen hatte und hatte irgendwie das Gefühl, dass es mein Fehler gewesen sein könnte. Und schon war ich in der Luft und auf dem Weg nach Thailand ins nächste Abenteuer.
Wir waren mit einer Stunde Verspätung gestartet und kamen entsprechend 45min später in Bangkok an. Ich dachte nur an den Fahrer, der auf mich wartete und quetschte mich dann schnellstmöglich an den Leuten vorbei aus dem Flugzeug. Der Flughafen in Bangkok war ein kurzer Schlag, weil er so ganz anders war, als erwartet und so riesig und modern. Ich lief eilig die Gänge hinab und folgte den Schildern. Bei einem kleinen Stand wechselte ich noch kurz ein paar Dollar in Baht und anschliessend lief ich weiter. Bei den verschieden Immigrationsschildern stand ich dann vor einem Rätsel. Ich füllte einen Ankunftszettel aus und stand bei einem an. In meinem Hinterkopf schwirrte es irgendwo her, dass ich doch eigentlich gar kein Visum brauchte. Als meine Reihe an einem Angestellten vorbei kam, fragte ich ihn kurz. Er nickte und meinte, dass ich ohne Visum einreisen könne und den Schalter wechseln müsse. Er liess mich unter der Absperrung durch und ich rannte an den Leuten vorbei und die Halle wieder hinab. Bei einem weiteren Wechselstand fragte ich nach dem Weg. Bei der entsprechenden Halle stand ich an. Als ich an dran kam, fragte mich die Frau, wo mein Ankunftszettel sei. Ich gab ihn ihr. Sie schüttelte den Kopf. Es sei nicht der richtige. „Aber der Herr von da hat mich hergeschickt“, sagte ich. „Er hat nichts sonst gesagt“. Sie gab mir einen Zettel und wies mich an, diesen dort auszufüllen. Ich schwitze schon lange und wurde noch ungeduldiger. Noch mehr Verspätung, dachte ich. Als ich ihn ausgefüllt hatte, stand ich für die Passkontrolle an. Als ich endlich an die Reihe kam, gab es natürlich gerade einen Schichtwechsel. Am liebsten hätte ich laut geseufzt. Der neue war so langsam, dass ich regelrecht an mich halten musste, um nicht ungeduldig mit dem Fuss zu tappen. Nach einer Ewigkeit hatte er sich eingerichtet und ich kam zur Prüfung dran. Anscheinend war er neu oder so, denn er musste einen Kollegen zur Unterstützung holen. Ich rollte genervt mit den Augen, blieb aber ruhig und freundlich. Dann hörte ich das mir mittlerweile bekannte Geräusch vom Stempel. Wieder ein Land in meinem Pass!
Ich sauste los und suchte mein Gepäckband. Das lag, wie soll es auch anders sein, ganz am anderen Ende der grossen Halle. Als ich ankam, lief sie bereits schon lange und ich bekam schon beinahe die Panik, weil ich Lucille so nirgends ausmachen konnte. Endlich erblickte ich sie, auf dem Rücken liegend zwischen zwei Koffern. Ich schrie froh Freude: „Lucille!“ Und nahm sie hoch. Zusammen machten wir uns auf den Weg durch den Zoll. Draussen suchte ich die Wegbeschreibung durch den Flughafen zum Treffpunkt mit dem Fahrer raus. Da standen dutzende wartende Menschen mit Namensschildern und ich hatte Angst, dass mein Fahrer schon längst gegangen war. Mittlerweile waren es 90min Verspätung. Bei der Information fragte ich nach Ebene 3 und sie zeigte nach rechts. „Einfach gerade aus“, sagte sie freundlich. Ich bedankte mich und lief rasch wieder los. Währenddessen las ich jedes Schild aufmerksam. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als ich einen Mann an einer Säule lehnen sah, mit Blick auf das Handy, ein Kopfhörerstöpsel im Ohr. Ich ging auf ihn zu und begrüsste ihn. Ich war müde. Er nickte und gab mir das Namensschild in die Hand, machte ein Foto bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. Dann lief er los, ohne mich zu fragen, ob er mir etwas abnehmen könnte. Ich folgte ihm wortlos. Als wir aus dem Flughafen traten, verschlug es mir beinahe den Atem. Obwohl es bereits Abend war, war es immer noch so heiss und dann diese hohe Luftfeuchtigkeit. In der Garage ging er zu einem Auto und schob dieses per Hand an, damit es mehr Platz machte, dann wollte er gerade einsteigen. Ich stand da und wartete eigentlich darauf, dass er mir den Kofferraum öffnete, damit ich Lucille hineintun konnte. Erst als ich ihn ein bisschen auffordernder ansah, kam er nochmals ums Auto gelaufen und öffnete den Kofferraum. Ich legte Lucille hinein und zog mir auf dem Weg zur Rückbank den durchgeschwitzten Pulli ab. Dann stiegen wir ein und fuhren los. Ich schaute auf GoogleMaps wie weit es ungefähr zum Hotel sei und musste schlucken. Ich würde definitiv zu spät zum Kennenlerntreffen kommen. Toll! War ja auch sowas von klar! Dabei wollte ich doch nur ins Bett und meine Ruhe.
Der Fahrer sprach kein Wort, ausser einmal, als er das Telefon abnahm. Ansonsten schickte er ein paar Nachrichten am Handy hin und her. Ich sah derweil aus dem Fenster und war dennoch zu müde, um überhaupt irgendwas zu registrieren. Dann liess er mich vor einem Tor aussteigen. Es war bereits nach 18 Uhr. Ich lief hinein und da sass eine grössere Gruppe an einem langen Tisch auf der Terrasse. Ich grüsste und lief an ihnen vorbei. Ein junger Mann stand auf und fragte, ob ich auf diese Tour gehöre. Ich bejahte, woraufhin er meinte, ich solle doch einchecken und dann mich zu ihnen gesellen. Ich lief weiter in die Richtung, in die er gezeigt hatte und betrat das Gebäude. „Schuhe ausziehen!“, ertönte es sogleich. Ich tat wie geheissen. Nur war da keine Rezeption. Die war anscheinend in einem anderen Hotel erfuhr ich von den netten Leuten, die da sassen. Ich seufzte innerlich. Also doch nicht einchecken. Ich liess Lucille dort an einer Wand stehen, nahm meinen gelben Rucksack und lief wieder nach draussen. Ich wollte die Gruppe nicht noch weiter warten lassen. Ich setzte mich auf einen leeren Stuhl und sagte nochmals hallo in die Runde. Ich erfuhr, dass ich nicht die einzige Schweizerin der Gruppe war. Und ich war trotzdem nicht die letzte. Nach mir kamen noch 3 Afroamerikanerinnen und erst viel später ein Pakistani. Unser Guide stellte sich vor und begrüsste nochmals alle bevor er zwei Blätter mit dem Programm von Cambodia und Vietnam verteilte und es mit uns zusammen kurz durchging.
Die Hälfte der Gruppe würde uns dann in Vietnam verlassen. Wir waren jetzt 16 Leute aus den USA, GB, CH, AUS, CAN. Wir hatten dann kurz Zeit und der Guide kam mit mir ins Hotel, bei dem ich einchecken konnte, danach ging ich zurück und verstaute meine Sachen neben dem Hochbett im Mehrbettzimmer, bei dem ich oben schlief. Ich teilte das Zimmer mit ein paar der anderen Mädchen. Dann trafen wir uns alle unten und liefen durch das heisse abendliche Bangkok zum Restaurant. Nach dem Essen ging ich mit einer Kanadierin, die alleine reiste zurück zum Hotel, damit ich endlich duschen konnte. Es war herrlich! Endlich mal wieder warmes Wasser! Ich duschte ausgiebig und lange und genoss es richtig. Dann ging ich nach oben und machte meinen Rucksack gleich wieder bereit für den nächsten Tag, da wir dann nach Cambodia fahren würden. Ich hatte null gesehen von Bangkok. Die Kanadierin schlief derweil schon beinahe, weil sie solche Kopfschmerzen hatte. Ich war ebenfalls schon im Bett als die anderen kamen. Sie gaben sich aber sehr mühe, still zu sein.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!