Heute ging die Fahrt früh los, wie immer eigentlich. Wir hielten bei einer Perlenzüchtung und haben sehr viel über Perlen gelernt. Ich habe mir dann zwei kleine Ohrstecker in Blumenform gekauft, welche mich sehr an Edelweiss erinnerten. Alles andere wäre weit ausserhalb meines Budgets gewesen, obwohl ich mich sehr in einen Anhänger mit einer grünen Perle verliebt habe mit passenden Ohrsteckern.
Auch hier machten wir nach der Hälfte einen Boxenstopp fürs Frühstück und natürlich war es der gleiche Laden wie gestern. Ich mochte die Leute hier sowas von nicht.
Kurz nach Mittag kamen wir in Hanoi an und konnten unser Hostel beziehen. Das war voll mit anderen Reisenden und das war für mich gleich was anderes. Wir hatten Mehrbettzimmer miteinander und ich schlief auf einem der oberen Betten in einer Ecke. Dann trafen wir uns in der Lobby für einen kurzen Orientierungsrundgang. Für ein kleines Mittagessen hielten wir in einem winzigen Ban-Shop an. Bans sind die hiesigen traditionellen Sandwiches. Am Schluss splitten wir uns alle auf. Während die einen ihre Instagramlocations suchen wollten, ging ich durch die Stadt und suchte mir ein Spa. Ich brauchte dringend mal wieder ein Waxing. Die hier gekauften waren einfach Schwachsinn und beim Rasieren bin ich einfach zu blöd und schneide mich die ganze Zeit. Und meine Beine sind sonst schon voller blauer Flecken und Mückenstiche.
So lief ich durch die Strassen und entdeckte meinen Laden: Miniso. Dort musste ich natürlich gleich shoppen gehen. Kurz darauf fand ich mein Spa. Aber die hatten gerade einen Termin und ich musste 45min warten. So lief ich das Strässchen hinunter und setzte mich in ein winziges Café. Dort bekam ich den besten Kaffee seit langem und hatte ein sehr angenehmes Gespräch mit der Barrista. Und schon war es Zeit für meinen Termin. Die Dame war sehr nett und ich bekam Tee serviert und am Schluss war ich so happy, dass ich für den nächsten Tag gleich noch einen Termin für ein 5h-Spapackage vereinbarte. Das hier war so günstig! Für den selben Preis bekäme ich in der Schweiz nicht mal eine 90min Massage.
Dann musste ich mich auf den Weg zum Hostel zurück machen. Bald wäre es Zeit für das Dinner. Ich war trotzdem etwas zu früh und wartete in der Lobby auf die anderen. Währenddessen nickte ich anderen Reisenden zu oder lächelte sie nett an. Schliesslich muss man freundlich sein und offen. Ein paar hatte ich bereits bei unserer Ankunft gesehen. Unterdessen ging die Happy Hour mit gratis Bier los und ich holte mir ein Becher. Ich war geschockt als ich sah, dass kein Mensch anständig Bier zapfen konnte!! Also habe ich mal ein paar Becher gefüllt und verteilt. Das war ja sonst nicht zum aushalten! Unser Guide kam und brachte uns eine grüne Flasche mit chinesischen Schriftzeichen darauf. Er meinte, das sei koreanischer Reiswein, Soju, und wir sollten probieren. Diese hier hätte Erdbeergeschmack. Ich probierte und war gleich hin und weg! Okay, das ist jetzt mein Ding! Wir liefen los und in eine Partymeile. Habe ich schon erwähnt, dass ich Partymeilen hasse?! Die Gruppe teilte sich auf. Die einen wollten dort hin und andere da. Ich sagte von Anfang an, dass ich in die empfohlene Bar Ort und dringend was zu essen brauchte. Die meisten hatten mich gehört und fanden, es sei okay. Doch dann gingen die einfach zu einem anderen Laden und machten es total kompliziert. Sie konnten sich einfach nie entscheiden! Irgendwann war es mir zu bunt und ich verschwand einfach in der Menge und ging zur Bar, die uns unser Guide empfohlen hatte. Ich schrieb mit ein paar der anderen, die in die andere Richtung gegangen waren. Die kamen kurze Zeit später auch zu mir und wir tranken etwas zusammen, bis ich fand, dass ich jetzt zurück gehe. Ich sei müde. Ha! Müde! Denn wie es sich später herausstellen sollte, kam ich noch lange nicht ins Bett. Aber es wurde auch eine der zwei besten Nächte meiner bisherigen Reise. Nur wusste ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich packte also meinen kleinen Rucksack und lief die Strasse hinab. Rylee, eine der Kanadierinnen, begleitete mich. Ich folgte dem Navi meines Handys. Und wäre beinahe von einem Auto überfahren worden, dass zu schnell zu nahe an den Leuten vorbei raste. Ich hatte zwei Cocktails intus und war in guter Stimmung. Auf dem Weg kam ich an einem Shop vorbei und sah, dass er Soju hatte. Gleich mal stürmen und die nächste Geschmacksrichtung nehmen; Apfel. Lecker! Schon auf dem Rückweg trank ich etwas davon.
Auf der grossen Treppe zum Hostel hoch sassen auf beiden Seiten ein paar Leute und tranken Bier. Andere Reisende. Während Rylee die Treppe hoch ging, hielt ich vor dem ersten der Reisenden und hielt ihm meine Sojuflasche unter die Nase. Wortwörtlich. „Probier mal!“, sagte ich. Er schaute mich kurz überrascht an. „Probier, habe ich gesagt“, sagte ich. „Ist lecker!“ Weil ich wahrscheinlich klang, als dulde ich keine Widerrede, trank er einen Schluck. Nickte zustimmend. Dann ging ich zum nächsten und hielt die Flasche unter dessen Nase. „Probier du!“, sagte ich. Und das machte ich bei jedem einzelnen. Und schon war ich mitten drin! Wir killten die Flasche innert kürzester Zeit und alle gaben mir Recht; es war wirklich lecker! Ich bekam von den anderen Bier und trank da mit und dann ging der erste Nachschub holen und brachte mir meine eigenen Dosen. Wir quatschten und es war einfach so leicht und ungezwungen und ich fühlte mich zum ersten Mal seit Tibet willkommen und dazugehörend. Es war überhaupt nicht schwer ein Gesprächsthema zu finden. Und wir haben viel gelacht. Und ich war einfach nur von Herzen glücklich. Wir haben dann ein Gruppenfoto gemacht für den Chat meiner Reisegruppe, weil die irgendwas mit current Situation hatten.
Als es gegen Mitternacht zu ging, mussten wir den Eingangsbereich verlassen und siedelten auf die Dachterrasse um. Die war genau über unserem Zimmer, wie ich dann bemerkte. Aber es war mir egal. Irgendjemand trieb eine Gitarre auf und die Deutsche spielte ein bisschen darauf, während wir die Lieder zur Melodie sangen. Dann verabschiedeten sich ein paar unserer tollen Truppe und der Australier und ich blieben noch sitzen, während plötzlich 3 Russen auftauchten. Die Russin schnappte sich die Gitarre und sang in voller Lautstärke und Inbrunst ein paar russische Lieder. Der Aussie und ich sahen uns nur an und hatten Gänsehaut. Tranken vom Bier. Dann wurde ich plötzlich von jemand anderem angesprochen. Ich sah ihn an. Es war ein verwegener Typ mit Bart und Hemd, die oberen paar Knöpfe offen. Wir plauderten etwas. Ich fragte, woher er komme und er sagte aus Amerika. Wir lachten und dann kam sein Kollege und ich fand raus, dass er eigentlich aus England sei und nur gut mit den verschiedene Akzenten. Ich sah ihn an und fragte, warum er denn solchen Blödsinn erzähle. Er wollte mich zum Lachen bringen. Findet mein Lachen toll. Da musste ich wirklich lachen und schob ihn leicht tadelnd mit einer Hand auf seiner Brust ein bisschen von mir weg. Da spürte ich was flaumiges unter meiner Hand. Ich brauchte erst einen Moment, um zu begreifen, dass er Brusthaare hatte. OMG! Ich bin sicherlich etwas errötet. Und war fasziniert zugleich. Habe ich doch bisher noch nie einen Kerl angefasst mit Brusthaaren. Das muss ich unbedingt gleich meinem Mann schreiben. Auch wenn ich sein Augenrollen schon bis hierher hören kann. Unsere Blicken haben sich getroffen. Doch bevor einer von uns etwas sagen konnte, kam der Aussie dazwischen. Der Aussie und ich hatten gleich eine Art connection. Wir verstanden uns super. Er war hinab gegangen und hat weiteren Nachschub geholt. Und jetzt hielt er mit einen der Happy Ballons entgegen, Lachgas gefüllte Ballons. Und ohne gross darüber nachzudenken, nahm ich ihn. Er musste mir zwar ein bisschen erklären, wie das ging. Aber ich hatte null Angst oder Bedenken. Ich fühlte mich wohl und gut aufgehoben hier. Schon nach ein paar Zügen konnte ich die Wirkung spüren. Hui! Was würde wohl meine Familie dazu sagen, dass ich hier angetrunken Alkohol konsumiere, mit Leuten, die ich vielleicht seit gerade 3 Stunden kannte und jetzt auch noch Drogen zu mir nahm? Die Russen verabschiedeten sich und gingen ins Bett. Waren nur noch der Aussie, ein anderer Typ und ich auf dem Dach. Er holte nochmals Bier und weiteren Ballons. Irgendwann gegen 3 Uhr morgens meinte ich, das ich jetzt mal wirklich ins Bett müsse. Aber wir sähen uns morgen. Er begleitete mich bis kurz vor meine Zimmertür. Als ich ihm Gutenacht sagte, sagte sein Blick genügend. Obwohl er wusste, dass ich verheiratet war, hatte er sich anscheinend mehr erhofft.
Im Zimmer sah ich, dass das Bett von Jenny leer war. Ich schrieb ihr eine kurze Mitteilung, ob alles iO war und wo sie stecke. Und dann bin ich auch schon eingeschlafen.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!