Es war zwar noch nicht mal 19 Uhr, aber ich lag schon völlig erschöpft im Bett und lauschte dem Regen, der gerade die Welt vor meinem Fenster untergehen liess.
Letzte Nacht habe ich nicht so gut geschlafen. Die Matratze muss wohl aus Stein sein, so hart wie diese war. Und dank dem Jetlag war ich auch schon knapp um 4 Uhr morgens wach. Um 6 Uhr hat plötzlich das Telefon geklingelt und ich habe verwirrt abgenommen. Eine chinesische Frauenstimme hat irgendetwas gesprochen. «Was sagen Sie?», habe ich auf Englisch gefragt. Doch sie hatte schon aufgelegt. Um 7 Uhr haben wir uns in der Lobby getrofen, wo wir erfuhren, dass das Telefon, das um 6 Uhr geklingelt hatte, ein Wakeup-Call gewesen sei. Die Rezeption hatte unseren Guide falsch verstanden und alle so geweckt (und sicherlich noch mehr verwirrt), statt nur unseren Guide. Kurz darauf sind wir auch schon durch das taghelle Peking Richtung Great Wall gefahren. Der Verkehr schläft hier ja sowieso nie und still ist es auch sehr selten. Und so viele Menschen. Die fahren hier wie die Henker und jeder macht einfach, was er will. Durchgezogene Linie? Nee, die ist nur Deko! 4 Spuren Autobahn? Machen wir doch 6 draus!
Bei der Ankunft als ich dann einen Teil der Grossen Mauer gesehen habe, musste ich mich kurz von der Gruppe entfernen. Ich war so überwältigt und glücklich, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich habe mir dann mit zwei anderen Gruppenmitgliedern, welche nicht so sportlich sind, und dem Guide ein Ticket für die Seilbahn gekauft und bin zum weitesten entfernten Turm (Nr. 14) hochgefahren, während die übrigen zu einem der tiefsten Türme (Nr. 8 oder 10) hochliefen. Beim Turm oben fand ich eine Gottesanbeterin und konnte gleich ein paar Fotos machen. Das war mega! Wie sind einfach zusammen über die Mauer gelaufen und haben viele Fotos gemacht. Es war einfach unbeschreiblich!
Die Idee mit der Seilbahn hat sich dann als hervorragend erwiesen, weil die anderen uns genau beim Turm (Nr. 19) vor dem höchsten Punkt (Nr. 20) eingeholt und wir uns dann gemeinsam diese höllische Treppe hochgekämpft haben. Am Schluss kamen sogar noch das deutsche Pärchen, welches sich eigentlich ein bisschen absondern wollte.
Als Ausgleich lief ich dann alles zu Fuss der Mauer entlang zurück bis zum Turm 8 und habe unterwegs nochmals eine Gottesanbeterin gefunden. Ein Mann, der sie auch entdeckt hatte, war total aus dem Häuschen. Er habe noch nie in seinem Leben eine gesehen und als ich ihm sagte, dass das schon die zweite für mich innert ein paar Stunden sei, fiel er fast hintenüber. Beim Turm 8 lief ich dann den Hügel zum Treffpunkt hinab. Da war ich sogar für fast eine halbe Stunde ganz allein. Voll schön! Unten haben die anderen schon gewartet und wir haben noch kurz was gegessen in einem der Restaurants. Ich hatte Beef-Zucchini Dumplings, war lecker. Aber in diesem Moment hatte ich mehr Freude an der kalten Coladose!
Auf dem Heimweg hab ich in diesem unbequemen Bus geschlafen und das hatte mein Schleudertrauma gar nicht gerne. Und weil ich nichts zum Frühstück hatte und natürlich zu wenig getrunken habe, habe ich mir einen leichten Sonnenstich geholt. Beim Hotel ging ich noch kurz in den Supermarkt in der Mall. Was für ein Labyrinth! Ein Wunder habe ich es da wieder rausgeschafft! Dafür hab ich nun Abendessen, Frühstück für morgen und Proviant für am Mittwoch im Zug. Plus 5-liter Flasche Wasser zum Auffüllen. Das ist auch der Grund, weswegen ich bereits im Bett lag. Und im Grunde wollte ich nur eine Nackenmassage und viel Liebe.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: «Relchen’s Adventures»!