Um kurz nach 5 Uhr morgens klopfte es heftig an unsere Tür. Es war der Guide, der uns mitteilte, dass wir in 30min in den Bahnhof einführen. Wir sprangen aus den Betten und packten zusammen. Als wir in Nah Trang einfuhren, standen schon alle bereits auf dem Gang.
Die Zugangestellten entfernten die Türschlösser, ja hier sind die Türen effektiv mit richtigen altmodischen Schlössern gesichert, und halfen uns dann beim Aussteigen, weil die Tritte so hoch waren. Vor dem Bahnhof wartete der Bus und als ich eingestiegen war, sah ich auf der anderen Seite einen hübschen VW Käfer. Mein Herz hüpfte gleich vor Freude! KÄFER!! Die Fahrt zum Hostel dauerte nur ein paar Minuten. Weil es noch so früh am Morgen war und wir deswegen noch nicht einchecken konnten, deponierten wir unsere Sachen in der Lobby. Wir gingen alle noch aufs Klo, machten unsere Strandsachen bereit und wurden dann von einem Führer abgeholt. Lediglich Sha und Mireya blieben im Hostel zurück.
Wieder ging es in einen Bus, der uns zum Strand fuhr. Während der Fahrt machte der Führer Musik an und liess sie über einen Megaspeaker laufen. Der Partybus war los. Am Strand folgten wir ihm zu einem Boot. Es lag in einer Bucht zwischen mehreren Touristenbooten. Über die Bucht war eine Seilbahn gespannt, welche zu einer Insel führte, wo der Freizeitpark Vinpearl lag. Es sah aus wie aus einen futuristischen Film. Nur unser abgenutztes Boot passte nicht so ganz ins Bild. Die Fahrt ging los. Der Führer liess laut Musik laufen. Es waren lauter Partyhits. Als Maccarena lief, gesellte ich mich zu Olivia auf den Bug des Schiffes und tanzte mit ihr die Choreografie an der prallen Sonne. Ein uns gerade überholendes Touristenboot voller asiatischer Touristen fand das ganze Spektakel grossartig und filmten uns. Als wir fertig waren klatschten sie laut Beifall und verlangten nach einer Zugabe, welche sie dann mit dem nächsten Lied bekamen. Bis wir keine Energie mehr hatten und uns müde aufs Holz niederliessen.
Wir hielten für ein paar Minuten auf einer schwimmenden Fischfarm an. Das war ganz schön tricky vom Boot auf ein anderes zu hüpfen. Unser Führer musste mir schliesslich helfen, weil mein Kleid nicht so viel Beinfreiheit besass. Wir konnten einfach frei zwischen den Becken hindurchlaufen über schiefe Holzstege mit lauter Lücken. Als eine grössere Welle kam, verlor ich beinahe das Gleichgewicht und wäre um ein Haar in eines der Becken gefallen. Ich kam mir vor wie bei diesen Geschicklichkeitsgames, wo du nicht vom Pfad abkommen oder runterfallen darfst.
Dann ging die Fahrt weiter. Bei einer kleinen Insel gingen wir vor Anker. Der Führer zeigte den Jungs wie sie aufs Dach kamen und von da aus ins Wasser springen konnten. Ich blieb kurz sitzen und als ich es vom Heck, dem hinteren Teil des Schiffes platschen hörte, ging ich nach hinten. Plötzlich ertönte Geschnatter und alle waren ganz aufgeregt. Die kleine Lauren kam an Deck gekrabbelt und meinte, da waren überall Quallen. Ich stürtzte an die Reling. „Wo?“, fragte ich und starrte angestrengt ins Wasser, konnte aber keine entdecken. Sie seien klein und durchsichtig, meinten die anderen. Mir ging gleich die Horrorqualle aus Australien durch den Kopf. Scheisse, dachte ich. Dann bleibe ich hier an Board und lese einfach. Für das habe ich ja den eReader mitgenommen. So nahm ich mein Badetuch und verzog mich an den Bug. Las einfach etwas. Die ganz mutigen sprangen trotzdem ins Wasser, während die übrigen hinten waren und immer noch unsicher. Einer der Jungs blutete sogar aus dem Fuss als er wieder an Board kam. Es sei alles voller Quallen und sie stachen, meinte er. Ein anderer hatte regelrechte Striemen auf dem Rücken.
Wir fuhren mit dem Boot weiter und dockten an ein paar anderen Schiffen an. Während der Führer über die Schiffe balancierte und ein paar Sachen holte, sass wir an der Sonne und quatschen. Dann ging es weiter. Wir fuhren an Paraglidern vorbei und Jetskifahrern zu einer weiteren Insel. Auch dort dockten wir an mehrere Schiffen an. Es kam mir vor wie in Waterworld. Hier sprangen wieder ein paar ins Wasser. Ich war auch kurz davor. Doch als ich einen ganzen Schwarm Quallen auf mich zukommen sah, kletterte ich eilig wieder aus dem Wasser an Deck. Der Führer fischte mutig eine aus dem Wasser und zeigte sie uns. Sie war durchsichtig wie Glas und die Masse sah aus wie Gelée. Deswegen der englische Name Jelly Fish. Er meinte, das sei kein richtiger Jelly Fish, weil diese viel grösser seien und diese langen Tentakeln hätten. Und diese mache nichts. Ausser Stromstösse an die Leute verteilen, dachten alle. Ich lief an der Reling entlang und sah ins Wasser. Da waren tausende von diesen Glasquallen! So viele kannst du dir gar nicht vorstellen! Und sie waren wunderschön, so anmutig! Ins Wasser wollte ich trotzdem nicht. Während die einen mutig schon an der Küste entlang schnorchelten, sass ich mit den anderen auf dem Schiff und quatschten. Schliesslich wurden die Bänke umgekippt und es entstand ein langer Tisch, der voller Teller war. Unser Mittagessen. Ich ass nur ein klein wenig, hatte nicht so Hunger.
Wir fuhren dann um die Insel rum und gingen in einer kleinen Bucht vor Anker. Dieses Mal ging ich mutig ins Wasser, nachdem ich mir einen Plastiksack um den Fuss geklebt habe, um möglichst lange die Wunde trocken zu halten. Es war keine Qualle zu sehen. Und während die Tollkühnen vom Dach ins Wasser sprangen, schwamm ich ängstlich Richtung Strand. Ich fühlte mich sehr unsicher beim Schwimmen und weil ich mir das offene Meer überhaupt nicht gewöhnt bin. Ich verbachte nur ein paar Minuten mit Schnorcheln. Meine Maske war undicht und so machte es überhaupt keinen Spass. So schwamm ich wieder zum Boot zurück. Auf halber Strecke hörte ich meinen Namen rufen und blickte zurück. Es war eine der Kanadierinnen, Rylee. Sie klang ängstlich. Ich reagierte instinktiv und zwang mich innerlich selbst zur Ruhe, während ich versuchte meinen Kopf über Wasser zu halten. „Alles gut! Ich warte hier auf dich! Nimm dir Zeit! Ganz ruhig! Du hast es fast geschafft. Nimm die Maske ab und binde sie dir an den Arm, so kannst du besser atmen und sehen!“, rief ich ihr immer wieder zu. Ich hatte doch selbst ein bisschen Angst. Um mich war es dunkles Meer, kein Boden. Die Wellen höher als in Strandnähe. Aber ich hatte jetzt eine Rolle einzunehmen. Ich schwamm neben ihr her mehr Richtung Boot. Als wir das Seil zum Anker erreichten, zog ich sie dahin, damit sie sich festhalten konnte. Sie gestand, dass sie Panik überkommen habe, mit dem offenen Meer und das Gefühl, dass man sie zurück liess und sie keine Hilfe bekam. Ich beruhigte sie. Dann schwamm ich die paar Meter zur Leiter und hielt ihr die Hand hin, damit sie noch höher kommen konnte. Währenddessen schwamm ich direkt neben dem Boot und schlug mit wegen den Wellen ein paar Mal den Kopf am Holz an. Da sie sich jetzt sicher fühlte, sass sie auf der Leiter und filmte das rege Springen der anderen. Ich dafür war langsam am Ende meiner Kräfte. Zudem wollte ich den mittlerweile nassen Sack vom Fuss haben. Ich quetschte mich also an ihr vorbei und kletterte hoch. Im Bug lag auch auf mein Tuch und schlief für ein paar Minuten ein. Als ich aufwachte, sassen die Jungs hinter mir auf dem Holz und Jenny neben mir. Sie gab mir etwas Sonnencreme zum nachbessern. Dann quetschte sie sich zwischen die Jungs und neben den Iren.
Das Schiff legte ab und machte sich auf den Heimweg. Unterdessen hatten ein paar den Job als DJ übernommen und es lief in voller Lautstärke grässliche BumBummusik! Ich entdeckte Olivia auf der Seite des Bootes beim Lesen und setzte mich kurz zu ihr. Dann holte ich ebenfalls meinen eReader. Doch kurze Zeit später gesellte sie sich zu den anderen. Ich nahm stattdessen ihren Platz. So sass ich nicht voll in der Bassrichtung. Der Führer tanzte wild mit den anderen zu dieser Art von Musik.
Zurück im Hostel nahmen wir unsere Sachen und bezogen unser Zimmer. Um 18.00 Uhr ging ich mit Little Lauren auf die Dachterrasse für den gratis Shot. Sie blieb oben und ich ging kurz darauf wieder hinab. Ich wollte einfach eine kurze Pause haben und mich mit den anderen unterhalten. Die anderen gingen dann später zusammen mit dem Guide auf Streetfoodtour in Vietnam. Da mir das vietnamesische Essen überhaupt nicht schmeckt, blieb ich im Hostel und machte ein bisschen Nachholbedarf meiner Mails. Zum Glück hatte ich noch eine M&Ms Packung, die ich genüsslich mampfte. Gerade als ich irgendwann einen Film anfangen wollte, kamen die anderen zurück. Wir haben dann noch bis in alle Nacht gequatscht, bis die anderen einschliefen.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: „Relchen’s Adventures“!