Da es seit gestern sintflutartig geregnet hat, konnte ich noch schlechter schlafen als die Nacht zuvor. Um 4 Uhr morgens habe ich es dann aufgegeben. Ich bin im Bett liegen geblieben und habe bis um 6 Uhr ein bisschen gelesen. Danach gab es eine warme Dusche und anschliessend habe ich meine Sachen gepackt. Um halb 8 ging ich voll bepackt zum Zimmer von ein paar Reisegspänli, um meine Sachen für den Tag zu deponieren, weil wir bis auf zwei Zimmer ansonsten schon auschecken mussten. Um 8 Uhr trafen wir uns dann alle in der Lobby, wo uns auch unser Reiseführer für die Verbotene Stadt erwartete.
Und schon ging es los. Wir liefen zur U-Bahnstation. Dort ist der Eingang und der Ausgang strickt getrennt. Beim Eingang muss man den Sicherheitsposten passieren, welcher Taschen und Rucksäcke scannt, während man durch den Metalldetektor läuft. Genau wie sonst jeweils am Flughafen. Abgesehen davon, war es eine ordentliche und normale U-Bahn. Zwischen Perrons und Gleisen hat es eine Glaswand mit automatischen Türen und alle paar Meter sind auf dem Boden Bereiche eingezeichnet, damit man weiss, wo man warten muss und wo die Aussteigezone ist. Finde ich voll unnötig, da die Chinesen sowas wie Anstand sowieso nicht kennen und drängeln und alles.
Als wir dann ausstiegen hat uns der Führer auf der Strasse kurz alles gezeigt und die ersten Infos erzählt. Auch auf dem Platz des himmlischen Friedens geht es strickt zu. Obwohl es in China allgemein sehr viel Polizei und Militär vor Ort hat, war es an diesem Platz richtig schlimm. Auch hier ging es brav den ellenlangen Absperrungen entlang, durch eine neue Unterführung, Sicherheitskontrolle passieren, wieder an die Oberfläche und dann gab es das Briefing. Fotos von dem und dem da – okay. Von da und da – verboten. KEINE FOTOS VON POLIZEI ODER MILITÄR. Imfall. Gut, das habe ich ja auch schon vorher gewusst. Der Guide hat dann kurz etwas über die Geschichte des Platzes erzählt (das mit den Studenten war nur eine Randnotiz bei ihm, aber immerhin) und dann hatten wir genau 10 min Zeit, um uns umzuschauen und Fotos zu machen. Ich habe natürlich die Australier gepackt und mich mit ihnen auf die Suche nach meinem Virtual Cache gemacht. Schliesslich hatte ich den bei der Mauer gestern verpasst und die um unser Hotel wollte ich nicht.
Danach ging es dann weiter zur Verbotenen Stadt und hui! Ich sag es dir! Die ist dann wunderschön! Es war total egal, dass es immer noch den ganzen Tag geregnet hat. Aber die haben Details und wenn du bedenkst, was die für Ausmasse hat, musste die damals echt unglaublich gewesen sein. Was ich schade fand, dass wir nirgend so richtig Zeit hatten, um durch die Fenster zu sehen oder uns sonst umzuschauen. Wenn wir hielten, dann nur damit er uns was erzählen konnte und ich habe doch bei seinem Akzent nur die Hälfte verstanden. Dennoch konnte ich gut ganz viele Fotos machen. Vor allem die paar, wo man die vielen Leute mit all ihren bunten Regenschirmen auf den Plätzen sieht, finde ich toll.
Lunch gab es in einem winzigen Café, in dem die Wände vollgeschrieben sind mit Gästeeinträgen. War ganz sympathisch. Der chinesische Jasmintee war total lecker, das Essen ging so meiner Meinung nach. Anschliessend konnte die Gruppe machen, was sie wollte. Ich schloss mich den meisten an, welche den Himmlischen Palast oder Tempel besuchen wollten und das war schlussendlich ein Riesen Fehler. Das deutsche Pärchen wollte Anführer sein und dabei hatten sie keine Ahnung und haben nie auf die anderen gewartet. Hat mich so tierisch genervt. Am Schluss musste ich auf Google Maps gucken, wo der Eingang ist, weil keiner auf die Idee kam, das zu tun. Das Pärchen ist mir bis jetzt auch am unsympathischsten. Die kamen bei der Führung schon die ganze Zeit zu mir und ich sollte für sie übersetzen. Menno! Dadurch habe ich selbst von dem wenigsten, das ich verstand, noch mehr verpasst.
Beim himmlischen Palast habe ich mir dann nur das Eintrittsticket gekauft, weil ich nicht alles sehen wollte und es auch nirgends richtig beschrieben war. Die meisten taten es mir nach. Kaum drinnen verschwand das deutsche Pärchen und ich war mit den übrigen allein. Wir liefen durch die Parkanlage und mussten dann frustriert feststellen, dass uns Ticket anscheinend wirklich nur für den Park galt und nicht die ganzen Häuschen und Tempel. Toll! Die Australier meinten zwar, das wäre grad gut gewesen, weil sie gemerkt hätten, dass sie bereits schon mal hier gewesen seien. Mich hat es trotzdem ein wenig genervt. So haben wir einfach eine kurze Runde durch das Grün gedreht, haben Wiedehopfe gesehen und sind dann auch schon wieder zurück zum Hotel. Das ganze Theater war also irgendwie für die Katz.
Im Hotel haben wir abwechselnd geduscht und ich lief noch kurz in die andere Mall nebenan, weil ich gesehen habe, dass die Ugly Dolls haben. War aber auch ein Reinfall, da es nur eine Ausstellung ist und alles auf chinesisch und keiner Englisch kann. Hab dann für chinesische Verhältnisse ein Heiden Geld bei einer Bäckerei liegen gelassen und ein paar Brötchen gekauft für die Zugfahrt.
Im Hotel mussten wir trotzdem noch circa 3 Stunden warten. Aber dann kam endlich unser Bus und wir fuhren los zum Bahnhof. Dort ging es zuerst durch die Pass- und Ticketkontrolle, dann Sicherheitskontrolle und dann in eine separate Wartehalle mit ein paar Hundert anderen Chinesen, welche insgesamt auf 3 Züge warteten. Jeder Zug hatte aber seinen eigenen Eingang. Wir standen mit unserem ganzen Gepäck schon seit 40 min in der Schlange als endlich der Zug kam. Auch hier mussten wir wieder unsere Tickets zeigen. Endlich durften wir aufs Gleis und runter zum Zug. Jetzt hiess es nur unseren Waggon suchen, das Abteil und entsprechende Bett. Denn auf dem Ticket steht dein Name, deine Passnummer und wo du genau schläfst; also im unteren, mittleren oder oberen Bett. Ich hab im ersten Moment gedacht, dass das wohl ein Scherz sein muss, als ich gesehen habe, wie eng unsere Kabine für 6 Personen ist. Im Gang kann genau eine Person stehen. Unter dem Bett hat je nachdem ein Rucksack oder Koffer in Handgepäckgrösse Platz. Zum Glück gab es noch einen schmalen Streifen Gepäckablage bei den oberen Betten, und trotzdem hatten nicht alle unseren Sachen Platz. Ich musste meinen gelben Rucksack auf die winzige Ablage beim Bett quetschen und den Proviantsack ans Fussende, was mir ziemlich viel Platz weggenommen hat vom ohnehin schon sehr kleinen Bett. Also mein Mann wäre eindeutig zu gross für das Bett gewesen. Und hinsetzen konntest du dich ja auch nicht, nur bei den unteren Betten war es hoch genug. Doch ich fand das ziemlich dreist, weil da zwei Chinesen schliefen. Im Gang draussen hatte es jeweils winzige Zweiertischlis. Die Klappstühle waren immer heiss begehrt, doch ohne Lehne, was dann doch sehr auf den Rücken ging.
Ich bin dann schon früh ins Bett. Hab die Linsen rausgenommen, Hörbuch an und die In-ear-Kopfhörer drauf sowie die Schlafmaske angezogen. So ging es grade knapp. Habe trotzdem schlecht geschlafen, weil es so unbequem war mit den Kopfhörern, der Zug ruckelte, ich mich nicht strecken konnte und dauernd jemand an meine Füsse kam beim rauf- oder runterklettern. Und dann das ganze Geschnarche.
Seid ihr auch schon gespannt, wie es weiter geht? Dann schaut rein bei der nächsten Episode von: «Relchen’s Adventures»!