Land 3 / Reisetag 15

Erschöpft stand ich auf und gesellte mich zu den anderen zu unserem letzten Frühstück miteinander. Sie sassen bereits zusammen am Tisch und machten noch ein paar Witze auf meine Kosten. Die meisten waren bereits abgereist oder schliefen noch. Dann waren sie alle so in einem Gespräch vertieft, dass ich ruhig blieb. Es herrschte eine seltsame Stimmung. Rob versuchte Matt dazu zu bewegen, dass er mit Keith den Annapurna Circuit machte. Keith fand das eine glänzende Idee. Ich irgendwie auch. Doch ich wusste, dass Matt am Abend nach Neuseeland aufbrechen würde und ich war mir nicht sicher, ob er denn diese Geld wirklich in den Sand setzen wollte. Nach dem Frühstück ging ich mit den Jungs nach draussen und leistete ihnen beim Rauchen Gesellschaft. Keith bearbeitete weiter Matt und so gingen wir wieder hinein und sie fragten bei der Rezeption, ob sie ihnen helfen könne mit der Agentur zu telefonieren. Ich sagte, dass wir uns doch um 12 Uhr zum Auschecken in der Lobby treffen könnten und ging hoch. Oben packte ich in aller Ruhe meinen Rucksack und ging um halb 12 nach unten, checkte aus. Ein Angestellter kam und fragte, ob er mein Gepäck nach draussen tragen dürfe. Ich verneinte freundlich, setzte mich auf das wahnsinnig bequeme Sofa und las eine Zeitschrift von der Lobby.

Um 12.15 Uhr fragte, ich die Rezeption, wo ich das Gepäck lassen könne und ging hoch. Zuerst ging ich zu Matts Zimmer, es war offen und offensichtlich bereits geräumt. Dann ging ich zu Keith und klopfte an. Keine Antwort. So ging ich zu den Aussies und sie machten mir auf. Sie würden erst um 13 Uhr auschecken und wissen nicht, wo die Jungs seien. Vielleicht ja auf dem Dach. Ich ging also auch da hoch. Der tolle Barkeeper von gestern Abend war wieder da und meinte, dass er die Jungs auch nicht gesehen hat. Ich seufzte und ging wieder in die Lobby und schrieb ihnen ne WSMS. Kurz vor 13 Uhr kamen sie dann an und entschuldigten sich. Matt liess sich neben mir aufs Sofa plumpsen. Ich fragte, was denn gewesen sei und was nun mit dem Trip wäre. Matt sagte, dass es ausgebucht sei und er ja den Flug nach Neusseeland hätte. Keith stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Die Aussies kamen und so checkten alle aus. Ich erfuhr, dass Keith das neue Hotel gleich in der Nähe hätte wie mein neues. Und da ich davon ausging, dass Matt mitkam, sagte ich nur, wir könnten uns ein Taxi teilen. Kurz vor 14 Uhr meinte Keith, dass er jetzt los müsse für das Kennenlernen seiner neuen Gruppe. Er stand auf und verabschiedete sich von den Aussies. Matt kam zu mir und nahm mich in den Arm. Verwirrt sah ich ihn und fragte, ob er denn nicht mitkomme. Er verneinte und sagte, dass er die paar Stunden hier in der Lobby verbringen würde. Ich sah ihm nach als er zu Keith ging und dann sah ich Keith an. Dieser hatte Tränen in den Augen. Und da wusste ich es. Wir hatten uns beide auf eine Art in den gleichen Mann verliebt. Ich knuddelte die Aussies ganz kurz. Diese würde ich ja am nächsten Tag zum Abendessen treffen und folgte Keith aus dem Hotel zum Taxi. Ich hielt seine Hand und drückte sie. Im Taxi nahm ich ihn den Arm, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen und er sie mit der Hand wegwischte. Er versuchte vergeblich die Gefühle hinunter zu spielen. Wir sprachen ein bisschen darüber, während der Taxifahrer mein Hotel auf der Karte suchte. Wir fuhren los. Keith wurde zuerst rausgelassen und bezahlte 2/3 der Fahrt. Und weil der Taxifahrer so nervös rüberkam, machte ich nur kurz die Türe auf, liess ein Bein im Auto und knuddelte Keith ganz fest, wenn auch leider zu kurz. Denn ich hatte immer Angst, dass das Taxi einfach losfahren würde mit all meinem Habe.

Danach konnte ich bei meinem Hotel aussteigen. Es war zuhinterst in einer kleinen Seitengasse. Und wie es sich herausstellte mitten im Gewimmel. Ich checkte ein und bekam gleich den vollen Service. Das Personal war sehr freundlich, auch wenn für mich schon fast ein bisschen zu aufdringlich. Sie wollte für mich gleich für die nächsten Tage ein volles Programm zusammenstellen und ich wollte eigentlich nur in mein Zimmer und in Selbstmitleid versinken. Weil Matt fort war und weil ich Keith sicher in Thailand und Kambodscha verpassen werde. Das Zimmer war eher eine Besenkammer und das Bettzeug hatte Flecken. Hiess also, dass der Seidenschlafsack wieder zum Einsatz kam. Das erste Mal auf dieser Reise. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag in meinem Zimmer.

Am Abend als es bereits dunkelte fand ich, dass es vielleicht gut wäre, mal was zu essen und ging aus dem Hotel. Ich war aber so naiv, dass ich nicht auf mein Weg achtete und mich prompt verlief, als ich vor einem zwielichtigen Typen zurück in mein Hotel flüchten wollte. In mir kam Panik auf. Scheisse, scheisse, scheisse, dachte ich immer wieder. Ich stürzte mich einfach ins nächst beste Restaurant, um etwas zu essen und etwas herunter zu kommen. Mein Datenpaket funktionierte auch nicht. Das Restaurant gehörte zu einem Hotel und war sehr schön in einer Seitengasse gartenähnlich eingerichtet. Gemäss Preisen war es wohl eines der gehobeneren. Mir egal. Ich gönnte mir was und trank das Tonic genüsslich. GoogleMaps hatte mich dann endlich halbwegs lokalisiert und ich sah, dass ich es doch ganz in die Nähe des Hotels geschafft hatte. Ich war an der Kreuzung nur in die falsche Richtung gegangen. So lief ich an den komischen Männern vorbei und musste mich durch eine Gruppe Halbstarker in die Seitengasse zum Hotel quetschen. Müde und erschöpft sank ich auf mein Bett. Noch ein bisschen lesen und dann endlich schlafen. Einzig die Nachbarsgartenbar hatte Musik bis um 23 Uhr laufen und nicht wie von der Lobby gesagt bis um 22 Uhr. Egal. Ich konnte ja ausschlafen.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

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