Diese Nacht habe ich, wenn auch kurz, ziemlich gut geschlafen. Wir mussten nämlich sehr früh aufstehen, weil wir auf dem Pass Richtung Ronghpuk Kloster, das gleich beim Mount Everest liegt, den Sonnenaufgang sehen wollten. Auf dem Weg dorthin mussten wir unseren Pass zeigen, jedoch in einer bestimmten Reihenfolge. Wahrscheinlich haben wir dadurch diesen verpasst. Und da war es auch schon eisig kalt und wir haben uns in die Hände gepustet oder die Füsse gegen einen Felsen geschlagen, um warm zu bekommen. Ich sah Keith auf der Mauer sitzen und frieren. Da habe ich mich neben ihn gesetzt und mich an ihn gekuschelt, damit wir beide wärmer bekommen. Schliesslich haben wir the Never Ending Story laufen lassen, dazu laut mitgesungen und getanzt, danach habe ich Bonnie Tyler laufen lassen. Und dennoch wollte sich der Everest nicht zeigen. So fuhren wir zum Kloster und ich habe ein bisschen auf der Fahrt geschlafen, wie alle.
Ca. 20 km vom Kloster entfernt mussten wir abermals aussteigen und den Pass in der bestimmten Reihenfolge zeigen. Von da ging es mit dem Gepäck per Shuttle zum Kloster hoch. Dieses liegt etwas auf 5200 MüM und ist das höchstgelegene Kloster der Welt. Und es herrscht hier eine ganz spezielle Stimmung. Wenn du in diesen Ort einfährst kommen auf der rechten Seite ganz viele schwarze Zelte, die sogenannte Tent City, weil die einfach alles haben und es wie eine eigene Stadt ist. Die war eigentlich mal näher am Base Camp, musste aber dann verschoben werden. Auf der linken Seite liegt das Kloster und gleich gegenüber und neben der Tent City kommt das Ronghpuk Guesthouse, in dem wir nächtigen. Dies hat ein eigenes kleines Restaurant und U-förmig verteilt Mehrbettzimmer. Ich habe wieder eines alleine, weil die Selbstsuchende unbedingt darauf besteht, ihr eigenes zu haben. Mit den Britischen Jungs habe ich schon besprochen, dass ich sonst auch zu ihnen und dem Gefängniswärter ins Zimmer kann, weil sie zu dritt ein 6 Bettzimmer haben und es auch wärmer wäre. Nein, ich hätte keine Angst. Auch wenn es irgendwie trotzdem komisch wäre. Weil hier in diesen Höhen ist es wirklich schweinekalt und ich habe schon 5 Lagen an. Und dann kam das deutsche Paar und wollten doch tatsächlich das Zimmer tauschen. Nope, die sind sonst schon geizig und sondern sich auch immer ab.
Wir haben dann alle zusammen Lunch gegessen und wirklich alle paar Sekunden aus dem Fenster geschaut, in der Hoffnung, nun endlich den Everest gänzlich zu sehen. Danach haben wir uns auf den Weg gemacht und wollten die Outdoor Kora machen. Wir haben genau 1/3 geschafft und sassen dann stundenlang auf Felsen, den restlichen Wein von Keith getrunken und haben einfach Musik gehört und je nachdem mitgesungen oder uns dazu bewegt. Manchmal war das Lied gut und der Everest zeigte sich teilweise und es wurde überraschend warm und manchmal nicht und dann schneite es und total eisig. Es war einfach total schön! Irgendwann sind Matt und ich runter zum Restaurant und haben eine grosse Thermoskanne unseres obligatorischen Honig-Ingwer-Zitronen-Tees geholt und ein paar Bier für die Herren und für mich noch ein Barley Wine. Und gerade als wir wieder nach draussen traten, kamen uns die anderen entgegen und meinten, dass ein Typ ihnen gesagt hat, sie sollen reingehen, da es umschlägt. So haben wir uns an den grössten Tisch gesetzt und auch dort bis nach dem Dinner miteinander geplaudert, gesungen, Musik gehört und Snacks gegessen. Natürlich haben wir auch hier die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut zum Everest hin. Ich musste wegen des eisigen Felsens und des vielen hiessen Tees die ganze Zeit aufs Plumpsklo und das ist wieder so eines, welches komplett offen ist, zudem im freien und ungeheizt. Wuee.
Irgendwann musste ich ihn mein Zimmer, um mit einem Angestellten die Wärmedecke zu prüfen und diese schliesslich zu ersetzen. Als ich wieder nach draussen trat, sah ich das erste Mal ziemlich viel vom Everest. Keith kam mir gerade entgegen und meinte, ich solle nach vorne auf die Strasse gehen und Fotos machen, weil man jetzt wirklich viel von ihm sieht. Das tat man wirklich! Gerade in der Abenddämmerung zeigte sich der König der Berge in fast seiner gänzlichen Pracht. Einzig einen leichten und dünnen Schleier trug er vor seinem Gesicht, trotzdem konnte man alles sehen. Nur schade, dass mein iPhone nicht für die Dämmerung gemacht ist. Die Fotos wurden nicht ideal. Aber: ich habe den Everest gesehen! Den höchsten Gipfel der Welt! OMG! Die Deutschen kamen dann auf mich zu (sie sagt meine Namen aber auch jedes Mal falsch!) und meinten, dass sie mir das Trinkgeld für den Guide heute noch nicht geben können, weil sie nicht wissen, wie viel übrig bleibt und sie keines mehr abheben wollen. Ich hatte innerlich voll das Kotzen! Mein Gott, wie haben das seit Tagen abgemacht. Meines reicht auch nicht, aber dann hole ich halt nochmals. Dennoch mega happy und frierend, weil ich ja meine Jacke vorhin schon im Zimmer verräumt habe, bin ich ins Restaurant zu den anderen und habe noch ganz kurz Konversation betrieben. Danach bin ich ins Zimmer und habe meine Wärmedecke auf Höchste Stufe angestellt und auf die anderen der Gruppe gewartet, um das Trinkgeld zu sammeln und auf der Rückseite des Täschchens zu unterschreiben.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!