Land 3 / Reisetag 18

Obwohl ich gestern so spät ins Bett bin, war ich heute beizeiten wach.

Ich habe dann noch ein bisschen am Blog gearbeitet, dem Radiosound von draussen auf der einen Seite und dem Digeridooplausch einer Gruppe auf der andern gelauscht und wollte dann eine Dusche nehmen. Doch das Wasser war eisig kalt, so dass ich nur eine Katzenwäsche machte. 

Gegen Mittag musste ich dann auch schon los und zum Hotel von den Aussies. Wir wollten heute einen Kochkurs machen bei den Seven Sisters vom Seven Woman Center. Unterwegs habe ich noch ein paar USD in Rupien getauscht und lief dann weiter durch die engen Strassen. Mittlerweile wusste ich den Weg, dennoch standen mir alle paar Meter die Typen mitten in den Weg und quatschten mich an, wohin ich will und ob ich was trinken will. Mittlerweile ignoriere ich das nur noch und laufe stur grade weiter. Den Augenkontakt vermeide ich auch konsequent, das würde sie nur noch anstacheln. Bei Deb und Rob war ich natürlich zu früh dran. So setzte ich mich einfach in die Lobby auf einen bequemen Sessel und spielte etwas Picross. Irgendwann kam Rob durch den Eingang rein. Sie hätten im Café gesessen und nach mir Ausschau gehalten. Wir haben uns also genau verpasst. Ich hab sie dann zur Begrüssung geknuddelt und Rob hat mir einen Honig-Ingwer-Zitronentee organisiert, da sie die Getränke im Hotel unbegrenzt haben können. Der erste Tee seit Tagen. Ich habe ihn sehr genossen. Danach sind wir raus und haben Ausschau nach einem Taxi gehalten. Wir waren nicht die einzigen, die dies wollten. Ein Hotelangestellter hielt ebenfalls Ausschau für uns. Dann kam er jedoch auf uns zu und meinte, wir sollten doch die Strasse runtergehen und dort schauen. Dies taten wir auch und siehe da – es kam gleich eines. Rob stieg ein und klärte mit dem Fahrer, ob er die angegebene Adresse kenne und um den Preis zu verhandeln. Dann gab er uns ein Zeichen und wir stiegen ebenfalls ein. Wir mussten aber dann doch das Handy von Deb benutzen und den Fahrer mittels Google-Maps navigieren. Es hatte nicht so viel Verkehr und so kamen wir gut vorwärts. Einzig kurz vor dem Ziel verpasste der Fahrer eine Abzweigung und weil es da gerade mehr Verkehr hatte, musste er einen ziemlichen Umweg fahren. Dann bogen wir in eine kleine Seitenstrasse und es wurde immer enger. Deb winkte einer Frau am Strassenrand. Schliesslich meinte das Navi, dass wir das Ziel erreicht hätten. Irritiert Blick blickten wir aus den Fenstern. Da war nichts. Nur Wohnhäuser. Deb stieg aus und ging die Strasse runter um die Ecke. Ich folgte ihr und sah mir derweil die Strasse an, in der wir standen. Plötzlich rief sie, dass sie es gefunden hätte. Ich gab Rob Bescheid und er bezahlte den Fahrer. Ich gab ihm meinen Anteil. Wir liefen Richtung Deb. Da tauchte ein kleines Mädchen auf und redete auf uns ein, hielt dabei immer ihre eine Hand bittend uns hin. Ich ignorierte es und lief weiter. Rob war so nett und sagte ein paar Mal nein. Doch die kleine liess nicht locker. Währenddessen bogen wir um die Strassenecke. Ich traute der kleinen nicht und liess meinen Rucksack von der einen Schulter runter, damit ich ihn schräg nach vorne holen konnte und besser festhalten. Und tatsächlich. Sie zog an meinem Tragriemen, während wir weiterliefen und bettelte immer weiter. Unterdessen waren wir am Tor zu den Seven Sisters angekommen und es war genau die Frau, der Deb zuvor gewinkt hatte. Wir begrüssten uns und traten durch das Tor. Die kleine wollte mit. Da schob sie die Frau wieder nach draußen und schloss die Tür. Die kleine kannte nichts und öffnete sie wieder. Die Frau war schon etwas genervt, drückte die kleine weg und verschloss das Tor dies mal richtig. Die kleine schaute durch den Spalt und redete immer weiter. Wir folgten der Frau ins Haus.

Da die Frau eine Missbildung des Kiefers hatte, konnte sie kaum sprechen und es war schwer sie zu verstehen. Aber sie war wirklich äusserst nett und gab uns viele Infos zu der Einrichtung und hatte sichtlich Freude, dass wir kamen. Sie begrüsste uns nochmals und zeichnete uns einen roten Punkt auf die Stirn und setzte jedem eine Blume ins Haar. Dann zeigte sie uns kurz die Räumlichkeiten und was wo hergestellt wird.

Falls ihr noch mehr Infos über die Gemeinnützige Institution von Seven Sisters möchtet, dann könnt ihr dies über diesen Link tun. Eins vorweg; es ist wirklich eine tolle Sache, wie hier die Frauen unterstützt werden. https://sevenwomen.org/home

Die Frau brachte uns anschliessend hinten raus in ein anderes Gebäude; die Küche. Dann übergab sie die Führung zwei Nepalesinnen, welche uns mit dem üblichen Namaste begrüssten und uns zeigten, wo wir unsere Sachen ablegen konnten. Wir nannten unsere Namen und eine davon schrieb diese auf eine Wandtafel, daneben notierte sie dies in Sanskrit. Ebenfalls auf der Wandtafel stand das Menü, welches wir kochen würden. Wir bekamen selbstgemachte Schürzen umgebunden und Rob sogar einen Kochhut. Die zweite Dame brachte uns einen Nepalesischen Tee, der oberlecker war. Da traten zwei junge Frauen ein, ebenfalls Aussies und stellten sich vor. Sie kamen gerade vom Mount Everest Base Camp Trek und hätten heute ihren einzigen freien Tag bevor sie dann wieder zurück fliegen müssten. Sie waren frisch ab dem College. Dann starteten wir unseren Kurs. Wir bekamen jeder ein kleines Rezeptbuch und durften darauf unsere Namen und diese auch in Sanskrit notieren, zudem dem Namen unserer Lehrers. Vieles war schon vorbereitet, doch alle mussten dennoch mal etwas schneiden oder mahlen. Ich schnitt die Tomaten klein, mahlte den Ingwer mit Hilfe einer dritten Frau, puhlte Edamame und hackte Kokos. Währenddessen sprach ich nicht viel, da sich die jungen Aussies natürlich gerne mit meinen Aussies unterhielten. Nur wenn ich was gefragt wurde, gab ich natürlich gerne Antwort oder stellte zwischendurch auch eine Frage. Am meisten unterhielt ich mich mit eine der Nepalesinnen. Dann ging es ans Kochen. Jeder durfte aussehen, bei welchem Topf er dabei sein wollte. Rob und Deb teilten sich jeweils auf und ich entschied spontan. Während dem Kochen gaben die Damen Tips und auf was man am Besten achten sollte. Zum Beispiel, dass man die Kräuter immer einzeln am Rand streuen sollte und erst danach ruhig rühren oder dass man nicht das Gemüse zeitlich mit den Gewürzen in die Pfanne schmeisst, weil es sonst bitter wird. Es war sehr spannend. Schnell waren ein paar Stunden um und ich beinahe am verhungern, weil es so gut duftete und ich ja seit Montag nichts richtiges mehr gegessen habe. Plötzlich stand alles auf dem Tisch und wir sassen da und mampften und schmatzen selig. Es war sooo lecker, auch wenn zum Teil etwas gar würzig. Zum Dessert gab es Khir, ein Reispudding und ich habe die Schüssel fast alleine gegessen. Ich muss das zu Hause unbedingt nochmals ausprobieren. Wenn es klappt, wird das mein neues Traditionsdessert.

Plötzlich fing es wieder in Strömen an zu regnen. Wir liefen ins Haus hinüber und bestellten für uns ein Taxi. Dann gingen wir alle zusammen in den kleinen Shop und stöberten in den Produkten des Hauses. Ich wurde natürlich rasch fündig und habe mir eine Notebooktasche und zwei kleine gefilzte Täschchen gekauft, zudem ein paar Freundschaftsarmbänder. Beim Bezahlen taten sie mir alles in ein selbstgenähtes Säckchen aus altem Saristoff. Gerade als ich gehen wollte, sah ich diese Traumhose. Ich hatte den Stoff zuvor schon bei Haarbändern gesehen und fand ihn toll. Und jetzt als Hose? Muss ich haben! Ich sah mir kurz die Grösse an. Rob ging Gentlemanlike vor die Tür, damit ich sie anprobieren konnte. Dafür holte ich mir bei ihm sein okay. Er fand sie ebenfalls klasse. Also gleich nochmals zur Kasse und diese wurde ebenfalls in ein kleines Seidensäckchen getan. Das Taxi derweil wurde langsam ungeduldig. Es regnet immer noch wie aus Kübeln. Ich war froh, hatte ich in Weise Voraussicht die Regenjacke eingepackt. Die Frau vom Anfang sagte mir noch zum Abschied, wie viel das Taxi kosten sollte / dürfte und ich umarmte sie rasch. Dann rannte ich zum Auto. Wir stiegen beim Hotel von Rob und Deb aus und ich verabschiedete mich von ihnen. Klar, hätte ich mit ihnen noch etwas trinken können. Aber irgendwie war ich in Stimmung für mein Zimmer. Wir sähen uns morgen für den Affentempel.

Ich zog meine Kapuze über den Kopf und machte mich auf den Weg über Pfützen und Schlaglöcher durchs Labyrinth zurück zu meinem Hotel. Ich machte nur kurz Pause beim Supermarkt, um mir zwei Flaschen Wasser zu holen. Es war früher Abend und es begann ein zu dunkeln. Kaum im Zimmer fiel natürlich wieder der Strom aus. Doch dieses Mal so lange, dass jemand den Generator anwerfen musste. Auch danach wurde es ein paar Mal dunkel. Mittlerweile hat es in der Nachbarsgartenbar ein Konzert und auf der Dachdisco gegenüber läuft Hardcoremucke und Techno-Goa-Sound. Vorhin wäre es mir beinahe zu laut gewesen. Wenn ich nochmals raus müsste, dann zum Gitarrenkonzert in der Nachbarsgartenbar. Doch ich glaube, ich werde in meinem Bett bleiben und von hier aus lauschen. Von hier höre ich es noch besser, weil es direkt unter meinem Fenster ist. Nur schade habe ich keinen Cocktail hier. Gibt es halt Wasser und Schokoriegel und getrocknete Mango.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

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