Die erste Nacht im neuen Hotel war etwas anstrengend. Doch ich konnte dennoch halbwegs gut schlafen. Ich bin dann irgendwann aufgestanden. Dann habe ich den ganzen Rucksack auf dem Bett ausgeleert und angefangen, auszusortieren. Einen potenziellen Entsorgungsstapel habe ich gemacht und einen Wäschestapel. Die Wäsche habe ich anschliessend gewaschen und im Badezimmer verteilt und aufgehänkt. Danach bin ich raus, um etwas zu Mittag zu essen und eventuell in einem Café schreiben zu können. Ich habe an der Rezeption gefragt, wo ich diese SIM-Karte mit dem Datenpaket kaufen könne, welches bei ihnen ausgelegt ist und sie gab mir eine Richtung. Also lief ich mutig in dieses Labyrinth hinaus und in die angegebene Richtung. Nach gestern rechnete ich mit allem.
Auf dem Weg kam ich an einem älteren Deutschen Ehepaar vorbei, das jemanden nach einer SIM-Karte fragte und wo man diese kaufen könne. Ich blieb stehen und sagte, dass sie gleich mit mir mitkönnten. Sie folgten mir und ich konnte an der nächsten Kreuzung das Logo ausmachen. Ich ging die paar Stufen hoch und zeigte dem Verkäufer den Flyer. Er schüttelte den Kopf und meinte, dass er diese nicht hätte, sondern nur normale SIMs. Hierfür bräuchte er jedoch meinen Pass und ein Foto. WTH, dachte ich. Dann mischte sich der ältere Deutsche ein und fragte noch ein bisschen nach. Enttäuscht zogen sie von dannen und ich lief weiter durch die Strassen. Bei einem weiteren Mobileshop fragte ich nach und erfuhr schliesslich, dass man dieses Datenpaket nur am Flughafen erhielt. Toll, für was hat es denn mein Hotel aufliegen?
Ich ging weiter und versuchte wieder in dieses Gewühl von Strassen zu kommen. Endlich gab es eine Seitenstrasse und ich ging diese hinab. Ich wollte kurz den Geocache machen bei einem Büro, dann Mittagessen und anschliessend irgendwo sitzen und schreiben. An der entsprechenden Kreuzung konnte ich die erwähnten Geschäfte nicht ausmachen und die Typen hier sind so aufdringlich und wollen immer alles wissen und dir irgendwie halbwegs helfen, aber lieber Geld machen. So bin ich dann wieder geflüchtet und ins nächste Restaurant. Dort ass ich gemütlich zu Mittag und entdeckte dann an einem Nebentisch das Deutsche Ehepaar. Wir nickten uns freundlich zu. Und ich nahm meinen Mut nochmals zusammen und lief zur Kreuzung zurück. Dort sah ich mich suchend um und wurde natürlich prompt wieder angesprochen. Ich fragte nach dem Büro. Der Mann nickte und zog mich einfach in einen Hauseingang und dort die Treppe hoch. Zuerst hatte ich Panik. Dann dachte ich, mir wird schon nichts passieren, schliesslich hatte es unten einen Sicherheitsmann. Als er mich dann vor einen Schönheitssalon absetzen wollte, riss ich mich los und sagte laut nein. Genervt stürmte ich die Treppe runter und konnte von unten schon das Gelächter seiner Freunde hören. Ein Teenager fragte mich, ob er mir helfen könne und ob ich denn das suche, dabei zeigte er mit dem Finger aufs entsprechende Schild. Ich nickte. Er lief vor mir her in einen anderen Hauseingang und zeigte dann mit dem Finger die Treppe hoch. So stelle ich mir Hilfe vor! Heimatland nachemal!
Ich stieg die Treppe hoch und war dann abermals verwirrt, weil es weder Schilder noch sonst was hatte, mit dem ich wusste, wo ich klopfen müsste. Eine nette Dame von einen Kurierbüro sah mich durchs Fenster und zeigte mir dann die Richtung zum entsprechenden Büro. Die Tür stand offen und so trat ich zurückhaltend ein und grüsste freundlich. Als ich Geocache erwähnte, holte eine Angestellte gleich alles hervor und stellte es auf dem Tisch bereit. Ich trug mich rasch ein und wollte nur noch ins Hotel. Kathmandu ist wirklich zu anstrengend für mich. Ich komme mit diesen Leuten einfach irgendwie nicht klar. Ich vermisse Tibet! Ich vermisse die Tibetischen Leute! Scheiss auf das warme Wetter hier. Ich ziehe mich lieber wieder warm an und esse Yak und trinke meinen Tee. Dafür ist es nicht mehr kompliziert mit dem bezahlen. Die schlagen bei der Kasse immer nochmals Steuern drauf und je nach dem noch Trinkgeld. Und wenn es Rappen sind, werden diese auch noch auf- oder abgerundet, so dass man auf volle Franken kommt. Das ist so immens anstrengend und schwer im Voraus zu rechnen. Ich finde es mittlerweile einfach nur noch teuer hier und will hier weg. Scheiss auf Sightseeing. Ich werde das Hotel nur zum essen verlassen und das billigste nehmen und mich dann wieder ins Zimmer verziehen und netflixen. Landschaft mag ja schön sein in Nepal, die Leute sind es kaum. Sie sind laut, sehr laut.
Im Hotel holte ich mir meine Mails an meinen Mann nach und wartete dann darauf, dass ich los musste, um Rob und Deb zu treffen. Schliesslich war es Robs Geburtstag! Ich schob schon Panik, weil ich wusste, ich musste da wieder raus und welche komische Begegnung nun auf mich wartete und ob ich den Treffpunkt finden würde. Ich packte die Geschenke für sie ein; 5 lokale Biere, die er garantiert noch nicht kannte und ein Buch über die Katze des Dalai Lama für sie, damit sie stets an mich denken konnte. Und bewaffnet mit Stadtkarte und Handy lief ich auf die Strasse und folgte dem Navi, während ich versuchte aus der Stadtkarte schlau zu werden. Natürlich kamen von allen Seiten Kommentare und Hilfsangebote. Ich dachte nur, ich vertrau hier keinem und finde es garantiert allein. Nur vor dem Nachhauseweg graute es mir schon etwas. Dann war ich schon da und natürlich viel zu früh.
Ich stand also im Eingang zu den Gardens of Dream und spielte Picross, während ich auf das Pärchen wartete. Ich sah sie schon von weitem auf der anderen Strassenseite, doch es dauerte einen Moment, bis sie diese durch den vielen Verkehr überqueren konnte. Rob hätte ich fast nicht erkannt, denn er hatte sich rasiert. Ich knuddelte ihn ganz fest und gratulierte ihm zum Geburtstag, dann umarmte ich Deb. Wir gingen hinein und ich zahlte die Tickets für uns, da ich ihnen ja noch etwas Geld schuldete von Tibet her. Der Garten lag bereits im Dunkeln und war nur einzeln, aber kunstvoll beleuchtet. Wir liefen dennoch gemütlich durch diesen hindurch und setzten uns schliesslich in ein kleines Café, wo wir uns einen Aperitif gönnten und etwas quatschten. Sie meinten, dass ich die ganze Gruppe zusammen gehalten hätte und jeden so toll integriert und alles. War mir überhaupt nicht bewusst gewesen, freute mich natürlich trotzdem. Deb zog ein Buch hervor und gab es mir als Abschiedsgeschenk. Es war die Fortsetzung von der Katze vom Dalai Lama. Ich musste mich so dermassen zusammen reissen, nicht vom Stuhl zu fallen vor lachen. Ich packte zuerst in alles Ruhe die Biere für Rob aus und er machte grosse Augen. Dann zog ich das Buch für Deb aus dem Rucksack und grinste als ich es ihr überreichte. Wir sahen uns an und konnten dann nicht mehr aufhören zu lachen, weil es einfach zu köstlich war! Rob verstand die Welt nicht mehr. Deb fand, dass das doch irgendwie ein gutes Zeichen sei und grinste. Wir machten eine kurze Fotosession für die anderen und bestellten dann endlich unsere Drinks.
Dann quatschten wir wieder ganz lange. Hierbei kam auch die Idee auf, dass wir über Weihnachten zu ihnen könnten, wobei Deb es schade fand, dass sie dann nicht zu Hause wäre. Nachdem bezahlen der Drinks auf meine Rechnung, liefen wir die andere Seite des Gartens hinauf und machten ein paar einfache Fotos, wobei das meiste geschlossen war. Wir fanden es schade und dachten, dass vielleicht bei Tageslicht es besser gewesen wäre. Sie schlugen dann vor, dass wir doch in das Restaurant könnten, dass sie entdeckt hätten. Ich folgte ihnen und so liefen wir wieder ins Gewühl der kleinen Strassen in meinem Viertel. Wir kamen an der Ecke vom Geocache vorbei und bogen jedoch in die andere Strasse ein.
Es war ein indisches Restaurant und schlicht, aber leicht edel eingerichtet. Rob und ich bestellten uns natürlich gleich den lokalen härteren Alkohol aus Reis als Appetizer, welcher überraschend sanft war und sie gönnte sich einen Cocktail, der wunderbar serviert wurde. Ich entschied mich, das Malai Kofta von hier zu probieren und ihr hauseigenes Naan mit gerösteten Nüssen und Kirschen. Das war vielleicht lecker! Wir teilten alles geschwisterlich und schmatzen glücklich. Zum Dessert bestellten Rob und ich uns den lokalen Apfelbrandy und eine kleine Auswahl zum Naschen für alle. Der Brandy brannte leicht im Hals und war definitiv stärker als der Reisalkohol. Die Auswahl an Dessert, Gulab Jamun sicherlich und dazu Karotten- sowie Reispudding und einen Käsekuchen. Wir waren uns einig, dass das Beste Gulab Jamun sei, dann der Reispudding, gefolgt vom Karottenpudding und am Schluss der trockene Käsekuchen. Ich zahlte die Rechnung und sie begleiteten mich schliesslich bis zum Hotel. Dort verabschiedeten wir uns herzlich. Natürlich hatte ich die Biere vergessen aus dem Rucksack zu nehmen.
Ich ging die Treppe hoch und suchte nach meinem Schlüssel. Ein Hotelangestellte folgte mir und sah mir einfach zu, wie ich den Schlüssel suchte. Als ich ihn endlich fand, was er mit einem unnötigen Auflachen untermalte, fragte er mich seltsame Fragen, was ich mache und plane und wie lange ich hier sei und alles. Ich sage ja, die Leute hier sind echt seltsam! Ich gab ihm ausweichende Antworten. Ich verstehe einfach nicht, warum alle alles wissen müssen. Kaum im Zimmer verschloss ich beunruhigt die Tür.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!