Am frühen Morgen haben Olivia, Jenny und ich uns das Klo geteilt. Wir wussten gleich, dass es vom gestrigen Restaurant kommen musste und ich habe dann den ganzen Tag mal wieder gefastet. Während die anderen wieder nach Spas suchten oder shoppen gingen, schloss ich mich den zwei Mädels an.
Wir liefen durch die Stadt, zuerst in ein paar Shops zum guken. Wir machten einen kurzen Stop in einem Café und tranken dort frische Säfte. Dann kamen wir zur gewünschten Notre Dame. Die war aber wegen Renovation geschlossen und so waren wir etwas unsicher, was wir denn als nächstes machen wollten. Ich fand, dass ich das Kriegsmuseum gerne besuchen würde. Gemäss TripAdvisor wäre es aber eher harte Kost. Sie wollten zur Aussichtsplattform eines hohen Wolkenkratzers, der genau in der anderen Richtung lag. Wir entschlossen, zuerst das Museum zu machen und dann gegen Abend zum Turm zu gehen, um dort im Café etwas zu trinken.
Das Museum war riesig. Draussen standen ein paar Fahrzeuge und Flugzeuge aus der Zeit des Vietnamkrieges. Auf der einen Seite war ein Teil des damaligen Gefängnisses nachgebaut. Wir entschieden, dass wir es aber wirklich der Reihe nach machen wollten und betraten das Hauptgebäude. Dort mussten wir in den obersten Stock, wo wir auf einen Teil der anderen trafen. Sie waren aber gerade fertig, weil sie unten angefangen hatten. Wir betraten Raum 1. Er erzählte die Vorgeschichte und wie es zum Vietnamkrieg gekommen sei. Doch wir 3 Frauen verstanden nur Bahnhof, auch Google half wenig. Wir ignorierten es und lasen und schauten uns durch die Ausstellung. Je mehr wir lernten, umso mehr hatten wir Klösse im Hals. Es war einfach nur grausam, was hier geschehen war. Anscheinend hatte ein Bürgerkrieg Vietnam gespalten. Nordvietnam wollte Südvietnam befreien. Die Amis kamen Südvietnam zu Hilfe und es eskalierte. Die Amis konnten ihre neuen Waffen ausprobieren und die Soldaten ihre sadistische Ader ausleben. Es wurde kein Unterschied gemacht, ob Mann oder Frau oder Kind. Wenn es Vietnamese war, wurde es getötet. Als dann Agent Orange zum Einsatz kam und hier alles beschrieben wurde, weinte ich hemmungslos. In der Schweiz lernst du nichts darüber, immer nur über diesen doofen zweiten Weltkrieg. Bei dem die Amis anscheinend auch nichts gelernt hatten, weil sie das genau gleiche mit Vietnam machten. Und in den heutigen Medien hörst du nichts über die Folgen, die Vietnam aufgrund von Agent Orange immer noch hat oder dass immer noch Minen verstreut sind und diese auch heute noch zu Unfällen führen. Keiner spricht drüber! Ich sah ältere Männer aus aller Welt, denen Tränen über die Wangen liefen. Als wir fertig waren, liefen wir noch durch die nachgebaute Gefängniszelle. Dort flogen mir Fledermäuse um den Kopf. Aber wir waren zu deprimiert und wollten jetzt etwas schönes. Weswegen wir uns auf den Weg zum Turm machten.
Dort mussten wir nachfragen, wo denn dieses Café sei. Anscheinend war das eher voll der Geheimtip. Die Angestellten waren aber sehr hilfsbereit und zeigten uns den Weg durchs Einkaufscenter im Erdgeschoss. Wir wurden von vielen Angestellten über Treppen durch Gänge gelotst und kamen dann an einen Lift. Dort mussten wir wählen zwischen Café, Restaurant oder Bar. Wir entschlossen uns fürs Café, wo wir uns fürs Restaurant umentschieden. Wir hatten einfach Hunger. Die Aussicht war atemberaubend! Du hattest von hier fast eine 360 Grad Rundsicht auf die Stadt. Obwohl wir nur im 51 Stock waren. Wir gönnten uns ein fettes Nachtessen und machten dann noch einen kurzen Abstecher ein Stockwerk höher zur Bar. Dort gab es gerade ein Livekonzert und es war proppenvoll. Aber man konnte einen Rundgang machen und es hatte nicht diese störenden Punkte auf dem Fenster wie in den zwei Stockwerken unterhalb. Doch wir mussten uns beeilen, denn der Treffpunkt rückte immer näher und wir mussten noch ein paar Einkäufe erledigen. Wir liefen schnell durch den grossen Markt, wo ich versuchte um einen kleinen Fjällrävenrucksack zu feilschen, einen Kopie natürlich. Ich war aber noch zu neu hier in Vietnam und verstand nicht gleich, was der Preis war. Das hat mich im Nachhinein richtig genervt, vor allem weil ich das Schnäppchen verpasste. Aber wir waren so spät dran, dass wir schlussendlich ins Hostel zurück rennen mussten.
Dort waren bereits alle versammelt und warteten darauf, dass wir den Bus zum Bahnhof bestiegen. Ein paar der alten Gruppe waren extra nochmal gekommen, um sich von uns allen zu verabschieden. So drückten wir die britischen Girls kurz und sie weinten fast, als sie dem Iren tschüss sagen mussten. Ich packte den Sack mit der frisch gewaschene Wäsche, bezahlte diese und holte mir meinen Pass. Dann mussten wir los. Am Bahnhof warteten wir in einer kleinen Wartehalle. Die war nichts im Vergleich zu der in China. Aber es reichte für die hiesigen Verhältnisse. Ich ging in den kleinen Shop und holte mir ein paar Snacks für die Zugfahrt. Unser Guide verteilte derweil die Tickets und teilte uns mit, dass wir für die restliche Vietnamreise in dieser Gruppe bleiben werden und wir uns doch bitte mit den Stockbetten abwechseln sollen. Ich konnte die Kabine mit Olivia, Jenny und einer neuen Lauren teilen, der wir aber immer Little Lauren sagten. Wir hatten dieses Mal 4 Betten in einer Kabine und sogar eine Türe zum Abschliessen. Es war so viel mehr Platz als im letzten Nachtzug! Richtig Luxus! Aber es war eisig, weil die Klimaanlage Eisige Luft hinein pumpte, sodass wir mit Hilfe meines Tapes einen Schal davor klebten, um den Druck etwas zu minimieren. Ich war froh, dass ich mein Trainingszeug dabei hatte, das genug warm war. Wir verstauten unsere Sachen und machten etwas Party bei uns in der Kabine. Irgendwann klopfte der Guide an die Tür und meinte, ob wir etwas ruhiger sein könnten, man würde uns durch den ganzen Waggon hören und es sei schon spät. Wir erschraken etwas, hatten wir doch gar nicht realisiert, dass die Zeit so schnell vergangen war.
Ich konnte kaum schlafen, weil es eisig war und der Zug immer so abrupt anhielt oder auch sonst wurde ich im Bett hin und her geworfen. Da auch in diesem Zug in den Zwischentüren geraucht wurde, zog es den ganzen Rauch zu uns hinein. Es war widerlich.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!