Heute habe ich einfach ausgeschlafen. Ich wollte sowieso kein Frühstück und nachdem ich von den anderen gehört habe, dass es nicht so dolle war, war ich froh über diese Entscheidung. Ich zog mich an. Jeder auf seinem Bett sitzend, packten wir zusammen ein. Ich leerte Lucille das erste Mal seit Wochen und packte sie von Grund auf neu. Das brachte mir einigen Platz. Da ich in einer Plastiktasche bereits die Sachen für den Zug am Abend bereit hatte, konnte ich diesen einfach zuoberst in den Rucksack packen. Die Katzentasche wollte ich mit den anderen zum Strand mitnehmen. Pünktlich zum Checkout waren wir in der Lobby. Wir verstauten unser Gepäck wieder in der Kammer und machten uns auf den Weg für ein besseres Frühstück oder zumindest einen Saft oder guten Kaffee. Wir kamen zum gleichen Café wie gestern und ich bestellte mir den gleichen Honey Coffee wie gestern. Der schmeckt eigentlich gar nicht nach Honig sondern eher nach Pumpkin Spice oder Zimt. Aber er ist bisher der beste Kaffe, den ich hier in Asien hatte. Ich liess mir noch einen Toast kommen. Während die anderen ebenfalls bestellten oder bereits assen (hier kommen die Bestellungen einfach random und nie zusammen), machte Jenny ein riesen Drama um ihr Frühstück. Sie hatte Burger bestellt und weil Sie Rice statt Frice verstanden hatte, wollte sie den ganzen Teller zurück geben. Voll die Dramaqueen! Hier hatte sie bei mir gleich ein paar Sympathiepunkt verloren.
Dann liefen wir zum Strand und mieteten uns je eine Liege im Schatten. Ich las die ganze Zeit, während die anderen im Meer schwammen oder Ball spielten. Ich wurde zwischendurch als Taschenaufpasserin degradiert. Als es Zeit wurde, machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel. Ich wollte noch kurz durch den Markt, weil ich gerne ein Kleidchen hatte. Doch die anderen waren so ungeduldig, dass ich, innerlich schon genervt, meinte, sie können einfach gehen, ich käme alleine zurecht. Immer diese Ungeduld! Und nie auf andere Rücksicht nehmen! Schlussendlich habe ich sie wieder eingeholt, weil sie and der Strasse standen und sich nicht einigen konnten, wohin sie wollten zum Essen! Als wir schliesslich vor dem Hostel standen und immer noch keine Einigung übers Lokal stattfand, hatte ich nur noch dünne Nervenstränge. Als das Wort Streetfood fiel, verabschiedete ich mich und ging ins Hostel, wo ich in der Lobby sass und einfach weiterlas.
Einige Zeit später trudelten alle ein. Die vom Mudspa kamen und meine Gruppe. Wir hatten kurz Zeit, um zu duschen, ich habe es leider voll verpasst. Aber wir konnten noch kurz aufs Dach für die HappyHour und dann ging es auch schon wieder los. Richtung Bahnhof für den nächsten Nachtzug. Beim Bahnhof stand noch immer der gelbe VW Käfer und ich musste lächeln. Ich liebe diese Autos einfach! Auf dem Gleis hatten wir ein paar Minuten Zeit bis der Zug einfuhr. Unser Abteil war überhaupt nicht gemacht, die Betten waren schmutzig oder sogar benutzt. Unsere Tür liess sich nicht ganz schliessen, weil sie schief war. Während ich im oberen Bett mir einen Horrorfilm auf dem Handy ansah, den ich mir bei Netflix runter geladen hatte, herrschte plötzlich Aufregung. Ich nahm die Kopfhörer ab und fragte, was los sei. Da wären Ratten im Waggon! Nein, Mäuse! Hörte ich von allen. Na toll, dachte ich! Auch das noch! Ich prüfte die kleine Nische, wo ich meine Taschen verstaut hatte direkt unter der Decke. Nein, da war keine Möglichkeit, dass eine Maus reinkonnte. Ich war etwas beruhigt. Und stopfte mir die Kopfhörer wieder rein, sah weiter. Plötzlich tauchte einer der Angestellten auf und abermals fand ein Gewusel in unserem Abteil statt. Ich nahm die Kopfhörer ab. Was denn jetzt los sei, fragte ich. Da wären Kakerlaken in unserem Abteil, riefen die Mädels aufgeregt. Und er käme gerade mit dem Ungezieferspray. Auch das noch!, dachte ich. Laut sagte ich aber; jetzt haben wir aber dann mal genug Abenteuer hier in diesem Zug. Die Mädels lachten. Jenny derweil krabbelte auf ihr Bett unter meinem und schlug kleine Insekten mit einer Bürste tot. Ich schüttelte den Kopf, halb angewidert und halb belustigt, und stopfte die Kopfhörer wieder rein. Eigentlich wäre ihres ja mein Bett gewesen, aber weil wir ja abwechseln mussten und sie unbedingt tauschen wollten, durfte sie ja jetzt nichts sagen. Bald schliefen die Mädels und ich sah mir den Film fertig an. Dann drehte ich mich auf den Bauch und zog den Vorhang leicht beiseite und sah in die Nacht hinaus. Reisfelder zogen vorbei und Palmplantagen. Die Kokosnüsse leuchten im Mondlicht wie Augen und mit den langen wild abstehenden Blättern sah die Pflanze wie ein Alien aus. Eine Invasion. Als ich bemerkte, dass ich immer wieder wegödste, zog ich den Vorgang wieder zu und drehte mich um. Das Bett war steinhart. Und auch dieser Zug war laut, holprig und ungestüm, wenn er hielt. Die Nacht war schrecklich.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!