Land 6 / Reisetag 29

Am frühen Morgen haben Olivia, Jenny und ich uns das Klo geteilt. Wir wussten gleich, dass es vom gestrigen Restaurant kommen musste und ich habe dann den ganzen Tag mal wieder gefastet. Während die anderen wieder nach Spas suchten oder shoppen gingen, schloss ich mich den zwei Mädels an. 

Wir liefen durch die Stadt, zuerst in ein paar Shops zum guken. Wir machten einen kurzen Stop in einem Café und tranken dort frische Säfte. Dann kamen wir zur gewünschten Notre Dame. Die war aber wegen Renovation geschlossen und so waren wir etwas unsicher, was wir denn als nächstes machen wollten. Ich fand, dass ich das Kriegsmuseum gerne besuchen würde. Gemäss TripAdvisor wäre es aber eher harte Kost. Sie wollten zur Aussichtsplattform eines hohen Wolkenkratzers, der genau in der anderen Richtung lag. Wir entschlossen, zuerst das Museum zu machen und dann gegen Abend zum Turm zu gehen, um dort im Café etwas zu trinken. 

Das Museum war riesig. Draussen standen ein paar Fahrzeuge und Flugzeuge aus der Zeit des Vietnamkrieges. Auf der einen Seite war ein Teil des damaligen Gefängnisses nachgebaut. Wir entschieden, dass wir es aber wirklich der Reihe nach machen wollten und betraten das Hauptgebäude. Dort mussten wir in den obersten Stock, wo wir auf einen Teil der anderen trafen. Sie waren aber gerade fertig, weil sie unten angefangen hatten. Wir betraten Raum 1. Er erzählte die Vorgeschichte und wie es zum Vietnamkrieg gekommen sei. Doch wir 3 Frauen verstanden nur Bahnhof, auch Google half wenig. Wir ignorierten es und lasen und schauten uns durch die Ausstellung. Je mehr wir lernten, umso mehr hatten wir Klösse im Hals. Es war einfach nur grausam, was hier geschehen war. Anscheinend hatte ein Bürgerkrieg Vietnam gespalten. Nordvietnam wollte Südvietnam befreien. Die Amis kamen Südvietnam zu Hilfe und es eskalierte. Die Amis konnten ihre neuen Waffen ausprobieren und die Soldaten ihre sadistische Ader ausleben. Es wurde kein Unterschied gemacht, ob Mann oder Frau oder Kind. Wenn es Vietnamese war, wurde es getötet. Als dann Agent Orange zum Einsatz kam und hier alles beschrieben wurde, weinte ich hemmungslos. In der Schweiz lernst du nichts darüber, immer nur über diesen doofen zweiten Weltkrieg. Bei dem die Amis anscheinend auch nichts gelernt hatten, weil sie das genau gleiche mit Vietnam machten. Und in den heutigen Medien hörst du nichts über die Folgen, die Vietnam aufgrund von Agent Orange immer noch hat oder dass immer noch Minen verstreut sind und diese auch heute noch zu Unfällen führen. Keiner spricht drüber! Ich sah ältere Männer aus aller Welt, denen Tränen über die Wangen liefen. Als wir fertig waren, liefen wir noch durch die nachgebaute Gefängniszelle. Dort flogen mir Fledermäuse um den Kopf. Aber wir waren zu deprimiert und wollten jetzt etwas schönes. Weswegen wir uns auf den Weg zum Turm machten.

Dort mussten wir nachfragen, wo denn dieses Café sei. Anscheinend war das eher voll der Geheimtip. Die Angestellten waren aber sehr hilfsbereit und zeigten uns den Weg durchs Einkaufscenter im Erdgeschoss. Wir wurden von vielen Angestellten über Treppen durch Gänge gelotst und kamen dann an einen Lift. Dort mussten wir wählen zwischen Café, Restaurant oder Bar. Wir entschlossen uns fürs Café, wo wir uns fürs Restaurant umentschieden. Wir hatten einfach Hunger. Die Aussicht war atemberaubend! Du hattest von hier fast eine 360 Grad Rundsicht auf die Stadt. Obwohl wir nur im 51 Stock waren. Wir gönnten uns ein fettes Nachtessen und machten dann noch einen kurzen Abstecher ein Stockwerk höher zur Bar. Dort gab es gerade ein Livekonzert und es war proppenvoll. Aber man konnte einen Rundgang machen und es hatte nicht diese störenden Punkte auf dem Fenster wie in den zwei Stockwerken unterhalb. Doch wir mussten uns beeilen, denn der Treffpunkt rückte immer näher und wir mussten noch ein paar Einkäufe erledigen. Wir liefen schnell durch den grossen Markt, wo ich versuchte um einen kleinen Fjällrävenrucksack zu feilschen, einen Kopie natürlich. Ich war aber noch zu neu hier in Vietnam und verstand nicht gleich, was der Preis war. Das hat mich im Nachhinein richtig genervt, vor allem weil ich das Schnäppchen verpasste. Aber wir waren so spät dran, dass wir schlussendlich ins Hostel zurück rennen mussten.

Dort waren bereits alle versammelt und warteten darauf, dass wir den Bus zum Bahnhof bestiegen. Ein paar der alten Gruppe waren extra nochmal gekommen, um sich von uns allen zu verabschieden. So drückten wir die britischen Girls kurz und sie weinten fast, als sie dem Iren tschüss sagen mussten. Ich packte den Sack mit der frisch gewaschene Wäsche, bezahlte diese und holte mir meinen Pass. Dann mussten wir los. Am Bahnhof warteten wir in einer kleinen Wartehalle. Die war nichts im Vergleich zu der in China. Aber es reichte für die hiesigen Verhältnisse. Ich ging in den kleinen Shop und holte mir ein paar Snacks für die Zugfahrt. Unser Guide verteilte derweil die Tickets und teilte uns mit, dass wir für die restliche Vietnamreise in dieser Gruppe bleiben werden und wir uns doch bitte mit den Stockbetten abwechseln sollen. Ich konnte die Kabine mit Olivia, Jenny und einer neuen Lauren teilen, der wir aber immer Little Lauren sagten. Wir hatten dieses Mal 4 Betten in einer Kabine und sogar eine Türe zum Abschliessen. Es war so viel mehr Platz als im letzten Nachtzug! Richtig Luxus! Aber es war eisig, weil die Klimaanlage Eisige Luft hinein pumpte, sodass wir mit Hilfe meines Tapes einen Schal davor klebten, um den Druck etwas zu minimieren. Ich war froh, dass ich mein Trainingszeug dabei hatte, das genug warm war. Wir verstauten unsere Sachen und machten etwas Party bei uns in der Kabine. Irgendwann klopfte der Guide an die Tür und meinte, ob wir etwas ruhiger sein könnten, man würde uns durch den ganzen Waggon hören und es sei schon spät. Wir erschraken etwas, hatten wir doch gar nicht realisiert, dass die Zeit so schnell vergangen war.

Ich konnte kaum schlafen, weil es eisig war und der Zug immer so abrupt anhielt oder auch sonst wurde ich im Bett hin und her geworfen. Da auch in diesem Zug in den Zwischentüren geraucht wurde, zog es den ganzen Rauch zu uns hinein. Es war widerlich.

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!

Land 5 & 6 / Reisetag 28

Heute ging es wieder in aller Herrgottsfrühe los. Uns stand eine lange Busfahrt bevor.

Wir fuhren durch Phnom Penh Richtung Vietnam. An der Grenze war es so heiss und wir mussten ein gutes Stück laufen. Cambodia war schnell abgeschlossen. Doch Vietnam war etwas komplizierter. Es waren nur wenige Schalter. An einem standen ein paar Touristen, bei einem anderen gab es eine Gruppe Einheimischer. Doch kein Schalter war besetzt. Wir fanden es seltsam und gingen mal die ganze Reihe Schalter ab, um jemanden zu suchen und zu fragen. Der letzte war besetzt und schickte uns zurück zum Schalter mit den Einheimischen. Wir warteten. Obwohl wir eine Gruppe waren und geschlossen anstanden, kamen immer wieder Einheimische, quetschten sich durch und legten ihren Pass am Schalter auf einen Haufen. Wir waren langsam genervt, weil wir das so unhöflich fanden.

Dann hiess es plötzlich, dass wir doch zum letzten Schalter gehen mussten. Unser Guide sammelte alle Pässe ein und gab sie dem Herrn am Schalter. Auch hier quetschten sich Einheimische durch unsere Gruppe und drängelten nach vorne. Irgendwann wurde uns das zu bunt und wir liessen sie nicht mehr durch. Das gab natürlich ein riesen Theater, aber das war uns egal. Endlich waren wir durch und marschierten das Stück zum Bus. Es war ein grösserer und bot mal wieder reichlich Platz für alle. Jetzt hiess es wieder ein paar Stunden bis nach Ho Chi Minh City gedulden. Wir kamen in Stau. Unser Fahrer öffnete die Passagiertür während der Fahrt und stieg dann mal kurz raus, um eine zu rauchen. Wir konnten zuerst unseren Augen kaum trauen und machten ein paar Sprüche. Er stieg wieder ein, fuhr ein paar Meter und stieg dann wieder aus, um abermals zu rauchen.

Endlich erreichten wir die Stadt. Und die war voller Motorräder aller Art; Scooter, Mofas, Vespas. Kaum Auto hatte es hier. Es war wie in einem Ameisenhaufen. Dachten wir in Cambodia die Strasse zu überqueren sei gefährlich, hatten wir hier noch mehr ein mulmiges Gefühl. Im Hostel angekommen, mussten wir unseren Pass abgeben und die Schuhe ausziehen. Wir verzogen uns aufs Zimmer und duschten alle ausgiebig. Wir wollten nachher Party machen, weil es einerseits der letzte Abend mit einigen der jetzigen Gruppe wäre und andererseits lernten wir heute neue Mitglieder kennen. Ich merkte, dass ich mir für die kurze Strecke mit den FlipFlops eine hässliche Blatter zwischen den Zehen geholt habe und die ganze Haut abkam. Nun hatte ich da ein riesen Loch. Ich klebte für den ersten Moment mal einfach Tape drauf. Hatte ich ja auch schon gemacht in China von den Sandalen her.

Dann ging ich mit den anderen in die Lobby, um meine Wäsche abzugeben. Das wäre die erste gründliche Reinigung seit 4 Wochen! Zudem mussten wir noch Geld wechseln, weil USD hier weniger gefragt war. Während ich meinen Dreckwäschebeutel abgab und der junge Typ an der Rezeption mir die neue SIM-Karte einsetzte, gab ich meinem Guide 100 USD, damit er diese in die vietnamesische Währung wechseln konnte; Dong. Während wir auf den Guide warteten, machten wir ein paar Bekanntschaften der neuen Mitglieder. Als der Guide zurück kam und mir ein fettes Bündel in die Hand drückte, blickte ich auf die Quittung: 2’316’000 Dong hatte ich bekommen. Ich war Millionärin!!

Dann machten wir uns auf den Weg in ein Restaurant. Ich gönnte mir eine fette Quesadilla und ein paar Drinks. Danach splitte sich unsere Gruppe wieder, weil die jungen Party machen und einige zuerst etwas shoppen gehen wollten. Ich folgte den Shopaholics und schon im ersten Shop kaufte ich mir leichte Short mit Ananas und Wassermelonen drauf, die ich zum Schlafen gebrauchen konnte. Plötzlich waren alle weg bis auf ein paar wenige. Ich war genervt. Ich dachte, mal wollte zusammen blieben! Denn anscheinend ging meine jetzige Gruppe zurück ins Hostel, und das hatte ich eigentlich nicht geplant. Wir bahnten uns einen Weg durch das Getümmel in der Partystrasse. Es war laut. Es war voll. Es war schrecklich. Ein paar Strassenkinder vollführten Feuerschluckkunstücke. Bei einem kleinen Shop mit ganz tollen Nerdigen Shirts hielt ich an und ging hinein. Eigentlich wollte ich ein paar anprobieren und vielleicht eines kaufen, doch die anderen machten so stress, dass ich innerlich genervt wieder hinaus ging und ihnen folgte. Kaum im Hostel wollte Olivia wieder los. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich dachte, wir wollten zurück ins Hostel? Sie meinte, dass der Guide sie gefragt hätte, ob sie die neuen zurück bringen könnte und dann würden wir uns in der Partystrasse treffen. Ich war noch mehr innerlich genervt, weil ich mich fragte, warum er denn mich nicht gefragt hätte und es mir keiner gesagt hat vorher.

Also gingen wir wieder los und suchten die anderen. Wir fanden die erwähnte Donkey Bar, obwohl diese eher die Einrichtung von Ägypten hatte. Ein Angestellter bedeute uns, ihm zu folgen. Was wir auch taten. Er lief quer durch die Bar und im hinteren Teil eine Treppe hoch. Ich warf einen Blick Olivia zu, sie machte grosse Augen. Es hatte sowas verschwörerisches an sich. Oben führte er uns zu den anderen. Was uns etwas sprachlos machte. Woher wusste er, dass wir zu den anderen gehören? Der Lärm drinnen war ohrenbetäubend! Ich hatte aber keine Lust auf Alkohol und bestellte mir nur ein Sprite. Die anderen waren alle schon sichtlich angetrunken und feierten wild. Irgendwann floh ich auf den Balkon und sah dem Schauspiel auf der Strasse zu. Schlussendlich kamen auch die jüngeren in die Bar. Kurze Zeit später meinte ich, dass ich zurück gehe. Olivia schloss sich mir an. Die anderen blieben noch.

Zurück im Hostel, als wir gerade im Bett lagen, meinte Olivia, dass sie gerade eine Nachricht von Jenny bekommen hätte. Diese würde sich auch auf den Weg machen und zudem sei eines der jungen Britischen Mädchen ihn Ohnmacht gefallen, weil es einen Ballon mit Lachgas konsumiert habe. Ich habe genervt geseufzt und mir dennoch etwas Sorgen gemacht. Aber ich war einfach zu müde und bin dann rasch eingeschlafen. 

Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!